Geburtsbericht aus KH

M. Sc. Martina Höfel Frage an M. Sc. Martina Höfel Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

Frage: Geburtsbericht aus KH

Hallo Frau Höfel, ich habe heute den Hebammenbericht aus dem Krankenhaus erhalten und bin total am scheitern was das Entschlüsseln des Berichtes angeht. Abgesehen von den vielen Abkürzungen und Begriffen, die mir unbekannt sind, ist leider auch die Schreibschrift oft fast unlesbar. Vielleicht können Sie mir etwas mit den Abkürzungen und Begriffen helfen? CTb ?? (Liest man oft im Text, oder soll das immer CTG heißen?) Ctb sehr eingeengt ost. (ost. oder osz.? Kanns aufgrund der Schrift nicht genau sagen) Cervix verstr. (ist klar), straff (?), sacral (?) Keine FB palpabel CTb jetzt mit Akt. (oder Akz.?), Durchmesser Det. (oder Dez.?) MM mediosakral (??) 3-4cm Kopf in O F+F im Normalbereich breite Lippe repodierbar, = vollständig VTU-I CTb: BL - 130spm, gute ost., regelm. DIP I bis 90spm MM-Lippe reponiert = vollst. VT - BM VT BB + 1/2 in der Wehe möchte keine Epis Hoffe, ich habe die Buchstaben richtig entziffert, war manchmal garnicht so einfach... Können Sie mir irgendwie weiterhelfen? Liebe Grüße Sarah

von mami-von-nico am 12.07.2012, 22:50

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Antwort auf: Geburtsbericht aus KH

o.T.

von Martina Höfel am 13.07.2012

Antwort auf: Geburtsbericht aus KH

Hallo, da hat jemand undeutlich geschrieben. Ctb soll definitiv CTG heißen. Ctb sehr eingeengt ost. = CTG sehr eingeent oszillierend. = Die sogenannte Bandbreite (Oszillation) ist eingeengt, das heisst, die Herztonlinie weist nur wenige bis keine Ausschläge auf. Ein solches CTG ist meist bei einem schlafenden Kind zu finden, es kann auch ein Hinweis auf eine Beeinträchtigung des Kindes sein. MIt "straff sakral" ist die Beschaffenheit und Lokalisation des Muttermundes gemeint. Es bedeutet, dass der Muttermund als straffer Ring zu tasten ist (gibt es häufig) und sich in Richtung des Kreuzbeines (Os Sacrum, deswegen sakral) befindet. Also "nach hinten verzogen". Auch das ist ein normaler Befund. "Keine FB palpabel" = Eine Fruchtblase konnte nicht ertastet werden. "CTb jetzt mit Akt. (oder Akz.?), Durchmesser Det. (oder Dez.?)" = CTG jetzt mit Akzelerationen, keine (das Durchmesserzeichen steht für "nicht vorhanden") Dezelerationen. Das bedeutet, dass die Herztonlinie nun Ausschläge zeigt, wie es sein soll bei einem wachen, fitten Kind. Die Herztöne sacken auch nicht ab (absacke = Dezeleration) "mediosakral" = zwischen Kreuzbein und Mitte des Beckens. Der Muttermund hat sich weiter in Richtung Schambein verschoben, ist aber noch nicht zentriert. Das spricht für einen guten Fortschritt in der Geburt, es "bewegt" sich was. "Kopf in O" = Kopf in oberer Schoßfugenebene, d.h. oberste Ebene vom Becken. "F+F" soll wahrscheinlich FHF heißen = Fetale Herzfrequenz "breite Lippe reponierbar" = Der Muttermund war bis auf ein breites Stück vollständig eröffnet, dieses breite Stück ließ sich hinter das Köpfchen schieben. "vollständig" = Muttermund vollständig eröffnet "VT" = vorangehender Teil, in der Regel der Kopf "U-1" = untere Schoßfugenebene -1 = Das ist eine weitere Höhenangabe. Das Köpfchen ist deutlich tiefer gerutscht. "CTb: BL - 130spm, gute ost. regelm. DIP I bis 90spm" = CTG mit einer Baseline von 130 Schlägen pro Minute, gute Oszillation, regelmäßige frühe Dezelerationen bis 90 Schlägen pro Minute. Ok, das ist jetzt bisschen mehr zu erklären, also: Als Baseline bezeichnet man die Grundlinie der aufgezeichneten Herzfrequenz, quasi den Durchschnitt. Der ist mit 130 Schlägen in der Minute völlig normal. Oszillation hatte ich schon oben erklärt. Hier ist sie nicht "eingeengt", sondern normal. DIP 1 oder frühe Dezelerationen nennt man das Absacken der Herztöne bei jeder Wehe. Abgesackt sind die Herztöne auf bis zu 90 Schlägen die Minute. Das ist ok, es deutet darauf hin, dass der Kopf tiefer gerutscht ist. Das Absacken der Herztöne ist eine Folge des Drucks auf das Köpfchen. Das können die Babies normalerweise gut ab. "MM-Lippe reponiert = vollst." = Muttermundslippe zurückgeschoben, Muttermund vollständig eröffnet. "VT - BM" = vorangehender Teil (hier Kopf) in Beckenmitte. Das bedeutet, dass der größte Umfang des Kopfes im Becken ist und das Kind quasi auf dem Weg nach draußen. "VT BB + 1/2 in der Wehe" = Kopf auf Beckenboden (=kurz vor Ausgang), in der Wehe schiebt sich schon ein gutes Stück des Kopfes nach draußen "möchte keine Epis" = möchte keinen Dammschnitt (Episiotomie) Ich hoffe, ich habe Dir damit weitergeholfen. Alles in allem liest es sich wie ein recht knapp dokumentierter, aber normaler Geburtsverlauf. Zumindest, was die "technischen Daten", also Herztöne und Geburtsfortschritt angeht. LG, Silke

von SilkeJulia am 13.07.2012, 20:34

Antwort auf: Geburtsbericht aus KH

VIELEN VIELEN DANK für die Mühe und die ausführlichen Erklärungen! Sie haben mir sehr weiter geholfen! DANKE!

von mami-von-nico am 13.07.2012, 21:33

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