Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby will wieder mehr gestillt werden

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby will wieder mehr gestillt werden

JoBi

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Guten Morgen, mein Sohn, neun Monate alt, wurde bis sechs Monate voll gestillt, die ersten Beikost-Wochen haben wunderbar funktioniert. Er hat gut und auch gerne gegessen. Seit einigen Tagen, eigentlich gekoppelt mit einem nächtlichen Schlafproblem, isst er nur noch sehr wenig und will wieder mehr an die Brust. Die Breimahlzeiten enden für gewöhnlich nach zwei bis drei Löffeln mit ganz plötzlich einsetzendem Weinen, völlig egal, um welche Art von Brei es sich handelt. Es macht mir nichts aus, ihn wieder häufiger zu stillen, allerdings habe ich Bedenken, ob er auf diese Weise wirklich genug bekommt. Ich glaube eigentlich nicht, dass die Milch noch ausreicht für seinen tatsächlichen Bedarf. Mit Flaschennahrung anfangen möchte ich eigentlich in seinem Alter nicht mehr. Soll ich ihn nur noch zu festen Zeiten an die Brust lassen oder seinem Bedürfnis nachgeben, so lange es eben dauert? Grüße, JoBi


Biggi Welter

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Liebe JoBi, auch wenn es immer wieder behauptet wird: mit neun Monaten ist ein Baby noch nicht so „raffiniert“, dass es die Mutter so bewusst austricksen will und gar durch Nahrungsverweigerung das Abstillen verzögern will. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und stattdessen wieder häufiger oder mehr gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag. Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte. So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja offensichtlich gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das nun neu auf deutsch erhältliche Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Wenn dein Kind wieder mehr stillt, wird sich auch die Milchmenge wieder steigern, keine Sorge. LLLiebe Grüße Biggi Welter


JoBi

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Danke für die Antwort - ja, das Buch von Dr. Gonzalez habe ich schon und finde es auch sehr lesenswert. Ich möchte aus den Mahlzeiten auf keinen Fall einen Kampf werden lassen, wollte mich nur versichern, dass es auch okay ist, wenn mein Sohn für eine Weile (wieder) mehr Muttermilch zu sich nimmt. Wieviel er allerdings letzten Endes wirklich trinkt, weiß ich ja nicht - er ist eigentlich immer recht schnell fertig. Leider sind auch die Windeln nicht mehr so nass wie früher. Haut und Augen sehen aber nach wie vor gut aus. Ich habe gar nicht vor, ihn wirklich abzustillen. Wenn es nach mir geht, kann er ruhig so lange an der Brust trinken, wie er es möchte.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe JoBi, was hat denn dein Kleiner in den letzten Wochen so zugenommen? In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. Wenn dein Kind ausreichend zunimmt, besteht sicherlich kein Grund zur Sorge! Biggi


JoBi

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Hallo Biggi, ich habe leider keine Waage für meinen Sohn. Mit mir zusammen auf der kleinen Badezimmer-Waage gewogen und mein Gewicht dann abgezogen komme ich für ihn auf knapp neun Kilo, bei der letzten U vor drei Monaten (da war er genau ein halbes Jahr alt) wog er acht Kilo. Letzte Woche war der Kinderarzt zufrieden mit ihm, gewogen hat er ihn allerdings nicht. Danke für Deine Ratschläge, ich denke, ich bleib mal ganz gelassen. Es wollte ja wohl noch kein Kind bis zur Volljährigkeit gestillt werden... ;-) Und bisher fühlen wir beide uns ja noch wohl dabei! Grüße, JoBi


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