Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen wegen Medikamenten

Biggi Welter

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Frage: Abstillen wegen Medikamenten

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Hallo Biggi, meine Tochter ist gut 4 Monate alt. Eigentlich wollte ich 6 Monate voll stillen, jetzt muß ich mich dringend einer medikamentösen Behandlung mit Cortison etc. unterziehen, so daß ich kurzfristig abstillen muß. Allerdings habe ich auf die Schnelle gar keine Ahnung wie das geht. Stelle ich voll auf Flaschennahrung mit Milchersatz (Milupa, Humana etc.) um? Fange ich jetzt schon an mit Breichen? Wie lange muß ich fürs Abstillen rechnen? Vielen Dank für Deine Hilfe Sabine


Biggi Welter

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? Liebe Sabine, Medikamente sind nur selten ein echter Grund zum Abstillen und auch eine Kortisonbehandlung ist in der Stillzeit möglich, ohne dass das Stillen unterbrochen werden muss. Ehe Du jetzt Hals über Kopf abstillst, obwohl Du ja noch gar nicht abstillen willst, solltest Du nochmals mit deiner Ärztin/Arzt sprechen und ihm erklären, wie wichtig das Stillen für dich und dein Kind ist. Deine behandelnde Ärztin/Arzt kann sich bei Unklarheiten über die Verwendung bestimmter Medikamente in der Stillzeit an die Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin (Tel.: 030-306 867 11) wenden. Das Team um Dr. Schaefer hat eigens für solche Medikamentenfragen, die die Schwangerschaft und Stillzeit betreffen einen Beratungsdienst für Ärzte eingerichtet. Falls sich die Ärztin/Arzt nicht gesprächsbereit zeigen und auch keine Alternative suchen wollen, steht es dir frei, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Zum Thema Kortison in der Stillzeit zitiere ich dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerscahft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Nebennierenhormone Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Kortikosteroide. Therapeutisch verwendet werden die nichtfluorierten Kortikoide Prednison (z.B. Decortin), Prednisolon (z.B. Solu-Decortin), .... und die fluorierten Substanzen Betamethason (z.B. Celestamine), Dexamethason (z.B. Fortecortin) ,,, Die Milch-Plasma-Quotienten von Prednison und Prednisolon bewegen sich zwischen 0,05 und 0,25. Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa neun Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden der 9fach höheren Dosis entsprechend 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war die Substanz nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen, 1996). Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10 -80 mg) proportional entsprechende oder sogar darunter liegende Transfermengen für den Säugling ermittelt (Übersicht bei Bennett, 1988; Greenberger et al., 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1 bis 2 % der mütterlichen gewichstbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1 g-Dosis hat der Säugling mit er ersten Mahlzeit eine stunde nach Injektion 0,2 mg/kg seines Körpergewichtes erhalten, seine Tagesdosis ist mit etwa 0,32 mg/kg anzustzen. Für den Säugling ist kein Risiko durch eine üblicherweise kurzdauernde Hochdosisbehandlung zu erwarten, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt würde. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/tag wird mit der Muttermilch nur eine geringe Prednisolonmenge übertragen, die nicht einmal 10 % der kindlichen Kortisolproduktion entspricht. Empfehlung für die Praxis. Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Kortikoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z.B. beim Asthmaanfall oder multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe hoher Dosen ist lediglich der Stillrhythmus so einzurichten, dass möglichst drei bis vier Stunden nach der Applikation eingehalten werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Kortikoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Kortikoids bei Asthma ist unbedenklich" Du siehst, dass es durchaus nicht automatisch heißt „Kortison = Abstillen". Sollte es tatsächlich keinen anderen Weg geben als abzustillen, dann melde dich nochmals und wir arbeiten einen Plan aus, wie das Abstillen so schonend wie möglich für dich und dein Kind durchgeführt werden kann. LLLiebe Grüße Biggi


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