Mitglied inaktiv
Hallo Frau Höfel, ich will die unten geführte Diskussion auf keinen Fall wieder aufkochen, aber auch ich muss gestehen, dass ich (als betroffene KS-Mutter) die von Ihnen des öfteren verwendete Formulierung "die Frau wird bis zur Mitte aufgeschnitten, eine Schicht mehr....." unabhängig davon, dass die Aussage inhaltlich richtig sein mag, als unangemessen empfinde. Damit betroffene Mütter aber mit solchen Diskussionen nicht die Expertenforen "verstopfen", habe ich der Redaktion R-u-B per Mail vorgeschlagen, ein eigenes Kaiserschnitt-Forum zu initiieren - es gibt schon so viele Foren auch zu "Randbereichen". Dieses Forum wäre sicher sinnvoll und gut besucht. Leider habe ich von der Redaktion eine ziemlich pauschale Antwort erhalten. Vielleicht sehen Sie die Zweckmäßigkeit ja auch und haben mehr "Einfluss" auf die Gestaltung dieser Seite. Lieb Grüße, Julie
Liebe Julie, ein Kaiserschnittforum würde von einer Hebamme oder einem Gynäkologen/ einer Gynäkologin betreut. Diese Foren haben wir bei RuB. Mehrere Hebammen (u.a. Andrea06; Frau Westerhausen, die angehende Kollegin Silke) und Gynäkologen (Dr. Bluni, CA Dr. Kniesburges). Und die immer wieder auftauchende Frage Kaiserschnitt ja oder nein, wird man niemals zu aller Zufriedenheit beantworten können. Bei jeder Frau liegt die Sachlage ein "klitzekleines bißchen" anders - und genau dieses "klitzekleine bißchen" wird immer die vermeintliche Rechtfertigung für die eine oder andere Richtung sein. Und das ist auch gut so! Vielleicht ein Beispiel aus dem Bereich der BEL: „Die sicherste und einfachste Art, das fetale geburtsmechanische Risiko bei Beckenendlagen zu vermeiden, ist die systematische Schnittentbindung“ Kubli 1975 Die Überzeugung Kublis und die technische Aufrüstung der Kreißsäle durch fetales und maternales Monitoring führte dazu, dass in Deutschland den vermeintlichen fetalen Risiken bei einer vaginalen Entbindung mit einer Sectio begegnet wurde. Kubli hat seine Aussage in späteren Jahren relativiert, aber das hat niemanden interessiert. Viele Geburtsmediziner konnten sich zu Beginn der 80er Jahre noch kein Bild von der Größe und Lage des Feten machen, da sie schlecht oder gar nicht in der Ultraschalltechnik ausgebildet waren. So erklärt sich, dass 1984 im Bericht der Standardkommision Beckenendlage (Berg et al 1984), der unter anderem auch Kubli angehörte, die Indikationen für eine Sectio weit gefasst wurden. Die Technik des Kaiserschnittes hatten alle angehenden Frauenärzte anlässlich einer Weiterbildung erlernt. Rauskolb (2005) analysierte die Daten der niedersächsischen Perinatalstatistik und kommt zu dem Ergebnis, dass die Rate bei Erstgebärenden bei fast 100% und bei Mehrgebärenden zwischen 84 und 90% liegt. Da für das gesamte Land kongruente Zahlen angenommen werden können, bedeutet dies, dass die aktuelle Kaiserschnittrate in Deutschland bei Beckenendlage bei 90% liegt. Diese Zahlen betreffen nicht nur Deutschland, sondern sind weltweit zu finden. (Alexandersson 2005) An dieser Entwicklung war eine im Jahr 2000 veröffentlichte, prospektiv randomisierte Studie von Hannah et al maßgeblich beteiligt. Der so genannte „Term Breech Trial“ untersuchte 2088 Geburten aus Beckenendlage. Hannah et al kamen zu dem Schluss, dass kindliche Mortalität und schwere Morbidität bei Beckenendlage bei einem geplanten Kaiserschnitt signifikant geringer waren als bei geplanter vaginaler Geburt. 5% der vaginal geborenen Kinder starben oder waren ernsthaft geschädigt, aber nur 1,6% der Kaiserschnitt-Kinder. Aus diesen Zahlen wurde geschlossen, dass die vaginale Entbindung bei Beckenendlagen ein höheres Risiko für die Kinder beinhaltete als die Sectio. Nach Veröffentlichung des „Term breech Trial“ (TBT) änderte sich weltweit der Geburtsmodus für Beckenendlagen und die Sectio-Raten stiegen überproportional an (Krause & Feige 2002; Alexandersson 2005) Mittlerweile gibt es deutliche Zweifel an der Gültigkeit der Ergebnisse des TBT. Der Studie von Hannah et al. werden erhebliche methodische Schwächen nachgewiesen in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Krankenhäuser und der Erfahrung der geburtshilflichen Teams. Bei aktuellen Re-Analysen lösten sich die Unterschiede hinsichtlich Morbidität (Erkrankungen) und Mortalität (Sterblichkeit) der Neugeborenen auf. (Glezerman, 2006; Dirschlmayer 2006; Alarab 2004; Keirse 2002). Nichtsdestotrotz gilt das Ergebnis der Studie jetzt als Evidenz für die Überlegenheit des Kaiserschnittes bei Beckenendlage. Die Rechtsprechung weißt umgekehrt aber kaum Fälle auf, bei der die Sectio als ein für die Mutter gefährliches Verfahren bestraft wird (...) . Die vaginale Geburt bei einer BEL wird dagegen als Vorgehen mit hohen kindlichen Risiko gesehen. (..........) In Deutschland wurde 1994 eine Weiterbildungsordnung für Ärzte verabschiedet, die das Fach Geburtshilfe in drei Spezialgebiete ( spezielle operative Gynäkologie - Endokrinologie und Reproduktionsmedizin- spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin) aufteilte (Weiss 1994). Dies hat zur Folge, dass sich zwei Drittel der Mediziner gedanklich nicht mehr mit der vaginalen Entbindung bei BEL auseinandersetzen. Diese Ärzte betreiben heute Schwangerenvorsorge und beraten Frauen über ein Thema, von dem sie eigentlich keine oder nur wenig Fachkenntnisse besitzen (Rockel-Loenhoff 2005). Die Folge davon ist, dass sich nach entsprechender Aufklärung, immer mehr Frauen für eine Sectio als Geburtsalternative entscheiden. " So - und nun? Die primäre Sectio sicherer als die normale Geburt? Die Kinder nach Kaiserschnitt aber schlechter drauf als nach vaginaler Geburt? Und die Frauen? Nach einer der größten Bauchoperationen auch ein stückweit um die Möglichkeit gebracht, das zu tun, was Ihre Bestimmung und ihr Wunsch ist - nämlich zu gebären. Das hört sich pathetisch an - aber wir betreuen oft genug Frauen, die nach einem Kaiserschnitt psychische Probleme haben. Denen einfach etwas fehlt. Und ein Kaiserschnitt ist auch nicht ohne: Wundheilungsstörungen, Thrombosegefahr, die Verletzung der Blase usw. Und das Folgerisiko für weitere Entbindungen, denn die Gebärmutter ist mit einer Narbe versehen! Der "Trick" bei alledem ist doch: was will die Frau und was kann ich ihr anbieten? Eine Frau mit einem 5000g Kind im Bauch wird eine Sectio bekommen - da das Kind zu groß ist. Kein Thema. Die Frau, die Angst vor einer spontanen Entbindung hat, wird ebenfalls ihre Sectio bekommen. Auch kein Thema. Aber nicht jede Frau will einen Kaiserschnitt und dann ist die normale Geburt dran. Dafür müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein: ein erfahrener Arzt und eine erfahrene Hebamme sollten vor Ort sein und ein OP-Team in Rufbereitschaft. Und dann ist auch eine BEL-Entbindung eine sichere Alternative! Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Hallo Julie, ich finde es gut, wenn man Dinge beim Namen nennt und nicht schönredet. Sowohl beim KS als auch bei einer "natürlichen" Geburt. Da kriegt man zu Fragen z.B. zum Dammschnitt auch immer nur ausweichende Antworten. Und wenn man dann selber einen hatte (der sich wahrscheinlich hätte vermeiden lassen, wenn man nicht so naiv bei der Klinikwahl gewesen wäre) und die Schmerzen fies findet, ist es eben zu spät. Der Punkt ist leider, dass man beim Thema Geburt kaum umfassend und sachlich aufgeklärt wird. Die meisten Ärzte und Hebammen haben ihre voreingenommene Meinung. Die Kliniken lügen einen noch dazu an, um Patientinnen zu ködern (bzw. verschweigen einem bewusst Dinge wenn man nicht genau auf den Punkt fragt - was man schlecht kann, wenn einen vorher niemand auf die Problematik aufmerksam gemacht hat). Daher bin ich für möglichst sachliche Information und auch unschöne Details oder Risiken sollten nicht verschwiegen werden. Denn leben muss die Frau nachher selbst damit wenn ein Risiko eintritt. Viele Grüße Linda
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