Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby dauerhaft an der Brust... Was tun?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby dauerhaft an der Brust... Was tun?

Denise1508

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Hallo! Meine Kleine ist 4 Wochen alt. Sie ist sehr unruhig und lässt sich kaum beruhigen. Ich habe schon alles probiert (Pucken, Tragegurt, Föhnen, Herumtragen, Schnuller...) manches hat etwas geholfen, aber sobald man sie hinlegt schreit sie wieder los. Das Einzige, was sie wirklich zum einschlafen bringt ist, wenn sie an meiner Brust nuckelt. Aber hier ist auch das Problem, dass sie, sobald ich aufstehe oder sie hinlege, wieder aufwacht und weiterschreit. Ich kann mich schon den ganzen Tag mit ihr ins Bett legen, aber ich bin leider viel alleine, da meine Familie 3 Stunden entfernt wohnt und somit komme ich weder zum Essen noch zu irgendetwas anderem. Mein zweites Problem ist, dass ich schon nicht mehr weiß ob sie tatsächlich Hunger hat oder nicht... Ich hatte auch Anfangs zuwenig Milch produziert, da ich fast nichts gegessen habe und habe jetzt Angst, dass es wieder passiert. Was kann ich noch machen um sie zu beruhigen oder ihr das Nuckeln abzugewöhnen? Ich weiß, dass sie sehr an mir hängt, da wir eine Zangengeburt hatten, sie zweimal stecken geblieben ist und dann wurde sie richtig rausgerissen. Ich möchte ihr auch die Nähe geben, die sie braucht, aber mir geht selbst die Kraft aus. LG Denise


Biggi Welter

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Liebe Denise, eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind viel quengelt und weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Sehr gut beschrieben sind High Need Babys in dem Buch „Das 24 Stunden Baby" von Dr. William Sears und Dr. Sears gibt auch Anregungen und Erklärungen, was Eltern tun können, um zu einem einfacheren Alltag mit ihren Kindern zu kommen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der LLL, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Wichtig ist, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... Sehr ans Herz legen mag ich euch ein Tragetuch. Denn getragene Säuglinge sind meist pflegeleichtere Säugling, weil sie durch den intensiven Körperkontakt eines ihrer Grundbedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigen können. Ein weiterer Vorteil: Auch der Papa kann sich das Baby an den Körper binden und mit ihm schöne lange Spaziergänge machen, während denen das Kleine an seinen Körper gekuschelt schlafen wird. Dies stärkt auch die Bindung zwischen Vater und Kind auf besondere Weise! Wie so ein Tuch optimal gebunden wird können dir die meisten Stillberaterinnen zeigen, darum macht es allein deshalb schon Sinn, mal zu schauen, ob es jemanden in Eurer Nähe gibt! • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Hast du schon den Kinn-Trick beim Abdocken mal ausprobiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). LLLiebe Grüße Biggi


Denise1508

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Das wichtigste für mich ist, dass es meiner kleinen gut geht. Ich hätte noch eine Frage. Was kann ich machen, wenn sie sich gar nicht beruhigen lässt? Ich kann sie doch nicht einfach schreien lassen oder hat sie da dann einfach das Bedürfnis alles rauszuschreien und soll man sie einfach halten und sie schreien lassen. Es tut mir im Herzen weh, wenn sie das macht und ich hilflos zusehen muss.


Biggi Welter

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Liebe Denise, hilft es vielleicht, wenn Du dein Baby ins Tragetuch nimmst? Vielleicht hat es Blähungen, durch das Tragen kann die Luft so entspannt nach oben und außerdem spürt dein Baby deine Nähe und kann so evtl. leichter zur Ruhe kommen. Manchmal hilft es auch, wenn die Mutter sich einfach neben das Kind legt und es streichelt oder ihm etwas vorsingt, oft will ein Baby aber auch richtig gehalten werden. Ganz wichtig ist es, dass DU ruhig bleibst. Ich möchte dir noch ein Buch empfehlen, welches mich sehr beeindruckt hat, es heißt „Vom untröstlichen Weinen….zum friedlichen Sein“ von Christina Hurst Prager. Ich fand das Buch ungeheuer aufschlussreich, schau doch mal rein. LLLiebe Grüße, Biggi


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