Mami20102012
Hallo und guten Tag Meine Tochter ist bald 2 Jahre alt und ich muss sie eigentlich schon lange abstillen. Ich muss Medikamente nehmen aufgrund starker Angststörungen und Schlafproblemen. Ich hatte anfangs deshalb gar nicht vor lange zu stillen. Ich musste die Medikamente in der Schwangerschaft absetzen. Nun geht es mir seit längerem aber gar nicht gut. Ich habe schon so viele Versuche gestartet. Beim letzten Versuch hat mein Mann sich extra frei genommen. Ich versuche schrittweise vorzugehen. Sie trinkt jetzt nur noch nachts und zum einschlafen. Zudem stille ich nur im Sitzen damit das Dauernuckeln beim schlafen aufhört. Ich lege sie dann hinterher wieder hin wenn sie fast wieder schläft. So gewöhnt sie sich dran ohne Brust zu schlafen. Mittags schläft sie ohne Brust im Wagen. Ich habe zuletzt versucht sie in der Nacht nur ganz kurz an die Brust zu lassen und schnell wieder hinzulegen also im wachen Zustand. Das endete mit stundenlangem Schreien und sogar kreischen. Es war ganz furchtbar schlimm. Meine großen Kinder konnten nachts dann auch nicht mehr schlafen. Nach zwei Nächten ohne Schlaf habe ich wieder aufgegeben und ich Stille sie nachts wieder permanent nach Bedarf und lege sie halbschlafend hin. Wie soll ich denn vorgehen? Ich schaffe das absolut nicht. Ist es überhaupt möglich sie ohne Schreien abzustillen? Ich hatte gehofft ihre Gewohnheiten zu ändern und dass es von alleine klappt. Wie kann ich am besten vorgehen? Liebe Grüße und vielen Dank im voraus!
Liebe Mami20102012, ich kann dich gut verstehen und spüre deine Unsicherheit. Wichtig ist es jetzt erst einmal, dass DU dir Klarheit verschaffst. Höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl? Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Vielleicht ist es jedoch auch so, dass dein Umfeld dir zum Abstillen rät und du es eigentlich noch gar nicht möchtest? Hat der Arzt dir gesagt, dass es stillverträgliche Medikamente gibt? Solange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger oder gar nicht mehr stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Je klarer und sicherer DU bist, umso leichter machst du es deinem Kind. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Es ist nicht schlimm, wenn du jetzt deinem Kind noch eine Frist gewährst, wenn es für dich okay ist. Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Wenigerstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch weniger stillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Dein Kind wird diese Phase hinter sich lassen, auch ohne Druck. Und das Abstillen wird auch nicht leichter oder schwieriger. Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Deine Tochter wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Deine Kleine ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. Liebe Grüße, Biggi
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