Sehr geehrte Frau Ubbens,
Es geht um meinen sechs jährigen Sohn. Dieser nässt tagsüber immer noch manchmal mehr, manchmal weniger häufig ein. Wir waren bereits beim Kinderarzt, dieser hat einen Ultraschall der Blase gemacht und körperlich nichts feststellen können. Laut ihm ist es eine Kopfsache und großteils Faulheit und Sturheit.
Uns ist aufgefallen das M. Häufig versucht einzuhalten weil er nicht gehen möchte, (im Spiel, TV, etc) und dann es bereits zu spät ist. Aber auch wenn ich es ihm ansehe und Versuche zu schicken sagt er, er muss nicht. Bevor wir außer Haus gehen Frage ich ihn auch jedesmal, da kommt meistens die Antwort nein, 10 min später muss er dann doch. Er ist da auch sehr stur. Wenn wir dann unterwegs sind und er muss doch ist es meistens sehr dringend, er kann dann auch nicht warten bis ich für ihn eine Toilette gefunden habe, und mal schnell ins Gebüsch findet er sehr peinlich. Also versucht er auch dann immer es zu verdrücken. Oft ist dann bereits ein kleiner Fleck in der Hose. Ich Versuche immer geduldig zu bleiben, ihn nicht zu schimpfen. Das Problem hält jetzt aber schon so lange an dass ich oft auch schon genervt und gereizt reagiert habe. Vor allem wenn ich ihn gerade gefragt habe und das Gefühl habe er möchte nur einfach nicht.
Zu Hause kann er es meistens ganz gut kontrollieren. Außer er ist wirklich gerade sehr vertieft in etwas. Aber überwiegend geht er hier selbstständig auf die Toilette. Wenn Kinderbesuch da ist muss ich ihn meistens dazu ermutigen. Oft ist es ihm peinlich einfach zwischendurch auf Toilette zu gehen und ich muss ihm die Möglichkeit schaffen unbemerkt zu gehen.
Im Kindergarten hat er leider ein paar schlechte Erfahrungen gesammelt und wurde auch schon ausgelacht. Jetzt ist er eingeschult worden und auch da ist ihm schon ein paar mal ein Malheur passiert. Seine Antwort warum er nicht auf Toilette geht ist, er möchte nichts verpassen. Laut seiner Klassenleitung hat er bis jetzt auch noch nicht gefragt ob er gehen darf. Mit dieser habe ich ausgemacht, dass sie ihn jederzeit gehen lässt wenn er sich meldet.
Er schämt sich einfach so sehr nur zu fragen und ich weiß nicht wie ich ihm helfen soll. Andere Kinder fragen ja auch. Überhaupt hat er ein sehr starkes Schamgefühl entwickelt.
Einen bestimmten Auslöser der das ganze verschlimmert hätte wissen wir eigentlich nicht. Er macht sich viele Gedanken über den Tod, frägt auch immer wie alt wir sind und wie alt meine Oma war als sie gestorben ist. Aber alles in einem Maß welches ich für nicht allzu Besorgnisregens erachte. Er macht sonst einen zufriedenen Eindruck.
Vielleicht haben sie ja einen Rat für mich wie ich ihm helfen kann, ich weiß leider nicht mehr weiter.
Vielen Dank und liebe Grüße
von
!Löwenmama!
am 27.09.2022, 21:05
Antwort auf:
Einnässen
Liebe !Löwenmama!,
legen Sie Zeiten des Toilettengangs fest, wie z.B. bevor sie das Haus verlassen. Das kann zum Ritual werden. Ebenso beispielsweise direkt bevor der Spielbesuch kommt oder er fernsehen darf. Darüber hinaus versuchen Sie das Thema Toilettengang möglichst ruhen zu lassen, damit nicht noch mehr Aufmerksamkeit darauf gelegt wird.
Kommen Sie mit Ihrem Sohn ins Gespräch darüber, wie der Toilettengang in der Schule geregelt werden kann. Beispielsweise könnten Sie die Absprache treffen, dass er immer am Anfang der großen Pause geht oder immer in den 5-Minuten-Pausen. Besprechen Sie dies auch ggf. mit der Klassenlehrerin. Vielleicht hat sie die Möglichkeit, Ihren Sohn dezent daran zu erinnern.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 28.09.2022
Antwort auf:
Einnässen
Mhhh, gar nicht so einfach, wie ich finde.
Aber: du schreibst, es ist ihm peinlich, zB in der Klasse zu fragen. Peinlich, draußen im Gebüsch usw.
Ist es ihm zu Hause evt. auch peinlich? Liegt also gar nicht an Faulheit sondern daran, dass er nicht möchte, dass jemand es mitbekommt, dass er auf die Toilette geht?
Ganz ohne, dass es einen erkennbaren Auslöser gibt oder ihr gar etwas "falsch" gemacht habt - es kommt durchaus vor, dass Kindern ihre Ausscheidungen sozusagen peinlich sind. Immer das Gefühl haben, das andere Menschen ja mitbekommen, dass man gerade auf der Toilette sitzt, die Geräusche (pieseln, pupsen etc) mitbekommen usw.
Was einem selbst unangenehm und/oder peinlich ist, meint man, finden andere dann natürlich auch peinlich und versucht das krampfhaft zu vermeiden.
Auch zu Hause, wenn eben Besuch da ist (heimlich die Gelegenheit verschaffen).
Für mich hört sich das schon so an, als wenn er ein Problem damit hat, dass andere Menschen es mitbekommen.
Und dann ist es nicht Faulheit, sondern eine Kopfsache. Scham überwinden - woher auch immer die kommt oder entstanden ist.
Man sollte meinen, es wäre noch peinlicher, sich in der Schule in die Hose zu pieseln - aber ein Kind denkt da anders: peinlich/schambehaftet ist das zur Toilette gehen vor allen anderen Kindern. Also versucht er das zu vermeiden. An die Konsequenz des Einnässens denkt er nicht - sein Denken ist nur auf das "bloß nicht gehen müssen" gerichtet.
Dann passiert das Malheur und bestärkt ihn erst recht darin, dass alles, was mit seinen Ausscheidungen zu tun hat, etwas zum Schämen ist.
Redet mal mit ihm darüber. Vorsichtig nachfragen, warum er es peinlich findet/ob er sich schämt.
Ich kenne ein Kind, bei dem das so war.
Entstanden dadurch, dass die Eltern und Großeltern in bester Absicht immer schön gefragt haben, ob denn auch alles klappt, wenn Kind als Kleinkind auf der Toilette saß. Eilfertigst immer praktisch daneben standen, statt Privatsphäre zu geben. Das war am Anfang ok - aber irgendwann ist oder fühlt man sich groß genug und möchte man alleine da sitzen und auch nicht das Gefühl haben, alle warten nur darauf, dass man zur Toilette muss. Dieses Kind hat das so gestresst, dass sie sogar zu Hause am liebsten nie gegangen wäre.
von
cube
am 28.09.2022, 06:40
Antwort auf:
Einnässen
Hallo Cube, danke für deine Antwort, leider weiß ich nicht wie ich dir direkt antworten kann.
Also vor uns Eltern ist es ihm nicht peinlich auf die Toilette zu gehen. Er lässt da häufig auch die Türe offen und wir kommentieren das ganze auch nicht. Außer wenn er Stuhlgang hat, dann möchte er seine Ruhe haben, meldet sich erst im Anschluss da er Hilfe braucht beim sauber machen. Da gab es übrigens auch noch nie Probleme seit er ca 3 Jahre alt ist.
Nur unterwegs und vor anderen, da ist es ihm wahnsinnig peinlich. Da hast du absolut Recht, ich weiß nur nicht wie ich ihm helfen kann. Deshalb Versuche ich ihn ja auch davor schon zu schnappen, heimlich, so das es keiner mitbekommt. Ich habe auch schon versucht ihn einfach zu lassen, in der Hoffnung er merkt selber wann er muss. Irgendwie ist alles nicht so ganz das richtige. Gesprochen haben wir natürlich auch schon viel, um die Ursache herauszufinden. Auch unsere Erfahrungen geteilt die uns in der Kindheit passiert sind um ihm zu zeigen dass das alles gar nicht schlimm ist und vielen Kindern passieren kann. Aber wir haben auch versucht das Thema mal ganz zu ignorieren um uns nicht zu sehr darauf zu versteifen.
Jetzt mit dem Schulstart habe ich einfach Angst das er wieder ausgelacht wird (so wie im Kindergarten ein paar Mal) und sich das ganze Problem verschlimmert. Irgendwie sind wir da alle ein bisschen festgefahren.
Liebe Grüße
von
!Löwenmama!
am 28.09.2022, 08:13
