Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, wieder einmal bist Du meine letzte Hoffnung. Meine Tochter ist 14Monate und wird noch morgens und abends gestillt. Ich bin jetzt in der 8.Woche schwanger und habe den ganzen Tag mit Übelkeit zu kämpfen. Dadurch trinke ich kaum noch, kann mich auch kaum dazu zwingen, weil die Übelkeit nur schlimmer wird. Geht jetzt die Milch endgültig zurück? Meine andere Frage ist, nun langsam möchte ich abstillen. Morgens nuckelt sie auch nur noch und abends schläft sie weiterhin an der Brust ein. Was für mich sehr schön ist, aber dadurch läßt sie sich auch nicht vom Vater ins Bett bringen. Allein, wenn er ihr nur den Schlafsack anziehen möchte, gibt es ein grosses Geschrei. Sie will nur zu mir. Ich bin dann echt hilflos, einerseits möchte ich auch loslassen, aber ich kann sie einfach nicht weinen lassen. Ich denke natürlich auch daran, wenn ich durch die Schwangerschaft mal nicht da bin, was passiert dann! Meinst Du ich muß dann mit einem ganz neuen Abendritual anfangen und den Vater damit einbeziehen oder soll ich sie jetzt in ihr eigenes Zimmer schlafen legen (sie schläft noch bei uns im Schlafzimmer, und auch mal bei uns im Bett).Ich bin sehr hilflos und hätte mir das Abstillen nicht so schwer vorgestellt! Aber Deine Meinung ist mir sehr wichtig und deshalb freue ich mich auf Deine Antwort und sorry für diesen ausführlichen Text! Einen schönen Abend lg Anke
Liebe Anke, ich kann gut nachempfinden, wie kaputt Du bist, denn ein Kleinkind und erneut schwanger zu sein ist unter günstigen Umständen schon anstrengend. Es wird viele Menschen geben, die dir jetzt empfehlen, mit deiner Tochter ein sogenanntes Schlaftraining durchzuführen. Zu diesem Thema werde ich dir eine Buchbesprechung einer Stillberaterinnenkollegin und Ärztin anhängen. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, dass deine Tochter spürt, dass "Konkurrenz" im Anmarsch ist? Kinder in ihrem Alter haben zwar vielleicht noch nicht die Fähigkeit sich verbal so auszudrücken und auch das Sprachverständnis erscheint unter Umständen noch nicht so weit, dass ein Kind etwas doch relativ Abstraktes wie eine frühe Schwangerschaft versteht, aber sie haben sehr feine Antennen für solche großen Ereignisse und es kann sie sehr verunsichern. Verständlicherweise will sich das Kind dann vergewissern, dass seine Mama weiter für es da ist und klammert (vor allem nachts). Deine Tochter will dich nicht ärgern oder provozieren. Du hast auch nichts falsch gemacht. Es ist einfach die Erwartungshaltung in unserer Gesellschaft, die von unseren Kindern etwas verlangt, was viele schlicht und ergreifend noch nicht leisten können. Da wir als Eltern selbstverständlich den Erwartungen unserer Umwelt auch ausgesetzt sind, beginnen wir zu zweifeln, wenn ein Kind sich nicht so verhält, wie es (anscheinend) alle anderen Kinder tun. Nicht umsonst gibt es viele Mütter, die einfach erzählen, ihr Kind schlafe nachts zehn oder zwölf Stunden ohne aufzuwachen obwohl es gar nicht stimmt. Diese Frauen haben es einfach satt, ständig in Erklärungsnot zukommen, warum denn ihr Kind nicht "funktioniert". Leider erhöhen sie dadurch den Druck auf die nächsten Mütter, die wiederum glauben, dass nur ihr Kind alleine und als einziges in der ganzen Stadt nachts aufwacht und abends schwer einschläft. Doch wie kannst Du jetzt einen Weg finden, dass Du dich wieder besser fühlen kannst und nachts zu mehr Ruhe kommst? Beobachte einmal euren Tagesablauf genau und schau, wann deine Tochter müde zu sein scheint. Probier aus, ob es euch beiden gut tut, einen eher gleichmäßigen Ablauf in euren Alltag zu bekommen. Viele Kinder kommen problemlos damit zu recht, wenn der Alltag sehr spontan abläuft, aber manche Kinder brauchen einen verlässlicheren Rahmen. Lass den späten Nachmittag und den Abend ruhig angehen und ausklingen. Ein festes Ritual vor dem ins Bett gehen kann deiner Tochter helfen. Falls dein Partner dich unterstützen kann, dann spanne ihn ein. Auch wenn Väter keine Brust zum Stillen haben: sie können Kleinkinder ebenfalls beruhigen, sich mit ihnen beschäftigen und sie trösten. Wir Mütter können unseren Partnern da durchaus mehr Kompetenz zugestehen als wir es oft tun. Es wird wahrscheinlich nicht so sein, dass deine Tochter nie protestiert, aber es ist ein großer Unterschied, ob sie alleine in ihrem Bett (oder Zimmer) weinen muss oder geborgen in deiner Nähe erfährt, dass es Grenzen gibt. Kinder brauchen liebevolle Führung und Anleitung und ein beständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse. Das heißt keineswegs "laisser faire" wie es Kritiker behaupten, sondern liebevolle und verständnisvolle Konsequenz, die sich langfristig auszahlt. Ich würde die Kleine im Moment auch noch nicht abstillen, denn es kommt oft vor, dass die Kinder sich während einer neuen Schwangerschaft von ganz alleine abstillen, weil sich der Geschmack der Muttermilch verändert. Außerdem hast Du noch viel Zeit, bis das Baby kommt und solltest Du vorher aus irgendwelchen Gründen einmal nicht da sein, dann spürt dein Kind mit Sicherheit, dass es nicht anders geht. Ich kann da deine Sorge gut verstehen,aber ich kann aus eigener Erfahrung wirklich sagen, dass diese Sorge oft unbegründet ist. Ich musste damals von einem Tag auf den anderen in die Klinik und war lange Wochen dort, trotzdem hat mein Sohn es damals sofort verstanden, dass ich nicht für ihn da sein konnte und ihn auch nicht mehr stillen durfte. Ich bin überzeugt davon, dass es für ihn sehr viel schlimmer gewesen wäre, wenn ich ihm von Anfang an die Brust verweigert hätte, denn es hätte es nicht verstanden, warum er die Brust nicht bekommt, wenn ich doch da war. Lass Euch allen Zeit, in die neue Situation hinen zu wachsen! LLLiebe Grüße Biggi Buchbesprechung: \plain"Jedes Kind kann schlafen lernen" von A. Kast Zahn und H. Morgenrot ISBN 3 9804493 0 0 Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern. Keine Familie wird gefragt, wie liebevoll sie mit den Bedürfnissen ihres Säuglings umgeht. Im Gegenteil, wenn das Baby gerade wenige Wochen alt ist, kommt die scheinbar wichtigste Frage: "Schläft es schon durch?" Für alle Eltern, die diese Frage mit "nein" beantworten müssen, stellt sich sofort die nächste Frage: "Was haben wir falsch gemacht?" Die ersten sechs Monate darf ein Kind nachts noch wach werden, aber dann muß es durchschlafen. So suggeriert es dieses Buch. Richtige Erkenntnisse über den kindlichen Schlaf werden mit Behauptungen vermischt: Kinder müssen ganz alleine einschlafen - ohne Mutterbrust, ohne die Eltern im Zimmer, ohne Schnuller und vielleicht auch noch ohne Schmusetier. Sie haben anscheinend keine Bedürfnisse (zu haben). Denn alles muß beim Aufwachen genauso vorgefunden werden - so die Autoren -, wie beim Einschlafen: die Brust würde aber weg sein, auch die Eltern würden nicht mehr im Zimmer neben dem Bett stehen, der Nuckel könnte aus dem Mund gerutscht und das Plüschtier vielleicht aus dem Bett gefallen sein. Deshalb darf auch nichts davon als Einschlafhilfe verwendet werden. Es kann natürlich sein, so meine ich, daß ein Kind, was so allein ist, auch schnell wieder in den Schlaf kommt, um dieser schrecklichen Situation zu entfliehen. Ist es das, was wir wollen? Die nächste fragwürdige Behauptung diese Buches: Kinder scheinen auch in den ersten Jahren ein Zeitgefühl zu haben. Denn es wird empfohlen, das Kind kontrolliert eine bestimmte Zeit (3, 5, 7, 10 Minuten) schreien zu lassen? Oder steht das deshalb so in dem Buch, weil es uns Eltern leichter fällt, das Kind schreien zu lassen, wenn wir nach einer bestimmten Zeit wieder zu ihm gehen dürfen? Ich denke, auf alle Fälle haben Kinder, die jünger als drei Jahre sind, kein Zeitgefühl. Selbst eine Minute kann für sie eine Unendlich keit sein. Oft klappt das Ein und Durchschlafen aber mit dieser Methode. Hat das Kind doch schlafen gelernt? Meiner Meinung nach hat es zumindest etwas anderes gelernt: Mir kann es schlecht gehen, und ich kann schreien: es kommt doch keiner. Es wird in einen depressiven und traumlosen Tiefschlaf fallen. Das bedeutet auch den Verlust des Urvertrauens mit Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Sollte dies vielleicht ein Grund für die vielen Schlafstörungen in unserer Generation oder der unserer Eltern sein? \plain"Jedes Kind kann schlafen lernen" - ich meine: jedes Kind lernt schlafen. Und zwar dann, wenn es für das jeweilige Kind der richtige Zeitpunkt ist. Bis dahin brauchen die Kinder Begleitung in den Schlaf. Noch immer wissen wir nicht genau, was beim Einschlafen passiert, was sich in unserem Gehirn abspielt, daß wir am nächsten Morgen regeneriert aufwachen. Wir können unsere Gedanken bahnen, indem wir beim Einschlafen an beruhigende Dinge denken. Ein Kleinkind kann das jedoch nicht. Es ist auch nicht möglich, mit Absicht immer zu einer bestimmten Zeit wach zu werden. Wäre es so, bräuchte man keine Wecker auf dieser Welt. Natürlich benötigen viele Eltern Rat, Unterstützung und Begleitung, wenn sie ein schlecht schlafendes Kind haben. Aber ich bezweifle, daß dieses Buch diesen Eltern auf Dauer ernsthaft helfen kann. Einige Beispiele aus dem Buch sollen das deutlich machen: 1. "Erfahrungen aus der Kinderarzt Praxis" (Seite 12) Die Eltern schlafen mit ihren Zwillingen in einem Raum und müssen jeden Abend für die Nacht 17 Fläschchen fertig machen. - Wie schrecklich, vielleicht hätte es geholfen, ein Familienbett zu organisieren? 2. "Welche Probleme können auftreten?" (Seite 90): Das Kind von 12 Monaten erbricht, um seine Eltern zu erpressen. - Welche massiven Störungen in der Eltern Kind Beziehung müssen vorliegen, wenn ein Kind in dem Alter dazu in der Lage sein sollte? Dieses Buch allein kann den Eltern aus dieser Situation bestimmt nicht heraushelfen. 3. "Schmerzen" (Seite 140): Es wird den Eltern empfohlen, dem Kind zum Einschlafen ein Fieberzäpfchen zu geben. Es könnte ja Schmerzen haben, auch wenn nichts gefunden wurde. - Das ist der erste Schritt, alle Probleme mit Medikamenten beseitigen zu wollen und zu einer späteren Medikamenten Abhängigkeit. Fazit: Schade für all diejenigen, die fast 30,- DM für dieses Buch ausgegeben haben. Die Investition in das Buch der La Leche Liga "Schlafen und Wachen" von W. Sears wäre weitaus lohnender gewesen, auch wenn darin keine Patentrezepte zu finden sind. Es gibt nämlich keine! Leider ist das Buch der La Leche Liga kaum in einer Buchhandlung zu finden. Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC
Mitglied inaktiv
Vielen, vielen Dank für Deine ausführlichen, liebevollen und aufbauenden Worte. Du bist und bleibst die beste Stillberaterin der Welt :o)! Lg Anke
Liebe Anke, :-) Da wird ich ja ganz rot, dank dir herzlich. LLLiebe Grüße Biggi
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