Liebe Biggi,
Mein Baby ist nun fast 5 Monate alt und wird immer unruhiger beim Stillen. Besonders abends ist es sehr anstrengend, da er nur an der Brust einschlafen kann, habe ich keine andere Wahl als durchzuhalten. Schlafen ist ein anderes Problem. Aber das Stillen wird immer schlimmer und ist manchmal nicht auszuhalten. Er zieht stark an der Brust und lässt immer wieder los, wobei er dabei leider nicht den Mund aufmacht, sondern die Brust ruckartig aus dem Mund zieht um dann sofort wieder weinend nach der Brustwarze zu suchen, auch mit den Händen. Oft dreht er auch den Kopf weg ohne die Brust loszulassen. Er hat sehr wenig Brust im Mund und drückt sich zusätzlich mit den Armen weg. Neu ist jetzt auch, dass er "singt" und viel mit den Beinen strampelt. Ich haben mich bereits an eine Stillberaterin gewandt, sie meinte dass das Baby so einen starken Milchspendereflex reguliert und das zappeln nur eine Phase sei. Es wird aber immer schlimmer und tut mir auch sehr weh, da er meine Brustwarzen so lang zieht. Ich bin nicht sicher, ob der Milchspendereflex wirklich so stark ist. Wie kann ich das testen? Es läuft keine Milch danaben und er spuckt auch nicht. Bis zum Abend sind die Probleme zwar da, aber weniger schlimm. Das geht jetzt schon fast einen Monat so. Ich breche das ganze Theater immer selber ab. Mal nach 30, mal nach 60 Minuten. Der kleine hat noch nie freiwillig von der Brust abgelassen.
Wir haben etwa 7 nasse Windeln am Tag, das Baby macht einen gesunden Eindruck, ist sehr aktiv und nimmt pro Woche ca 100g zu. Er ist zwar eher schmal, aber ich gehe ich davon aus, dass er genug Nahrung bekommt und der KiA ist auch zufrieden.
Für ein paar Tipps wäre ich sehr dankbar.
von
Lalelulala
am 24.10.2022, 21:46
Antwort auf:
Baby lässt sich nicht richtig anlegen
Liebe Lalelulala,
auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind.
Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen.
Eine andere Ursache kann tatsächlich auch der Schnuller oder die Flasche sein, auch wenn sie selten gegeben werden. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger.
Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen.
Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau.
Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?
Wenn du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt.
Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen.
Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht.
Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.10.2022
Antwort auf:
Baby lässt sich nicht richtig anlegen
Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.
Wir geben den Schnuller recht selten, aber vielleicht ist das zu oft. Ich werde es probieren.
Eine zeitlang hat es gut funktionert, wenn ich auf den Rücken lag und mein Baby auf meinem Bauch. Mittlerweile klappt keine Stillposition mehr so richtig. Beim nächtlichen Stillen läuft die Milch ab und an aus der Nase, ansonsten habe ich nicht das Gefühl, dass der Milchspendereflex stark ist.
von
Lalelulala
am 25.10.2022, 10:47