Hallo,
meine Tochter ist jetzt 13 Monate alt und hat noch keine Zähne (was laut Kinderarzt noch nicht bedenklich ist). Seit sie fünf Monate alt ist, habe ich ihr immer wieder geduldig Brei angeboten, aber sie hatte nie wirklich Interesse daran.
Sie akzeptiert nach langer Übungsphase in kleinen Mengen Fingerfood wie Nudeln, kleine Stücke Wurst, weiche Birnenschnitze oder weiches Gebäck - Hauptsache, sie kann allein essen. Gekochtes Gemüse oder Kartoffeln mag sie gar nicht. Da sie noch keine Zähne hat, isst sie sehr langsam: während der Rest der Familie das Abendessen verspeist, isst sie z.B. zwei oder drei Nudeln. Akzeptiert wird Obstmus aus diesen Quetschbeuteln, die sie selbst halten kann. Sie übt auch das Löffeln, ist aber noch weit davon entfernt, auf diese Weise satt zu werden. Wasser trinkt sie gerne, Milch höchstens mal einen Schluck. Premilch wurde immer abgelehnt.
Ich versuche die Stillmahlzeiten zu reduzieren, habe aber ein schlechtes Gefühl dabei, da sie sonst so wenig isst. Auch nachts stille ich noch, weil ich den Eindruck habe, dass sie spätestens um drei richtig Hunger hat. Ihr Bruder wurde in diesem Alter höchstens noch ein- oder zweimal täglich gestillt und war mit 15 Monaten konfliktfrei ganz abgestillt.
Haben Sie noch irgendwelche Tipps, wie wir den Sprung zur festen Nahrung schaffen? Ein Zahn ist immer noch nicht in Sicht. Es ist übrigens egal, wer sie füttert. Wenn ich mal den ganzen Tag unterwegs bin, kommt sie problemlos über die Runden, signalisiert aber deutlich Hunger, sobald sie mich dann sieht.
Vielen Dank!
von
Lili4
am 15.02.2016, 13:52
Antwort auf:
Kind ohne Zähne soll endlich mal essen ...
Liebe „Lili4“,
sicherlich ist es nicht das „ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch und nur etwas fester Kost ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen.
Ich will ganz offen zu Ihnen sein, solange Ihr Mädchen noch so viel Muttermilch bekommt, mindert das den Appetit auf die „festen Mahlzeiten“ und Ihr Mädchen trinkt sich satt und „snackt“ sich so eher durch den Tag und auch die Nacht.
An dieser Schraube sollten und müssen Sie drehen.
Möchten Sie selbst eine Veränderung – und das ist vor allem anderen entscheidend - wird Ihr Mädchen mit Ihrer Hilfe lernen, ohne Milch in der Nacht auszukommen und ihren Hunger- und Sättigungsrhythmus auf den Tag bei den regulären Mahlzeiten am Tisch zu verlegen.
Kinder merken sehr schnell, wie wichtig den Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Sie können Ihr Mädchen selbstverständlich solange stillen, wie Sie und Ihre Kleine das wünschen. Aber die „feste Nahrung“ sollte nicht zu kurz kommen. Da Ihre Kleine nun schon zu den größeren Kindern gehört, hat sie auch einen entsprechend höheren Energiebedarf. Solange sie fast ausschließlich Milch bekommt, werden sich die Milchmenge und das häufige Einfordern eher noch erhöhen.
Feste Nahrung macht einfach satter als das Trinken von Milch. Auch benötigt Ihr Mädchen neben der Milch andere Lebensmittel für ein gesundes Wachstum.
Bedenken Sie auch, der Speiseplan Ihrer Kleinen ist derzeit "sehr bequem": Wenig kauen, schnell schlucken, meistens nur trinken/nuckeln und oft milchig-süß. Natürlich wäre das Kauen und Beißen noch vorrangiger, wenn Zähne da wären. Aber auch mit den harten Kieferleisten können die Kleinen das schon recht gut.
Mein oberster Tipp: Versuchen Sie die Trinkmenge an Milch in nächster Zeit zu reduzieren. Sie müssen dabei kein schlechtes Gewissen haben. Im Gegenteil. Ihr Aufgabe als Mama ist es, Ihr Mädchen bei der Ernährung auf den richtigen Weg zu helfen. Sie soll sich nun an der Familienkost satt essen, darüber bekommt sie Energie und wichtige Nährstoffen.
Die momentan großen Mengen Milch füllen ihren kleinen Magen, so dass sie davon satt ist und am Tag nur kleine Mengen feste Nahrung zu sich nimmt. Wenn sie nachts aufwacht und Milch möchte, versuchen Sie Ihr Mädchen immer häufiger anderweitig zum Einschlafen zu bringen. Zum Beispiel mit einer Spieluhr, Schmusetuch mit Geruch von Mama, streicheln und gutem Zureden. Das wird vielleicht nicht gleich von heute auf morgen klappen und kann einige „unruhige Nächte“ mit Protest für Sie bedeuten. Da werden Sie nicht drumrum kommen. Ihr Schatz hatte ja lange Zeit sich daran zu gewöhnen und wird das nicht so leicht aufgeben. Geben Sie sich und Ihrem Liebling genug Zeit sich umzugewöhnen. Zum Beispiel einen Monat, dann haben Sie das Ziel gemeinsam erreicht. Mit Geduld und Konsequenz schaffen Sie das bestimmt!
Machen Sie sich tagsüber ruhig konsequent den Hunger zum Gehilfen. Dazu altersgerechte Kost anbieten und abwarten. Mag sie nichts oder nur wenig essen, auch keine Milch reichen! Einfach dann keine große Sache daraus machen und zur üblichen Tagesordnung übergehen und bis zur nächsten Mahlzeit nichts füttern! Haben Sie keine Sorge, Ihr Mädchen wird nicht gleich verhungern. Aber der Hunger wird helfen, dass sie was isst. Probieren Sie es aus und lassen Sie sich nicht zu schnell rumkriegen, wenn sie meckert und protestiert.
Nutzen Sie das Interesse Ihrer Kleinen. Das ist schon ein Anfang. Bieten Sie weiterhin fingerfood für sie an. Geben Sie ihr einen eigenen Löffel in die Hand. Lassen Sie Ihr Mädchen experimentieren.
Gehen Sie konsequent von der Milch weg. Wenn Ihre Kleine ansonsten gesund ist, wird sie sich mit üblichen, festen Speisen satt essen, wenn sie hungrig ist. Auch wenn es mühselig ist und lange dauert. Sie kann das lernen!
Es liegt hier viel an Ihnen. Sie bestimmen letztlich, was es zu essen und trinken gibt. Ihr Mädchen kann das noch nicht für sich entscheiden. Sie müssen ihr helfen
Das Wichtigste ist jetzt wirklich konsequent aber trotzdem ruhig und gelassen zu bleiben. Ihre Tochter merkt genau, wann Sie unsicher oder nachgiebig sind. Wenn Ihr Schatz nach einigen Löffeln/Häppchen nicht weiteressen mag, eine Pause machen und dann weiter mit Brei füttern. Machen Sie es Ihrem Mädel nicht zu leicht, also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Mädchen weiß, dass Mama schnell mit Milch einlenkt. Also muss sie sich ja auch nicht mit dem Brei mühen.
Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie nachts gar nichts mehr anbieten. Das ist besser für die ersten Zähne, da diese nach dem nächtlichen Milch trinken erfahrungsgemäß nicht geputzt werden. Die Milch kann die Zähnchen umspülen und einwirken und so eine Karies fördern. Helfen Sie Ihrer Kleinen vielmehr von allein wieder in den Schlaf zurückzufinden, denn davon haben Sie alle was.
Halten Sie sich immer das Ziel vor Augen, dass Sie und Ihr Schatz endlich mal durchschlafen können und dazu noch die Zähne Ihres Kindes schonen. Auch kann sich das Bäuchlein Ihrer Tochter nachts mal erholen und muss nicht rund um die Uhr Verdauungsarbeit leisten.
Ich drück Ihnen die Daumen fürs Durchhalten!
Viele Grüße aus Pfaffenhofen,
Doris Plath
von
Doris Plath
am 17.02.2016