Mitglied inaktiv
Mein Sohn ist 16 Monate alt und war schon immer ein guter Esser. Er liebte Obst. Birnen, Äpfel, Pfirsiche , Himbeeren, eigentlich alles außer Bananen. Vor etwa 2 Monaten fing es an, dass er plötzlich all das nicht mehr wollte. Wir haben es ihm vorgegessen, wollten ihm Appetit machen, es brachte nichts, er spuckt es aus, würgt richtig. Deshalb hab ich ihm wieder Babyobst gegeben (HIPP,...es daurften keine Stücken drin sein), das aß er noch gern, ebenso Möhren, Kartoffeln, fast alles Gemüse, da störten ihn Stücke überhaupt nicht. Vor etwa 2 Wochen fing es an, dass er das Babyobst nicht mehr wollte. Inzwischen mäkelt er auch am Gemüse. Gekocht und roh, egal wie. Er ißt schon etwas davon, aber es muss immer was Fleisch dabei sein. Anerzogen haben wir ihm das sicher nicht, zumal er in der Kita Frühstück und Mittag ißt. Dazu muss ich sagen, dass er Zähne kriegt und im Moment sowieso nicht so viel ißt. In der Kita wurde ich schon angesprochen, dass er kein Obst und Gemüse mag, und dass Kinder sich so ein Verhalten von den Eltern abgucken. Das stimmt definitiv nicht, wir essen immer Obst und Gemüse. Haben Kinder solche Phasen? Muss er Nahrungsergänzung bekommen? Ich sorge mich sehr, kann ihm aber schwer zwingen Obst zu essen.
Veronika Klinkenberg
Liebe Durga, es freut mich, dass Sie sich vertrauensvoll an mich wenden. Es stimmt schon, dass die Essensweise der Eltern das Essverhalten ihrer Kinder prägt. Aber da habe ich bei Ihnen keine Sorge, in Ihrer Familie scheint Obst und Gemüse einen hohen Stellenwert zu haben und Ihr Söhnchen hat ja Beides schon einmal mit Genuss und Freude gegessen. Das scheint mir eher eine Begleiterscheinung der Persönlichkeitsentwicklung zu sein. Viele Kinder legen in diesem Alter ein sehr eigenwilliges Essverhalten an den Tag und beschränken sich auf wenige, besonders beliebte Lebensmittel. Sprösslinge in diesem Alter entdecken ihren eigenen Willen. Und sie entdecken, dass sie Einfluss und Macht haben. Womöglich hat Ihr Kind festgestellt, dass es mit seinem Verhalten die Aufmerksamkeit der Mama auf sich ziehen kann. Kinder in diesem Alter wollen ihre Kräfte mit den Eltern messen. Sehr schnell entwickeln sie ein Gespür für die „Schwachstellen“ der Eltern. Die Mahlzeiten eignen sich besonders gut für kleine Kämpfe, denn hier haben Eltern ihre besondere Schwachstelle. Verstehen kann ich sehr gut, dass Sie als Mama möchten, dass Ihr Sohn abwechslungsreich und gesund isst. Aber hier lässt sich nichts erzwingen. Sicher entwickelt sich Ihr Kleiner prächtig und ist putzmunter, das gibt Ihnen die Sicherheit, dass er sich „trotz allem“ holt was er braucht. Aus Ihren Schilderungen entnehme ich, dass Sie wirklich alles unternehmen, um Ihrer Kleinen gesundes Essen schmackhaft zu machen. Versuchen Sie das zumindest für ein paar Wochen einmal anders herum. Beobachtungen zeigten, je mehr Eltern sich anstrengten, um ihren Sprössling zum „richtigen“ Essen zu bewegen, desto schlimmer wurde es. Ignorieren Sie das Essverhalten Ihres Söhnchens für einige Zeit. Machen Sie es nicht zum Thema, dass er Obst und Gemüse ablehnt, sondern sprechen Sie über belanglose Themen. Auch wenn der Speiseplan etwas einseitiger ist, wird Ihr Kind keine Mangelerscheinungen bekommen. Bieten Sie weiterhin gesundes Essen an, schmuggeln Sie Gemüse und Obst in die Mahlzeiten, essen Sie selbst weiter mit Genuss vor Ihrem Kleinen, stellen Sie Schälchen mit Gemüse- und Obststückchen auf, von denen man zwischendurch naschen kann, bieten Sie immer wieder zwischendurch auch kleine Portionen Obst- und Gemüsesäfte an. Diese Phasen unserer Kleinen kosten Nerven, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen auch vorbei. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und viel Kraft und Durchhaltevemögen! Herzliche Grüße Veronika Klinkenberg
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