Frage:
Geburtsverlauf normal?
Sehr geehrte Frau Höfel,
mein kleiner Sohn ist 10 Wochen alt und wenn ich an die Geburt zurück denke, wird mir immer noch schlecht. Ich habe mit der betreuenden Hebamme und dem anwesenden Arzt gesprochen und beide haben mir gesagt, dass man es nur so machen konnte. Aber meine Zweifel bleiben.
Kurz zum Geburtsverlauf:
Die Wehen haben gegen 22 Uhr eingesetzt, ab 3h morgens war ich im Krankenhaus. Die Eröffnungsphase ging relativ schnell und ich hatte ab 13h Presswehen.
Um 15h war ich so erschöpft, dass ich in den Wehenpausen eingeschlafen bin. In diesem Zustand haben sie mich "ausruhen" lassen.
Um 17h hat mir die Hebamme Oxytocin gegeben um die Wehenaktivität zu erhöhen und mich nochmas in verschiedenen Positionen pressen lassen.
Um 21h hat der Arzt erfolglos versucht das Kind per Saugglocke auf die Welt zu bringen. Dann wurde ein Kaierschnitt gemacht.
Meine Fragen:
1. Ich habe mehrfach nach einer PDA gefragt, das wurde aber verweigert. Mir wurde gesagt unter den Presswehen könne man keine PDA mehr machen, man müsse den Körper richtig spüren. Ist das so?
2. Die Hebamme sagte mir ich hätte um 13h nur auf Gipfel der Wehen gepresst, weil mein Körper durch die kurze Eröffnungsphase noch nicht bereit war. Kann das sein?
3. Hätte man nicht viel früher (z.B. um 15h) eingreifen müssen?
4. Als der Arzt sagte er wurde es mit der Saugglocke probieren, habe ich zugestimmt. Während des Versuchs sagte die Hebamme dann das ein Dammschnitt gemacht werden müsse. Mein größter Albtraum. Im Nachhinein sagte sie mir, dass ich ja während der Schwangerschaft etwas über Saugglocken hätte lesen können. War das gerechtfertigt? Hätte sie mich nicht aufklären müssen bevor ich der Behandlung zustimme?
5. Ich war abends irgendwann nur noch erschöpft, frustriert und völlig verzweifelt. Ich habe nach einem Kaiserschnitt gefragt, der verweigert wurde. War es in Ordnung mich soweit unter Druck zu setzen?
Es wäre schön, wenn Sie mir helfen könnten, damit ich die Geburt vielleicht endlich verarbeiten kann.
von
karinasnow
am 21.08.2019, 11:46
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Die Antwort würde mich auch interessieren.
Von 22 bis 13 Uhr hätte ich jetzt nicht als schnell bezeichnet...
Hast du die PDA vor 13 Uhr verlangt?
Mir wurde gesagt die Austreibungsphase sollte nicht länger als 2h dauern, das wäre dann 15 Uhr gewesen.
Meine letzte Geburt dauerte, ab der 1. Wehe, 3,5h. Ich merkte da beim pressen keine Unterschied zur 1. längeren Geburt.
von
Becca09
am 21.08.2019, 14:55
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
das klingt wirklich sehr schlimm.
Hab ich das richtig gelesen. Du hast einen Dammschnitt bekommen und dann doch noch einen Kaiserschnitt?
Ich war grade zum Aufklärungsgespräch im Krankenhaus und bekam einen ganzen Aufklärungsbogen über Geburtshilfliche Maßnahmen. Risiken und Komplikationen mit . Da steht zum Beispel drin,dass ein Dammschnitt erst gemacht wird, wenn das Köpfchen kurz vorm Austritt ist, da erst dann und erkennbar ist, ob es nötig ist. Bei einer Zangen/Saugglockengeburt kann ein Dammschnitt auch nötig sein.
Die Antwort deiner Hebamme ist eine Frechheit. Sie hätte dich aufklären müssen, nicht du dich selber.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.
von
anni1002
am 21.08.2019, 17:20
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
@ Becca09
Bis zum frühen Vormittag ist nicht viel passiert. Ich habe die PDA verlangt, aber sie meinten ich wäre erst 4cm offen und es wäre noch zu früh. Sie haben mir stattdessen Akupunktur gegeben und mich in eine heiße Badewanne gesteckt, weil ich sehr starke Schmerzen hatte. Da hat sich der Muttermund innerhalb von einer Stunde komplett geöffnet.
Dass die Austreibungsphase nicht so lange dauern soll, habe ich auch mehrfach gelesen. Daher meine Frage und mein Gefühl irgendwie missbraucht worden zu sein.
3,5 Stunden! Das hätte ich ja auch geschafft.
@annie1002
Ein Aufklärungsgespräch wäre schön gewesen. :/
Aber nein, sie haben den Dammschnitt nur angedroht, dann aber nicht gemacht, weil sie das Kind keine Milimeter bewegen konnten. Trotzdem hätte ich dem Versuch mit Saugglocke unter diesen Bedingungen NIE zugestimmt.
von
karinasnow
am 21.08.2019, 18:40
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Das klingt alles nach einem etwas verkorksten Geburtsverlauf.
Es trifft zwar zu, daß in der Austreibungsphase keine PDA mehr gelegt wird, alles andere aber ist schlecht gelaufen.
Beginn der Preßwehen um 13:00 und Geburt erst 8 Stunden später kann gar nicht toleriert werden. Eine Aufklärung zur Vacuumextraktion (in ganz eiligen Fällen ggf. in Kurzform) obliegt dem Arzt, ein Unterlassen darf nicht vorkommen. Entweder hat der Arzt sein Handwerk nicht beherrscht (eine Vacuumextraktion ist nur angezeigt und erfolgreich wenn der Kindskopf schon auf dem Beckenboden ist) oder er hat die Lage falsch eingeschätzt. Ein Dammschnitt ist in keinem Fall zwingend.
Alles in allem solltest du das Gespräch zur Aufarbeitung suchen und eine Fachperson mitnehmen.
Alles Gute!
von
Andrea6
am 21.08.2019, 18:58
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Hallo! Lass dir am besten sämtliche Unterlagen kopieren und aushändigen! Google mal, wie das genau bezeichnet wird! Im Internet gibt es auch Musterschreiben. Es muss ja protokolliert werden, was wann passiert ist und welche Medikamente du bekommen hast, genauso müssen CTGs usw. abgeheftet werden. Unterlagen anfordern und mit deiner Nachsorgehebamme dann irgendwann mal besprechen und erklären lassen.
Ich hatte ne relativ kurze erste Geburt: Wehenbeginn 22 Uhr rum, bei Ankunft im KH war Mumu fast vollständig geöffnet (Eröffnungswehen fand ich gar nicht schlimm, war noch gut zu Fuß), ab da noch 3 h und mein Mäuschen war da. Allerdings hab ich - warum auch immer und das wurde auch gar nicht konkret gesagt - einen Oxytocin-Tropf bekommen, die Schmerzen ab dann waren echt heftig, letztlich wurde ich kristellert und hab einen Dammschnitt bekommen.
Warum ich das schreibe? Du bist nicht allein, es geht vielen Frauen so, gerade bei der ersten Geburt. Man weiß ja gar nicht, was auf einen zukommt. Ich hab erst nach 2 1/2 Jahren die Krankenhausunterlagen angefordert, eben weil ich jetzt wieder schwanger bin. Ich hab echt Angst vor der zweiten Geburt.
Mein Rat: Forder die Unterlagen an, und wenn dir später danach ist, gehst du alles mit deiner Hebamme durch. Hast du ne gute Nachsorgehebamme?
Alles Gute!
Mitglied inaktiv - 21.08.2019, 19:07
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Eigentlich kann auch bei 4cm eine Pda bekommen.
Das mit 3,5 h meinte ich deshalb, da sich mein Muttermund ja noch schneller geöffnet hat und ich trotzdem beim pressen keinen Unterschied gemerkt hätte.
Mich hätte im vorhinein auch niemand bezüglich Saugglocke usw. aufgeklärt und ich hab mich da auch nicht belesen....
Ich wünsche dir dass du das aufarbeiten kannst und eine ev. eine schöne 2. Geburt erleben darfst.
Bei mir ging die 1. auch nicht komplikationslos und seehr schmerzhaft über die Bühne. Die 2. war dafür 'einfach'.
von
Becca09
am 21.08.2019, 19:47
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Zumindest zu der PDA kannich dir sagen es ist tatsächlicj so dass du mit der PDA wenn es schlecht läufst garnicjts mehr soürst groß. Ich hatte die PDA und habe nicht gemerkt dass ich presswehen bekommen habe, ich meinte nur zu meinen freund irgentwie drückt da was raus und da hing meine Tochter schon mit dem Kopf vorm Ausgang und die Fruchblase hing raud. Ich musste auch ins leere pressen was zum Glück gelungen ist. Nach 5 mal pressen war sie da. Die PDA legen sie wohl für gewöhnöih auch nicht spät, also wenn der Muttermund so und so viel auf ist, wird sie nicht mehr gelegt. Schätze so ab7, 8 mm aber die genaue Zahl weiß ich nicht. Im Nachhinein tut mir das so leid für meine Tochter. Das Fruchtwasser war bereits Grün und sie hatte nach der Geburt das KISS Syndrom durch den Druck. Ich hatte nicht gemerkt dass sie schon rausgedrückt wird. Das war echt blöd.
Allerdings ist es so wenn du die PDA gelegt bekommst, kannst du sie ja selbst dosieren und dann wirkt sie ja eh bis zum Schluss. Liebe Grüße
von
Mimi1990
am 21.08.2019, 20:02
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Liebe karinasnow!
Erstmal ein großes Lob,das sie solange für eine normale Geburt gekämpft haben!
Es ist sehr schade,das sie ihre Geburt mit so vielen schlimmen,verletzenden,nicht verstandenen Dingen verbinden.
Ein‘s möchte ich vorab sagen,keine Wehe war umsonst.Ihr Baby hat diesen Stress,positive Stärke für sein Leben mit auf den Weg gegeben.Das hat die Natur so vorgesehen,und das war wichtig für einen guten Start.
Was passiert ist,das die Kommunikation/ Aufklärung nicht gut, bis garnicht geklappt hat.
Das zeigt leider das Ergebnis. Als Mensch kann man viel aushalten,man muss es nur gut erklärt bekommen und verstehen.Warum die Situation am Tage der Geburt so entstanden ist,kann ich leider nicht beurteilen.Das soll keine Entschuldigung sein,doch manchmal fehlt uns Hebammen im Krankenhaus bei all den Aufgaben die wir gleichzeitig erledigen müssen,einfach die Zeit für eine gute Betreuung und manchen Hebammen,wie in ihrem Fall das Feingefühl.
Trotzdem sind Hebammen und Ärzte stets bemüht alles zu tun,um eine normale Geburt zu versuchen.Um das lange Geschehen zeitlich zu verstehen,ein paar generelle Dinge zum Verständnis:
Eine Geburt wird es gerechnet ,mit Beginn Muttermund wirksamer Wehen.
Ein Geburtstillstand,wird erst als solcher bezeichnet,wenn länger als 2 Std.kein Geburtsfortschritt zu verzeichnen ist.(Kopf tritt nicht tiefer)
Eine PDA kann mit jeder Zeit MM wirksamer Wehen,eingeleitet werden.
Wenn absehbar ist,das ein Baby kommt,bevor die PDA wirkt,macht das keinen Sinn mehr.
Wahrscheinlich waren sie so tapfer,das die Hebamme das erstmal mit Akkupunktur und Bad versuchen wollte.Theoretisch wär die PDA dort möglich gewesen.
Doch ist eine PDA nicht ohne Risiken für Mutter und Kind.
Um 13h war ihr MM vollständig.Die Hebamme hat einen Pressversuch gestartet,und gemerkt das wahrscheinlich noch kein Druck ankam.
Der Kopf wird noch sehr hoch im Beckeneingang gewesen sein.Es gibt mehrere Ebenen im Becken.Selbst mit vollständig eröffnetem MM kann es dauern,bis der Kopf diese einzelnen erreicht,und tiefer kommt.
Es kann daher durchaus sein,das das Köpfchen immer minimal tiefer gekommen ist,und somit kein Geburtsstillstand vorhanden war.
Als das dann aber eingetreten war,wurde eine Saugglocke versucht.Die Aufklärung ist da manchmal spärlich,da es dann oft flott gehen muss.Das geht leider zu Lasten der Eltern,die oft danach traumatisiert sind.
Die Saugglocke ist aber immer die letzte Chance,alles auf natürlichem Wege zu gestalten.Ein Kaiserschnitt ist immer die letzte Wahl.Rutscht die Saugglocke ab,da sich das Köpfchen keinen Zentimeter bewegt,gibt es den Kaiserschnitt.
Ich hoffe das ich ein bisschen zum Verständnis beitragen konnte,wenn nicht nochmal nachfragen.
Seien sie stolz auf sich.Besprechen sie den Geburtsverlauf eventuell mit ihrer Nachsorgehebamme nach.Das alles ist sooo wichtig zur Verarbeitung.
Hadern sie nicht mit dem was passiert ist,sondern schauen sie nach vorne.
Es war keine „Bilderbuch- Geburt“,doch mit einer Heldin am Ende.
Die heißt MAMA:-)
Freundliche Grüße,
Hebamme Mareike Klassen
von
MKlassen
am 21.08.2019, 20:41
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Liebe Frau Klassen,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Ich verstehe jetzt vieles besser und es hat mir sehr gut getan, dass Sie meinen Einsatz so hoch schätzen! Ich hatte bisher eher das Gefühl nicht gut genug gewesen zu sein und versagt zu haben, zumal mir die Hebamme bei der Geburt immer wieder gesagt hat ich würde mich nicht genug bemühen und hätte eine schlechte Presstechnik.
Ich glaube ich kann jetzt wirklich besser nach vorne schauen.
Viele Grüße
KarinaSnow
von
karinasnow
am 22.08.2019, 09:25
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Danke auch an alle anderen, die mir geantwortet haben. Ich werde eure Ratschläge befolgen. Ihr habt mir alle sehr geholfen.
von
karinasnow
am 22.08.2019, 09:26
Antwort auf:
Geburtsverlauf normal?
Liebe karinasnow!
Das freut mich wirklich sehr!
Es lag definitiv nicht an ihnen.
Wenn es die Saugglocke nicht schafft,ist es einfach geburtsunmöglich! Da passt dann was nicht.
Erholen sie sich weiterhin gut!!!
Viel Spaß mit ihrem Familenzuwachs.
Freundliche Grüße,
Hebamme Mareike Klassen
von
MKlassen
am 22.08.2019, 11:21
