numbat3
Hallo Frau Welter, Sie gehen vermutlich davon aus, dass eine dieser "üblichen" Fragen zum Thema Abstillen kommt. Aber hier kommt eine richtige Herausforderung. Unsere Tochter ist bald 11 Monate alt und sollte seit dem dritten Monat abgestillt sein. Das Kind hat viel geschrien und wusste immer genau, was es wollte. Ich konnte als junge Mutter (erstes Kind) nicht immer erkennen, was die Kleine will und somit musste sie durch Schreien deutlich machen, dass ihre Bedürfnisse noch nicht erkannt wurden. Sie wollte bspw. im 4 Monat nicht mehr in der Hartschale liegen, sondern vorne sitzen, damit sie herausschauen kann. Es gab natürlich noch einige andere Gründe für das Schreien. Nun kann sie krabbeln, etc. und sich vieles selbst holen. Sie ist nun ausgeglichener. Da ich sie oftmals nur an der Brust beruhigen konnte und sie nur an der Brust einschläft und sie auch ansonsten sehr auf die Brust fixiert ist, sehe ich ein großes Problem auf mich zukommen. Sie hat phasenweise den gesamten Tag über schon Brei gegessen und plötzlich keinen Brei, etc. mehr angenommen. Dann musste ich sie wieder voll stillen, ob ich das wollte oder nicht. Das Kind setzt sich durch. Auch habe ich sie schon an jemanden abgegeben, damit ich abstillen kann. Nach 1,5 Tagen wurde ich angerufen. 'Das Kind verweigere die Nahrung und die Getränke, sie schläft wenig und schreit und weint fast den gesamten Tag und in der Nacht ebenfalls. Ich habe sie dann einmalig gestillt, etc. und bin wieder gefahren. Einen Tag später mussten wir das Experiment abbrechen. Sie war total heiser. Der Kinderarzt hat uns dann in das Krankenaus eingewiesen, um den Säugling einmal gründlich untersuchen zu lassen und damit ich wieder zur Ruhe komme. Ich stand kurz davor sie an eine Pflegefamilie abzugeben. Sie kann so laut und heftig Schreien und um sich schlagen, dass man es kaum aushält. Sie ist sehr renitent. Auch nimmt sie keinen Schnuller, und kaum Fläschen an. Nun habe ich eine Flasche von Nuk gefunden, die sie recht gut annimmt. In der Nacht habe ich es schon versucht, ihr im Schlaf die Flasche zu geben. Das hat einmal geklappt, ein zweites und drittes Mal nicht. Ich möchte sie aber bis zum Ende des 12ten Monats abgestillt haben. Ende des 11ten Monats kommt sie zur Tagesmutter. Da habe ich ein bisschen Hoffnung, dass es besser wird, wenigstens für die Tage, an denen sie betreut wird. Ich bin auch strenger mit ihr geworden, was bspw. beim Wickeln seine Wirkung zeigt. Eine reine "Abstillwoche" werde ich vermutlich trozdem nicht aushalten. Das sind so harte Kämpfe, dass hat bis heute noch keiner geschafft. Mein Mann wiegelt schon ab, dass er für so eine Woche nicht zur Verfügung steht. Einfach abwarten, bis sie das Interesse verliert, das kann u.U. noch lange dauern. Ich kann hier nicht alles beschreiben, wie es bei uns zu Hause ist. Ich denke, dass Sie einen Eindruck bekommen haben. Gibt es Hilfestellungen für mich, die wirksam sind und die ich ausprobieren kann? Mit freundlichem Gruß Doris G.
Liebe Doris, Ihr Baby ist weder renitent noch böse, es hat einfach Bedürfnisse und die bleiben auch nach dem Abstillen. Ihre Tochter will Sie nicht ärgern oder provozieren. Sie haben auch nichts falsch gemacht. Es ist einfach die Erwartungshaltung in unserer Gesellschaft, die von unseren Kindern etwas verlangt, was viele schlicht und ergreifend noch nicht leisten können. Da wir als Eltern selbstverständlich den Erwartungen unserer Umwelt auch ausgesetzt sind, beginnen wir zu zweifeln, wenn ein Kind sich nicht so verhält, wie es (anscheinend) alle anderen Kinder tun. Ein Baby trinkt nicht nur aus Gewohnheit an der Brust, sondern weil es Hunger hat, weil es die Geborgenheit der Mutter sucht, weil ihm die Zähne Probleme bereiten ... die Liste ist lang. Ein Baby will nicht seine Eltern ärgern, sondern es ist ein BABY und keine verkleinerte Ausgabe eines Erwachsenen. Lassen Sie Ihr Baby Baby sein. Schreien lassen ist aus meiner Sicht keine gute Lösung, denn es führt lediglich dazu, dass das Baby resigniert und lernt „ich bin nichts wert“. Dein Baby hat noch keinerlei Zeitgefühl, es lebt ausschließlich im Jetzt. Wenn es sich also jetzt unwohl fühlt und weint (und kein Baby weint ohne Grund oder gar um seine Eltern zu ärgern), dann ist es für das Baby so, als ob dieser schlimme Zustand nie enden wird. Es kann sich nicht sagen „in einer halben Stunde wird alles besser“ oder „es dauert jetzt noch so und so lange, dann hat meine Mama Zeit für mich“. Studien zeigen, dass Babys, die als kleine Babys nicht schreien mussten, im zweiten Lebenshalbjahr deutlich weniger weinten, als Babys, die von ihren Eltern in den ersten Monaten schreien gelassen wurden. Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Sie ersetzen nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes. Die immer wieder vorgeschlagene „Curry Methode" (auch Senf Methode genannt) kann einen sehr gravierenden Vertrauensbruch bedeuten. Stellen Sie sich vor, Ihre kleine Tochter kommt vertrauensvoll zu Ihnen, um an der Brust zu trinken und muss dann erfahren, dass die Brust abscheulich schmeckt. Können Sie sich den Schreck und Schock vorstellen? Ich will nicht leugnen, dass Kinder auf diese Weise abgestillt werden, doch um welchen Preis. Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihre Tochter abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es auf durch „kalten Entzug" zu tun. Erstens kann dies zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind führen und zweitens gibt es keine Garantie, dass Ihre Tochter nach einem Wochenende oder einer Woche, die Sie verschwunden waren nicht doch weiter an die Brust will. Ich werden Ihnen jetzt ein paar weniger drastische Methoden beschreiben, die sich beim Abstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihnen weiterhilft: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Womöglich wäre „punktuelles Abstillen" eine Lösung für Sie. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass zu bestimmten Zeiten nicht mehr gestillt wird oder Sie versuchen Ihr Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel oder bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin oder im Stillshop auf dieser Seite erhältlich. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße, Biggi
numbat3
Hallo Biggi, vielen Dank für die sehr lange Antwort. Die zweite Hälfte geht näher auf meine Frage ein und ich bin seit ein paar Tagen dabei, das "Nuckeln" nach dem Saugen einzustellen. Das klappt prima. Dann hoffe ich noch auf die Tagesmutter, den Selbstlerneffekt, Veränderungen in Stillverhalten und meinen Mann. Einige Kinder hören irgendwann auch von selbst auf, weil sie es nicht mehr wollen. Sie benannten es und wir hören es in letzter Zeit häufiger. Den ersten Teil lasse ich einmal so stehen. Da ist es schief gelaufen in der Kommunikation, was ich nicht klären möchte, da die Zeit dazu fehlt. Nur das eine: Es ist mir bekannt, dass ein Baby nicht böse ist usw. Die Gründe, warum es Muttermilch möchte, sind mir ebenfalls bekannt. Ich kann ja auch lesen und bin selbst nicht bösartig, etc. Aber die Gründe, warum es zu diesen Aussagen gekommen ist, möchte ich nicht mehr klären. Nochmals vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort. Diese Forum ist hilfreich und inhaltlich gut, das hat man selten. Schade, dass der Telefondienst eingstellt wird. Grüße Doris G.
numbat3
Hallo noch einmal, nachdem ich den ersten Teil noch einmal gelesen haben, frage ich mich, was das soll. Ich habe sie in meiner Frage nicht erniedrigt und hätte das auch von Ihnen erwartet. An der Art und Weise, wie ich schreibe, sollte man erkennen können, was für ein Mensch dahinter steht. Ich empfinde diesen Teil der Antwort als demütigend und als Frechheit. Wenn Sie so emotional reagieren, dann ist das ihr Problem. Dann kann man sich nicht mehr sachlich austauschen. numbat
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