Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen vor einer Reise

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen vor einer Reise

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Liebe Biggi, liebe Kristina, meine Tochter ist jetzt 14 Wochen alt und ich habe vor, sie noch mind. bis Ende Juni voll zu stillen. Das Stillen klappt sehr gut und ich genieße diese Zeit auch sehr. Wir wollen allerdings Ende September/Anfang Oktober eine große Reise nach Argentinien machen (Opa besuchen). Da ich Neurodermitis habe, möchte ich natürlich versuchen, so lange wie möglich zu stillen (eventuell auch länger als 6 Monate). Nun bin ich aber unsicher, weil ich gelesen habe, dass Abstillen kurz vor einer Reise eher ungünstig ist, da die Kleinen sich erst an das neue Essverhalten gewöhnen müssen bzw. sich von der Brust abgewöhnen müssen. In einer Ausnahmesituation (Reise nach Argentinien) würde das die Kinder eher verunsichern. Wie seht ihr das? Kann ich es meiner Tochter zumuten, im September abzustillen und dann 2-4 Wochen später nach Argentinien zu fliegen? Bringt das längere (also über 6 Monate) Stillen in Bezug auf Neurodermitisprävention etwas? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen. Herzlichen Dank schon mal und beste Grüße Demi


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Liebe Demi, Sie können ab dem sechsten Monat mit der Beikost beginnen, deshalb müssen Sie aber nicht gleichzeitig abstillen. Die Einführung der Beikost ist dann also keineswegs mit einem Ersetzen der Muttermilch durch feste Nahrung gleichzusetzen. Es ist am günstigsten mit jeweils nur einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Sollen oder müssen aus irgendeinem Grund Stillmahlzeiten vollständig durch Beikost ersetzt werden, sollte nach Möglichkeit ein Abstand von ca. vier Wochen zwischen zwei Mahlzeiten liegen. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können. So lange ein Baby noch mehrmals gestillt wird, muss nicht unbedingt eine weitere Milchmahlzeit (Milchbrei) eingeführt werden, da das Kind seinen Milchbedarf mit der Muttermilch decken kann. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Sicherlich ist es für Sie einfacher, wenn Sie Ihr Baby z.B. während dem Flug stillen können und auch für Ihr Baby wird das Stillen eine Extraportion Nähe bedeuten, wenn es viele neue Erfahrungen macht. Wenn Sie aber vorher abstillen möchten, ist das sicherlich auch in Ordnung, entscheiden SIE selbst, was der beste Weg für Euch alle ist. LLLiebe Grüße, Biggi


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