Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen wegen Antibiotika

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen wegen Antibiotika

suncold

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Hallo, da ich jetzt aufgrund einer schweren Mittelohrentzündung starke Antibiotika nehmen muss, darf bzw. Soll ich nicht mehr stillen. Ich stille aber meinen 9 Monate alten Sohn noch nach Bedarf. Gerade morgens, nachts und abends verlangt er noch danach. Er isst aber auch schon 3-4 Breimahlzeiten am Tag. Ich biete ihm da auch immer Wasser an, aber was er da trinkt reicht bei langem nicht. Gebe ich ihm die Flasche? Und mit welche Milch? Pre? Und dann auch nach Bedarf? Und welche Saugergröße brauche ich da? Haben Sie vielleicht noch Tipps wie ich ihm die Umgewöhnung erleichtern kann? Mein Hausarzt meinte ich solle abpumpen. Kann ich dann nach dem Antibiotika weiterstillen? Bzw macht das Sinn? Über eine Antwort wäre ich sehr dankbar. Suncold


Biggi Welter

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Liebe Suncold, ganz sicher ist eine Mittelohrentzündung KEIN Abstillgrund, da darf ich Dich beruhigen :-). Dein behandelnder Arzt kann und sollte eine für dich individuelle Anfrage an die Embryotox in Berlin schicken. Das kostet nichts und geht in der Regel sehr schnell. Ich kann dir schon mal „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer (dem Leiter der Embryotox),zitieren: "Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996). Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten. Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990). Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988). Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985). Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind. Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind. Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden." und in der Wirkstoff-Datenbank der Embryotox findet sich dieser Eintrag: "Stillzeit Pharmakokinetik: HWZ: 1-1,5 h, verlängert bei Neugeborenen; Proteinbindung: 33-50%; molare Masse: 424; orale Bioverfügbarkeit: 30-50%. Klinik: Die meisten gestillten Kinder haben keine Symptome. Im Einzelfall kann es zu dünnerem Stuhlgang, selten zu Durchfall kommen. Empfehlung: Cefuroxim gehört zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit." LLLiebe Grüße, bitte lass Dich nicht hat zum Abstillen überreden, wenn Du nicht bereit bist dazu! LLLiebe Grüße Biggi


Becca09

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Es gibt auch stillverträgliche Antibiotika. Welches hast du denn verschrieben bekommen? Falls nicht stillverträglich lass dir ein anderes verschreiben. Das wäre die einfachste Methode:) Die Flasche nimmt er dir sehr wahrscheinlich eh nicht wenn er bis jetzt nur gestillt wurde.


suncold

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Ich habe mit meinem Hausarzt schon darüber gesprochen bzgl. stillverträgliche Antibiotika. Auch der HNO ist der Meinung dass jetzt was stärkeres her muss denn ich hab auch schon eine Hörminderung durch die Mittelohrentzündung. Und die starken Antibiotika sind nicht stillverträglich da sie Durchfall verursachen.


suncold

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Hallo Frau Welter, vielen Dank für die Antwort. Ich habe Unacid verschrieben bekommen. Da es zu Durchfall auch beim Säugling führen soll hat der HNO zum Abstillen geraten.


Becca09

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Durchfall bei wem? Ich bekam auch starkes Antibtioka, zwar intravenös im KH, durfte meinen 3 Wochen alten Sohn aber problemlos weiterstillen. Solltest du Durchfall bekommen, nimm zur Vorbeugung etwas für die Darmflora. Wie gesagt, gestillte Kinder nehmen meist keine Flasche mit Pre. Dann würde ich auf stillverträgliches Antibiotika bestehen, das kann genauso stark dosiert werden.


Becca09

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Genau das Antibiotika hatte ich auch. Wie geschrieben, zwar intravenös. Mein Kleiner bekam keinen Durchfall. Ich übrigens auch nicht, habe aber zum Vorbeugen etwas für die Darmflora bekommen.


suncold

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Danke für die lieben Antworten. Ich werde schauen ob er es verträgt. Denn Stillen ist mir noch wichtig. Er trinkt ja auch kein Wasser aus der Flasche sondern aus dem Becher. Deswegen war meine Sorge dass er die Flasche gar nicht annehmen wird.


3wildehühner

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https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/sultamicillin/ Du kannst weiter stillen. Ich verstehe nicht, dass Ärzte so leichtfertig zum Abstillen raten, ohne sich darüber zu informieren, ob das wirklich sein muss.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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