Mitglied inaktiv
Hallo, ich lese immer wieder in diesem Forum das Kinder kein Obst/Gemüse essen. Unser Kleiner ist alles an Obst und Gemüse was wir ihm anbieten - außer Gurke. Jetzt möchte ich nur einmal wissen, wie kommt es das so viele Kinder kein Obst/Gemüse mögen. Ist es wirklich so das es vielen Kindern nicht schmeckt oder sind hauptsächlich die Eltern dran schuld die sich selbst nicht bewusst ernähren oder ihren Kindern das Gefühl vermitteln Obst/Gemüse ist etwas was nicht schmeckt? Vielen Dank und ein schönes Wochenende. Liebe Grüße
Hallo wide0 die Gemüse verschmähenden Kinder gibt es tatsächlich. Es gibt auch Kinder, die weniger Gefallen an Milchprodukten finden und solche, die Fleisch/Wurst weniger gerne mögen. Das hat mit den Eltern gar nicht nicht so viel zu tun. Sie haben allerdings häufig sogar eher einen verstärkenden Effekt in die Richtung, dass Gemüse und Co noch mehr gemieden werden. Nämlich dann, wenn die Sache zum Thema wird. Meistens ist es sogar so, dass die Kinder Obst/Obstsäfte gerne essen/trinken und auch ein bis zwei oder mehrere Gemüsesorten durchaus gerne essen. Nur eben nicht alle und da wählerisch werden. Tomaten, Kartoffeln, Gurken... all das steht meist hoch im Kurs. Pizza, Pommes - auch das ist im weitesten Sinn Gemüse. Auch Döner, mit Rohkost, mögen die meisten Jugendlichen gerne. Übrigens war das schon immer so - auch zu Großmutters Zeiten, und auch während der sog. Hungerjahre, als Nahrung knapp war. Kinder haben bestimmte Speisen abgelehnt und so manche Mama zur Verzweiflung getrieben. Aus eigener Erfahrung kann ich erzählen, dass ich als Kind Gemüse sehr gerne gegessen habe. Fast alle Sorten fand ich lecker. Aber Schwarzwurzeln, die zähl(t)en zu meinem Albtraum. Das war, um es mal so auszudrücken : einfach schrecklich :-) Noch heute kann ich die nicht essen. Da hülfe kein noch so guter Wille. Auch Rucola, der als neuere Delikatesse in der Gemüseabteilung angeboten wird - geht bei mir gar nicht :-) Essen hat nicht nur Geschmack, Konsistenz, Nährstoffe und Vitalstoffe, sondern auch andere Begleitstoffe, sog. sekundäre Pflanzenstoffe. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich oder erfordern "Entgiftungsmechanismen". Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauunng/Verdaulichkeit hat. Mittels bestimmter Verarbeitungstechniken (kochen, schälen, säuern, raspeln, fermentieren etc) ist es der Menschheit insgesamt gelungen, viele Lebensmittel essbar und geniessbar zu machen. Wichtig ist wirklich, dass Esserlebnisse sich positiv auf das Gesamtempfinden auswirken. Und die Verdauung bzw solche Entgiftungsprozesse sind individuell (im Organismus) verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (es gibt auch viele ,die als gesund gelten) , Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Mit viel Fett (z.B.Rahmspinat) werden solche Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Übrigens ist Obst deswegen beliebter, weil es im Vergleich zum Gemüse einfach nahrhafter ist. Es liefert auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie, d.h. Kalorien und sättigt besser, und : es hat viel weniger störende Begleitstoffe. Ein Saft ist nahezu frei davon. Da stört keine weiße Haut mehr von der Orange. Der Apfel hat keine harte Schale und man kann einfach geniessen :-) ohne zu kauen... Und einmal in der Kategorie -kein Gemüseessendes Kind- angelangt, führt oft schon diese Feststellung der Eltern zu einer weiteren Verweigerung - manchmal wegen entstehender Machtkämpfe. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Appetitsteuerung viele Faktoren zusammenspielen. Eine ganz wichtige Rolle spielt auch die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt. Und wie das Essen verstoffwechselt wird, in welche Einzelteile es zerlegt wird und wie die im Körper wirken. Man spricht von einem Nettonutzen. Lebensmittel stecken nicht nur voller Energie und Vitamine u.ä., sondern enthalten eine Vielzahl weiterer Inhaltsstoffe, die eine Wirkung auf den Körper haben. Ob etwas schmeckt ,ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Und in der Nahrung stecken weitere Substanzen, die sich manchmal positiv und manchmal negativ auf die Befindlichkeit auswirken. Jeder Mensch ist hier verschieden.Entscheidend darüber sind bspw Bitterstoffein der Nahrung, Enzyme, Zubereitungsarten, Mengen, individuelle Entgiftungssysteme im Organismus, Darmbakterien, Magensäuremenge etc. Was du schreibst, beklagen übrigens nicht wenige viele Mütter: Das Kind möchte nicht das essen, was Mama will. Und das ist auch kein Phänomen der neueren Zeit. Nein, es war schon immer so. Auch zu Großmutters Zeiten, und auch während der sog. Hungerjahre, als Nahrung knapp war. Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Sie lehnen vor allem den Geschmackseindruck "bitter" ab. Hast du mal etwas gegessen und danach bist du krank geworden, dann magst du das so schnell nicht wieder essen. Dein Körper hat das so abgespeichert. Auf Speise XY folgt Unwohlsein. War es eine Süßspeise oder eine Speise wie Kaffee oder Alkohol, der zusätzliche positive Wirkungen auf den Körper ausübt, sind die Folgen einer künftigen Aversion meist ausgeschlossen, Deswegen bleiben Süßkram und Schokolade meist trotzdem der Hit für Kinder.. Kinder sind viel sensibler in ihrem Geschmacksempfinden. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben noch dazu eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen (essen). Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Auch das Mundgefühl ist für Kinder wichtig. Sie mögen es lieber knackig. Lieber in eine frische Möhre reinbeissen, statt gekochte Möhren essen. Die Kinder beurteilen das Essen auch nach der Verträglichkeit. Diese Veträglichkeit ist subjektiv und von Aussenstehenden nicht immer direkt nachvollziehbar. Manche Kinder widerum lieben Gemüse viel mehr, wenn es beim Essen schön kracht und knackt. Da ist Rohkost das Mittel der Wahl. Leuchtende Möhrenstückchen, knackige Gurkenhäppchen, rohe Kohlrabisticks, Nicht aber jedes Kind kann rohes Gemüse gut verdauen. Deshalb muss ein Kind herausfinden, was es bevorzugt, Das kann man dann öfter geben. Jedes Kind hat seine Favoriten. Dieses Herauszufinden, ist schon mal was wert Dazu ist es wichtig, dass ein Kind ein möglichst breitgefächertes Repertoire hat, aus dem schöpfen kann. Das bedeutet, dass möglichst viel probiert werden sollte. Keiner muss alle Gemüsesorten mögen. Es macht die Speisenauswahl nur insgesamt einfacher, für alle Beteiligten. Mehr zum Thema findest du ausserdem in dem Buch : Opium fürs Volk, von Udo Pollmer. Da ist alles noch mal schön kompakt erklärt :-) Aber auch in einem älteren Werk von 1994,Titel: Prost Mahzeit, ist das gut lesbar formuliert. Und übrigens setzt das Phänomen des Gemüseablehnens häufig um die Zeit des dritten Geburtstags verstärkt ein. Das liegt daran, dass die Kleinen dann viel selbständiger werden und evolutionsbiologisch begründet in Sachen Nahrung skeptischer und zurückhaltender werden. Das Verhalten schützt sie quasi vor Vergiftungen. Wenn die Kleinen früher also mal allein durch Wald und Flur streiften, dann hatten sie nicht das Bedürfnis alles zu probieren*. (*Das tun Kleinkinder, in der oralen Phase.) In der Natur gibt es viel Bitteres und Grünes. Grün bedeutet unreif und bitter bedeutet giftig. Und wenn sie das probierten, dann war das "bäh". Deshalb betrachten die Kleinen dieses künftig als Gefahr. Ist vielleicht etwas holprig erklärt, aber vielleicht erklärt es dir trotzdem den ungefähren Mechanismus. Deshalb ist es wichtig, dass Kleinkinder bereits vieles kennenlernen, dann darauf kann man später wieder aufbauen. Also dann Viele Grüße B.Neumann
Mitglied inaktiv
Vielen Vielen Dank nochmal für die super ausführliche Antwort. Klasse. Wünsch Dir und deiner Familie ein schönes Wochenende.
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