Liebe Frau Neumann.
Mein Sohn ist jetzt 13, 5 Monate alt und ein sehr guter Esser (heißt er isst gerne) . Er mag frühs gerne Mischbrot mit Butter, Käse, auch mal Leberwurst, Frischkäse....
Dazu gibt es Wasser und etwas Milch.
Danach geraten wir allerdings etwas ins Straucheln. Abends gibt es bei uns warm, da isst er mittags Mais/Hirseflips oder ähnliches, auch mal Keks und Brot oder Toastbrot sowie etwas Obst/Obstmus.
Abends koche ich dann, aber bin sehr vorsichtig. Er bekommt Spinat, Blumenkohl, Brokkoli, Karotten, typische Beilagen sind Kartoffeln, Kartoffelbrei Gnocci und Nudeln (mit Tomatensauce) . Ich gebe ihm auch Eierkuchen, Rührei und das Innere von Fischstäbchen sowie ab und zu mal Wiener. Anderes Fleisch bisher gar nicht (außer er isst mal einen Rindertopf Im Hipp Gläschen) und auch beim Gemüse ist es seit ich koche meist gleich. Als es noch Gläschen gab war natürlich auch anderes dabei (Kürbis, Pastinaken usw usw)
Würzen tue ich kaum bis gar nicht. Ich habe nun Bedenken, dass ich ihn zu einseitig ernähre. Allerdings aus Angst, dass ich ihm etwas zu essen gebe, was für ihn ungeeignet ist. Ich habe so viel Bedenken, dass er etwas nicht vertragen könnte oder es sogar schädlich ist... Dabei gibt es glaube ich gar keine Verbote mehr,außer das offensichtliche.
Haben sie da Tipps für mich, auch in Bezug auf Gewürze bzw würzen. Ich würze unser Essen auch mal mit Ketchup und Senf (beim Braten zb) oder Pfeffer. Aber das ist ja alles nicht geeignet für kleine Kinder. Hmmm. Auch Bratwurst habe ich ihm deshalb noch nicht gegeben, bzw auch nix im Restaurant, weil da immer so viel würze dran ist. Übertreibe ich?
Was sagen sie zu der Mahlzeit mittags? Da gibt es sicher auch besser geeignete Lebensmittel, oder?
Vielen Dank schon einmal für die Mühe.
Viele Grüße
von
Jenn8512
am 25.09.2021, 16:17
Antwort auf:
Zaghaft beim kochen
Hallo Jenn8512
Der Übergang zur kompletten Familienkost ist fließend. Gib deinem Kind ruhig weiterhin auch die gewohnten Speisen wie bisher und ergänze diese mit Kleinigkeiten an geeigneter Familienkost. Die angebotene Kost sollte vollwertig sein.
Bei der Familienkost geht es um die Gewöhnung an Geschmack und Konsistenz. Es geht auch um die selbständige Essweise, mit der dein Kind die neuen Speisenangebote vom Familientisch selbständig und zwanglos kennenlernen kann.
Es geht jetzt nicht um schnelle Lösungen, sondern um langfristige Gewöhnung an neue Speisen. Es geht auch nicht darum, dass dein Kind jetzt im Schnelldurchlauf alle möglichen Gemüsesorten o.a. durchprobieren muss, damit du sozusagen einen Haken drunter setzen kannst. Nein, es geht jetzt darum, deinem Kind die Möglichkeit zu geben, selbständig und mit Neugier bei Tisch zuzugreifen, um Gesamteindrücke der Mahlzeiten abzuspeichern. Es geht um das Hineinwachsen in die gesamten Abläufe und Prozesse, welche im Zusammenhang mit der Essenaufnahme stehen.
Einzig wichtig ist, dass alle Speisen ungefährlich für dein Kind sind. Man spricht von einem sog, verantwortungsbewusst ausgewählten Speisenangebot.
Erlaubt ist jetzt, was grundsätzlich geeignet ist - am allerwichtigsten: gut und gefahrenfrei kau-und schluckbar muss es sein.
Grundsätzlich gilt auch:
Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind nur wenig davon und selten.
Alkohol und Kaffee, Schwarz- und Grüntee sind, das ist klar, tabu. Sie haben in der Baby/Kinderküche nichts verloren. Aber das ist ja klar.
Im Babyalter tabu ist auch unerhitzter Honig. Ab Kleinkindlater aber okay. Durcherhitzter Honig sowieso.
Und biete deinem Baby nichts an, was deinem Kind beim Schlucken besonders gefährlich werden könnte wie bspw Nüsse, Nussstückchen. Meide auch kleine, harte Lebensmittel, wegen der Aspirations- und Verletzungsgefahr. Hierzu zählen bspw auch Sesamsamen auf Gebäck. Auch unzerkleinerte Blattsalate sind noch eher kritisch zu bewerten.
Rohe und gleichzeitig heikle Speisen wie bspw rohes Ei, roher Fisch (Sushi), rohes Fleisch u.a. sowie unerhitzte Rohmilchkäsesorten oder stark würzige Wurstsorten (Salami) sind tabu. Ebenso Gepökeltes, Schinken etc
Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. aber grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut.
Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem.
Ganze Nüsse sind wegen der Verschluckungsgefahr noch nicht gut geeignet. Da sie hart sind, können sie beim Verschlucken Probleme verursachen. Nüsse als Mus oder fein gerieben sind aber geeignet.
Leinsamen ist in größeren Mengen weniger gut geeignet. Chiasamen zum Probieren, weil du das bspw isst, in ganz kleiner Menge ab und zu okay.
Zwiebel, Knoblauch, sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung.
Scharfe Gewürze, Chili, Pfefferminze und Co bitte meiden.
Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A.) ist es ähnlich wie bei Schwangeren:
So auch Salmonellen oder Toxoplasmose, z.b. in Bezug auf Salami, die aber ohnehin für Essanfänger viel zu würzig ist.Aber: nicht jeder Rohmilchkäse hat Listerien - die Wahrscheinlich ist hierbei nur höher. Vorsicht ist außerdem diesbezüglich immer auch bei Rohkost angeraten! Rohkost vor der Verarbeitung darum immer super gut waschen, waschen, waschen!
Und : wenn du Rohmilchkäse durcherhitzt, besteht keine Gefahr mehr und dein Kind kann mitessen.
Bei Weichkäse wie Brie oder Camembert kannst du die Rinde wegschneiden, dann verringerst du das Risiko enorm. Denn Listerien wachsen nicht ins Käseinnere.
Schinken ist im 1. Lj noch nicht geeignet, Klitzekleine Probiermengen ab 2. Lj okay.
Gläschen mit Schinken als Inhalt, haben als Zutat einen Ungepökelten, welcher viel besser geeignet ist.
Die Liste ist nicht ganz vollständig, gibt dir aber dennoch sicherlich schon einen guten Überblick zum Wesentlichen.
Bei der Gewöhnung an Familienkost geht es um die Gewöhnung und um den Eindruck. Ketchup und Senf sind darum, im Rahmen der Familienkost okay.
Die Mittagsmahlzeit kannst du viel vollwertiger gestalten. Was isst du denn mittags? Möglich sind Reste vom Vortag oder Brot sowie einfache Speisen.
Zur Inspiration und Orientierung kannst du einmal hier nachschauen:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Ernaehrung_50315.htm
Hier findest du bestimmt noch Ideen für eine vollwertige Mittagsmahlzeit.
Dein Sohn sollte immer die Möglichkeit haben, um sich ausreichend satt und zufrieden essen zu können. Sinnvoll ist dafür eine Speisenauswahl aus bekannten und gemochten Gerichten in einer Kombination mit neuen und unbekannten Speisen.
Du kannst Familienspeisen welche in ihrer Konsistenz noch nicht optimal geeignet (zu groß, zu unförmig etc) sind, vor den Augen deines Kindes einfach klein schneiden. Du kannst manche Speise mit der Gabel zerdrücken. Lass dein KInd aber unbedingt häufig selbständig essen und lass ihn dabei viel Handkontakt mit den Speisen erleben. Der haptische Eindruck verschafft deinem Kind einen ersten Eindruck einer Speise und gibt deinem Kind damit wichtige Impulse zum Handeln.Er lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird diese langfristig akzeptieren lernen. Dazu kommt der Geschmack.
Lass ihn eure Familienmahlzeiten in authentischer Weise miterleben. Denn
Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung der anderen Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass euer Sohn bald mit Spaß und Freude mit isst. Überlege dir, welche Speisen eure typischen Familienspeisen sind, welche ihr auch in Zukunft regelmäßig essen wollt. Daran kannst du ihn langsam, in kleinen Schritten, durch wiederholtes Anbieten gewöhnen.
Achte auf erlebnisreiche Mahlzeiten bei Tisch, die deinem Kind das Mitessen ermöglichen. Lass ihn ein Teil eurer Essgemeinschaft werden, in dem du ihm die Möglichkeit gibst einfach mit zu essen. Das geschieht zunächst durch das Beobachten der bei Tisch/auf dem Teller zur Verfügung stehenden Speisen und durch die anderen Personen ringsum, welche ebenfalls etwas essen. Wenn dir etwas zu würzig oder zu salzig erscheint, dann würze entsprechend vorübergehend weniger und ergänze mit Basics - Nudeln, Kartoffeln, Reis, Gemüse, Obst und mehr.
Bei Frikadellen bspw kannst du diejenigen, welche du explizit für deinen Sohn zubereitest, einfach weniger würzen und auf seinen Teller geben.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 27.09.2021