Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

20 Wochen alt/nachts alle 3 h Hunger

Frage: 20 Wochen alt/nachts alle 3 h Hunger

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, da bin ich wieder. Inzwischen habe ich nach dem ganzen Stilltrouble beschlossen für Lucas und meinen Frieden langsam abzustillen. Er bekommt jetzt tagsüber so 2-3 Flaschenmahlzeiten und nimmt sie auch an, allerdings trinkt er nur so zwischen 60-max. 100 ml, aber meistens eher so um die 60 ml. Ist das nicht zu wenig ??? Ich bin auch etwas verunsichert, welche Milupa Milch man am Besten nimmt. Meine hebamm hier sagte, ich soll die Pre-Nahrung geben, aber ih habe das Gefühl, das sättigt ihn nicht richtig. Habe jetzt Aptamil 1 gekauft, aber wie gesagt, nach ca. 60-80 ml ist Schluß und dann ist erstmal so ca. 3 h Pausem aber er ist auch oft nach dem Trinken quängelig und unausgeglichen, nimmt aber keine Nahrung mehr an. Seit mehreren Wochen wird Luca nachts alle 3 h, manchmal schon nach 2,5 wach und wint. Ich hatte gelesen, das Baby in dem Alter (er ist übermorgen 20 Wochen alt) nachts eigentlich keine Nahrung mehr brauchen und man solle ihnen etwas Tee anbieten und versuchen so zu beruhigen. Das habe ich heute nacht dann das erste Mal versuchtm mit dem Resultat, das er geschrien hat wie am Spieß und erst Ruhe gab, als ich ihn an die Brust anlegte und er trinken konnte. Er trinkt nachts aber immer nur recht kurz, so ca. 5- max. 10 min und schläft dann an der Brust ein und ich lege ihn wieder hin. Ganz selten trinkt er beide Seiten, meistens nur eine Seite. Wie ist das denn nun mit der Schlaferei ??? Hat er wirklich Hunger, oder will er nur sichergehen, das seine Mama noch da ist und bei mir sein ? Was soll ich tun ? Hast Du noch einen Tip zum Abstillen ? Was ist mit der Trinkmenge ??? Vielen Dank für Deinen Rat und liebe Grüße aus dem heißen Mallorca Deine Susanne


Biggi Welter

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? Liebe Susanne, deine Hebamme hat Recht, wenn sie dir eine Pre-Nahrung empfiehlt. Pre-Nahrung ist der Muttermilch am weitesten angeglichen und kann genau wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden. Sie kann während des gesamten ersten Lebensjahres gegeben werden, eine 1er-Nahrung oder gar Folgenahrung ist vom ernährungsphysiologischen Standpunkt aus nicht erforderlich. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Kindes nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys und Kleinkinder wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben und Eltern, die nicht in das „Schema der derzeitigen Mode" passen, werden verunsichert. Beim Abstillen kannst Du dein Kind immer weniger trinken lassen, so dass die Brust sich an einen geringeren Bedarf gewöhnt. Sobald Du Stauungen oder ein unangenehmes Spannungsgefühl bekommst, kannst Du gerade so viel Milch mit der Hand ausstreichen (oder ganz vorsichtig abpumpen), dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Nicht mehr ausstreichen, sonst wird die Milchbildung weiter angeregt. Zusätzlich kannst Du die Brust kühlen. Du brauchst deine Trinkmenge NICHT einzuschränken, sondern kannst und sollst weiterhin entsprechend deinem Durstgefühl trinken. Ehe deine Milchmenge durch Einschränken der Flüssigkeitszufuhr nachlässt ist dein Kreislauf am Boden und Du hast tierische Kopfschmerzen. Es hat sich allerdings als sinnvoll erwiesen, den Kochsalzkonsum in der Abstillperiode einzuschränken. Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, um den Abstillprozess zu unterstützen, wenn Du dich hierfür interessierst, wende dich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder eine Hebamme. Wenn deine Milchbildung schließlich deutlich nachgelassen hat, widersteh der Versuchung immer wieder ein bisschen an der Brust herumzudrücken, um zu sehen „ob da noch was ist". Auf diese Weise kann die Milchproduktion auf geringen Niveau weiterhin aufrecht erhalten bleiben. Ich hoffe, mein „Roman" hat dir weitergeholfen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi ! Ich finde es wirklich toll, was Du so antwortest. Ich hatte parallel auf der Milupa Mütterberatung ein paar Fragen gestellt und da kommen doch ganz andere Antworten (da kam auch her, vonwegen nachts brauchen Kinder in dem Alter keine Nahrung mehr). Ich habe nun doch komplett abgestillt und stell Dir vor, Luca wird immer noch nachts alle 2-3 h mit Hunger wach und trinkt gierig inzwischen 120-150 ml weg....also nix vonwegen Flaschenmilch sättigt mehr ! Allerdings wird er sogar noch öfter wach (die letzten 3 Nächte jede Stunde) und ich streichle ihn dann, gebe ihm das Teefläschchen (oder eben Milch) und manchmal einen Schnuller, dann schläft er wieder euin . Das ist natürlich super anstrengend für mich, aber wie Du schon sagtest, ist es wahrscheinlich eine Phase und er verarbeitet seine derzeitigen verwandlungen. Im Moment lernt er wirklich eine Menge dazu und ich denke auch, das er es eben nachts verarbeitet. Naja, da muß ich wohl durch. Ich danke Dir für Deine tollen Ratschläge. Werde aber trotzdem jetzt die Folgemilch kaufen, da ich einfach hoffe, das er vielleicht etwas satter wird und dadurch etwas zufriedener und ruhiger, denn oft weint er direkt nach dem Trinken und ich weiß nicht warum. Also vielleicht kannst Du mir ja irgendwann nochmal helfen. Ich habe Dich schon ganz vielen anderer Müttern hier auf Mallorca weiter empfohlen und hoffe, das Du noch vielen Mütter so toll beistehen kannst. Ist doch erstaunlich, wieviel Fragen immer wieder auftauchen. Alles Liebe aus Mallorca Deine Susanne P.S: Wenn ich Dir hier mal einen Gefallen tun kann, melde Dich bitte !


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