Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen eines 2,5 Jährigen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen eines 2,5 Jährigen

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Hallo, mein Sohn ist jetzt schon zweieinhalb, und will zum Nuckeln, trösten oder einschlafen immer noch die Brust. Flasche oder Schnuller nimmt er nicht. Mich belasten die Nächte sehr, da er ab 3:00 Uhr morgends überhaupt nicht mehr ohne meine Brust im Mund schlafen kann. Meine Versuche ihn abzustillen sind allesamt kläglich gescheitert. Momentan (seit 5 Tagen) nehme ich Abstilltabletten, in der Hoffnung, wenn keine Milch mehr kommt, dass er von selbst die Lust verliert. Allerdings habe ich immer noch ein bißchen Milch, und er nuckelt weiter. Flasche oder Schnuller nimmt er auch jetzt nicht. Die Tabletten gehen sehr auf den Kreislauf und ich bin fix und fertig und weiß nicht wie es weitergehen soll. Soll ich das jetzt durchziehen oder mit den Tabletten aufhören und hoffen, daß er irgendwann von selbst auf meine Brust verzichtet? Danke und viele Grüße Anke


Biggi Welter

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? Liebe Anke, gerade heraus gesagt: die Abstilltabletten werden Ihnen zwar eine Menge Nebenwirkungen bringen, aber wohl kaum zum Abstillen verhelfen, vor allem nicht bei einem Kind in diesem Alter. Abstillen ist ein ebenso natürlicher Vorgang wie das Stillen und es kann deshalb selbstverständlich ohne Medikamente abgestillt werden. Es ist sogar so, dass Abstillmedikamente mit sehr viel Vorsicht zu betrachten sind. Diese Medikamente können ganz erhebliche Nebenwirkungen haben und sollten deshalb wirklich nur sehr, sehr überlegt eingesetzt werden. Angesichts möglicher Risiken für die Mutter sollten beim Abstillen physikalischen Maßnahmen wie Kühlung (Quark- oder Eiswickel) den Vorzug gegenüber Ergotaminpräparaten erhalten. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat aufgrund der mütterlichen Risiken die Zulassung für Bromocriptin („Pravidel") zum Abstillen zurückgezogen (Herings et al., 1995). Außerdem haben sehr viele Frauen die Erfahrung gemacht, dass diese Medikamente nicht gewirkt haben oder es nach dem Absetzen der Medikamente zu einem erneuten Milcheinschuss kommt und die Wirksamkeit dieser Präparate nach der Neugeborenenperiode ist nicht bewiesen. Wenn Sie ein Kind in diesem Alter abstillen wollen, dann müssen Sie daran denken, dass Ihrem Kind sehr bewusst ist, was das Stillen bedeutet. Für Ihren Sohn bedeutet das Stillen Sicherheit, Geborgenheit, Trost, Nähe und auch noch ein wenig Nahrung. Er wird das nicht einfach aufgeben wollen, ehe er selbst dazu bereit ist und es ist nicht ungewöhnlich, dass ein zweieinhalbjähriges Kind dazu noch nicht bereit ist. Wenn Sie zu dem Schluss gekommen sind, das Sie jetzt abstillen wollen, dann ist das eine Entscheidung, die nur Sie treffen können, doch rechnen Sie nicht damit, dass damit automatisch längere Schlafphasen erreicht werden, Sie könnten eine herbe Enttäuschung erleben. Sie sollten an das Abstillen keine allzu großen Hoffnungen auf das Durchschlafen knüpfen. Abstillen ist keine Garantie für ruhigere Nächte. Ich werde Ihnen nun einige Methoden vorstellen, die sich beim Abstillen eines älteren Babys oder Kleinkindes bewährt haben: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Sie Ihrem Kind die Brust nicht von sich aus anbieten, aber auch nicht ablehnen, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Ihre Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Sie müssen die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Sie viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmen, die Ihrem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Sie Ihr übliches Verhalten in bestimmten Situationen verändern. Wenn Sie zum Beispiel sitzen bleiben anstatt sich hinzulegen, wenn Sie Ihr Kind zum einschlafen bringen. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Vater das abendliche Zubettbringen übernimmt. Manchmal bringt es das Abstillen auch weiter, wenn Sie das Stillen immer dann, wenn Ihr Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschieben. Das können Sie flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Sie können auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal dem Kind zu, sondern Sie wechseln sich ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er Ihr Baby auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Außerdem möchte ich Ihnen das Buch „Wir stillen noch - über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich. Wichtig ist, dass Ihr Kind spürt, dass Sie ihr zwar die Brust entziehen, nicht aber Ihre Liebe. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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