Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Wann Shunt-Verlängerung?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Frage: Wann Shunt-Verlängerung?

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Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, ich weiß, dass Sie mir meine Frage aus der Ferne, ohne meinen Sohn untersucht zu haben oder die Röntgenbilder gesehen zu haben, nicht abschließend beantworten können, über eine Einschätzung wäre ich Ihnen dennoch dankbar, da ich ziemlich verunsichert bin. Mein Sohn (26+0, 869 g, 36 cm, jetzt unkorr. 14,5 Monate alt) hatte eine Hirnblutung, hat daraufhin einen Hydrocephalus entwickelt und hat seit ca. 1 Jahr einen Shunt. Bei einer Shunt-Kontrolle vor 2 Wochen (alles stabil, KU wächst langsam, keine Anzeichen auf Überdruck) wurde dann auch ein Röntgenbild des Bauchraumes gemacht, um zu schauen,ob der Schlauch noch lang genug ist. Zunächst meinte der OA der Kinderklinik, dass eine Kontrolle im November ausreicht, nachdem der Schlauch noch 5 cm in den Bauchraum gereicht hat (gelegt wurden bei OP 15 cm Reserve). Nach Rücksprache mit einem OA der Neurochirurgie hieß es dann, eine Verlängerung müsse innerhalb der nächsten 2 Monate, besser noch innerhalb des nächsten Monats erfolgen. Wir hatten dann für diesen Dienstag einen OP-Termin und wurden Montag in die Klinik eingewiesen. Abends kam dann ein Neurochirurg vorbei und meinte, in der Vorbesprechung der OPs am nächsten Tag hätte sich der Chefarzt (der die OP durchgeführt hätte) die Röntgenbilder unseres Sohnes angesehen und gemeint, dass eine Verlängerung bei über 5 cm Reserve noch gar nicht nötig sei, er ihn am nächsten Tag auf jeden Fall nicht operieren würde und eine Kontrolle in 5-6 Monaten ausreichen würde. Wir sind dann wieder heim. Jetzt bin ich zwar froh, dass man mit der OP noch warten kann (ich denke, so wenig OPs am Shunt desto besser?), und vertraue dem Chefarzt eigentlich auch, bin aber doch verunsichert, weil ich nicht weiß, weshalb der eine OA die OP als so dringend ansah (ist zur Zeit im Urlaub, so dass auch die anderen Neurochirurgen nicht wissen, was der Grund war). Die Tochter einer Bekannten musste vor 3 Monaten notoperiert werden, weil der Schlauch zu kurz war und davor habe ich noch mehr Angst wie vor einer geplanten OP. Wie würden Sie das einschätzen? Würden Sie zu einer früheren Kontrolle raten (ist jetzt für November vorgesehen)? Ich muss dazu sagen, mein Sohn ist in den 12 Monaten, seit er den Shunt hat, 28 cm gewachsen (jetzt 74 cm), in den letzten 4 Monaten durchschnittlich 1 cm im Monat. Die 1. OP hat auch der Chefarzt der Neurochirurgie durchgeführt. Das nächste Mal machen wir vor der OP einen Gesprächstermin mit dem Chefarzt aus, wir dachten, dass sei nicht nötig, weil die Verlängerung an sich ja nicht so kompliziert sein soll. Vielen Dank und entschuldigen Sie den langen Text! Mit freundlichen Grüßen, Katja Schneckenberger P.S. Wie kritisch finden Sie ein Gewicht von 7,9 kg bei 74 cm Körperlänge einschätzen?


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Länge und Gewicht sind noch akzeptabel. Seit der Operation dürfte Ihr Sohn schätzungsweise 35 cm gewachsen sein. Das hat zu einer Verkürzung des Schlauchanteils im Bauch um 10 cm (etwa ein Drittel des Körperwachstums) geführt. In den nächsten 6 Monaten dürfte das Wachstum etwa 6 cm betragen. Wenn das sich wegen der etwa gleichbleibenden Körperproportionen wiederum in einer Verkürzung des Schlauches um ein Drittel des Körperwachstums (2 cm) niederschlägt, müßten 5 cm ausreichend sein. Es gehen aber eine Reihe weiterer Überlegungen in eine solche Operationsentscheidung ein. Deshalb kann ich von hier nur beitragen, dass die vom Chefarzt getroffene Entscheidung mindestens nicht offensichtlich falsch ist. Auf Hirndruckzeichen achten ist bei Shunt-Kindern ohnehin wichtig, so dass man nötigenfalls ja auch akut eingreifen kann. Man revidiert nur sehr ungerne einen VP-Shunt solange er funktioniert. Bei vielen Frühchen wird der Shunt auch irgendwann unnötig, weil sich der Liquor selbst einen natürlichen Weg gebahnt hat oder die Aufnahmekapazität der Hirnhäute für Liquor zugenommen hat.


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