Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Arzt rät zum Abstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Arzt rät zum Abstillen

Soltom

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Hallo, ich hätte gerne eine weitere Meinung bei folgendem Thema: Ich stille meine Tochter (23 Monate) noch Abends zum Einschlafen, ab und an einmal nachts (vielleicht jede dritte oder vierte Nacht kommt das vor), oft nochmal morgens wenn sie aufwacht. Am Wochenende auch ab und zu einmal Mittags (ebenfalls Einschlafstillen) Ich habe nicht das Gefühl dass es ihr dabei um die Milch geht, eher um Nähe und Beruhigung. Heute waren wir für die U7 beim Kinderarzt und er hat mir dringend dazu geraten endlich abzustillen. Er meint, zum einen sei die Gefahr für Karies und für Zahnfehlstellungen zu groß und zum zweiten würde sie noch zu viel Milch bekommen und dann "nicht richtig essen". Ist es wirklich so wichtig, dass sie schnellstmöglich komplett abgestillt wird? Sie hat noch nie einen Schnuller akzeptiert, die Brust war immer ihre Art, zur Ruhe zu kommen. Ich möchte aber natürlich nicht, dass sie dadurch einen (bleibenden) Schaden davonträgt. Was ist Ihre Meinung? Gibt es zu dem Thema vielleicht valide Studien? Schönen Gruß


Biggi Welter

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Liebe Soltom, wenn es dir und deinem Kind beim Stillen gut geht, dann gibt es keinen Grund, dass du jetzt abstillst. Du schadest damit weder dem Kind noch dir, im Gegenteil es gibt eine ganze Reihe von gut dokumentierten Vorteilen sowohl für dich als auch dein Kind, die sich aus einer längeren Stillzeit ergeben. Ich fürchte, dass hier mal wieder jemand seine private Meinung zur „wissenschaftlich gesicherten Tatsache" erhoben hat. Wenn die Ärztin sagt, dass nicht länger gestillt werden soll, dann steht sie mit dieser Aussage im klaren Widerspruch zu den offiziellen Empfehlungen von WHO (Weltgesundheitsorganisation), AAP (Amerikanische Akademie der Kinderärzte) und anderen unabhängigen und um die Gesundheit und Entwicklung unserer Kinder besorgte Organisationen. Das heißt, es ist seine private Meinung, die nicht wissenschaftlich gestützt ist. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird. Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ... Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4 Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig. Hast du den Eindruck, dass dein Kind nicht ausreichend isst? Sicherlich würde Muttermilch alleine nicht ausreichen, aber deine Milch ersetzt keine Mahlzeit, oder? Lieben Gruß Biggi Biggi


Soltom

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Nein, sie entwickelt sich vom Gewicht her genau richtig (schon seit sie einen Monat alt ist ist sie immer exakt in der Mitte der Perzentilkurve) und hat mal Phasen in denen sie sehr gut ist und dann ab und an mal mag sie weniger essen. Es gibt Phasen wo sie viel Nähe braucht und da ist Stillen die beste Möglichkeit. Außerdem rede ich mir ein wenig ein, dass es ihr im ersten Kitajahr schon auch geholfen hat was ihre Immunabwehr angeht. Sie hat mich zwar sehr oft mit diversen Viren angesteckt, war dann aber selbst nie wirklich krank. Ich werde sicherlich nicht mehr ewig stillen, aber solange es ihr nicht eindeutig schadet will ich mir da eben auch nur ungerne reinreden lassen. Danke auf jeden Fall für die Antwort!


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