Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Dauerzank mit jüngerem Nachbarjungen

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Dauerzank mit jüngerem Nachbarjungen

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Liebe Frau Schuster, meine Tochter (fünf) ist eng befreundet mit einem gleichaltrigen Nachbarmädchen. Die beiden spielen täglich nachmittags viele Stunden zusammen, draußen und drinnen. Das Nachbarmädchen muss zum Spielen jedoch immer ihren kleinen, dreijährigen Bruder mitnehmen, der keine eigenen Freunde hat. Die Eltern haben insgesamt vier Kinder und finden, dass dieser Kontakt für den Jungen völlig reicht, der außerhalb der Familie keinerlei anderen Kinder kennt, vor allem keine Gleichaltrigen (sie schicken ihre Kinder auch grundsätzlich nicht in den Kindergarten). Der kleine Bruder ist den beiden Mädchen oft lästig. Er ist einfach jünger und zudem ein Junge - und damit offenbar nur schwer "kompatibel" mit dem oft sehr vertieften und harmonischen Spiel der Mädchen. Beide Mädchen, vor allem aber meine Tochter, sind ausgesprochen fies zu dem Kleinen. Sie verhöhnen ihn oft und schließen ihn vom Spielen aus, wo es nur geht. Gebe ich den Kindern Knabbereien nach draußen in den Garten, geben die Mädchen dem Jungen nichts ab, wenn ich nicht aufpasse, obwohl sie normalerweise recht gut mit anderen teilen. Meckert er dann zu Recht, gießt meine Tochter ihm kurzerhand ihren Sprudel über den Kopf. Das Ganze endet täglich etwa zweimal mit einem handfesten Ringkampf, weil der Junge sich sehr wirkungsvoll körperlich behauptet. Es wird dann bös gekniffen und extrem fest an den Haaren gezogen, meine Tochter zieht dabei meist den Kürzeren. Neulich allerdings fiel der Nachbarjunge im Rahmen des Gerangels die Steintreppe vor unserer Haustür hinunter (zum Glück nur Beule...). Langsam artet das Ganze aus und nervt auch mich, weil ich ständig die Streithähne ermahnen bzw. trennen muss. Ich habe meiner Tochter natürlich x-mal erklärt, dass der Nachbarjunge mehr oder weniger in Notwehr handelt, wenn er immer so von den Mädchen behandelt wird. Die Wirkung meiner Erklärung ist gleich null. Heute nachmittag habe ich - wie schon oft - Konsequenz walten lassen und meine Tochter trotz schönen Wetters zwei Stunden ins Haus geholt und die Nachbarkinder nach Hause geschickt. Morgen wird das Spiel voraussichtlich wieder von vorn losgehen, seufz. Mit den Nachbar-Eltern verstehe ich mich sehr gut. Sie sind jedoch recht eigen und energisch in ihren Vorstellungen. Sie finden, wie gesagt, dass drei Geschwister den Kiga und Freunde/Spielgruppen/Kinderturnen oder -schwimmen etc. komplett ersetzen. Auch laden sie keine "Fremden" ein, weil sie sich für ihre kleine Wohnung schämen. Der Nachbarjunge wird also den beiden Mädels noch lange beim Spielen erhalten bleiben. ;-) Greift er meine Tochter an, schimpfen sie mit ihm, ändern aber nichts an der Situation. Wie bringe ich meiner Tochter etwas großzügigeres soziales Verhalten bei? Lieben Dank für Ihre Antwort, Gaby


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Hallo Gaby Schämen sich Ihre Nachbarn für die kleine Wohnung, bitten Sie sie doch mal, selbst mit den beiden Mädchen und dem Jungen auf einer Wiese, beim nahegelegenen Spielplatz o.Ä. zu spielen, um selbst sehen zu können, dass die Mädchen auch mal ihren eigenen Interessen nachgehen und nicht unentwegt den Kleinen miteinbeziehen können. Das MUSS einfach zu den beschriebenen Auseinandersetzungen führen, da Sie Ihre Tochter und deren Freundin nicht unentwegt zur Rücksichtnahme anhalten können. Vielleicht gibt`s in der Nachbarschaft auch noch ein jüngeres Kind, sodass das Spiel mit 4 Kindern evtl. friedlicher als mit 3 Kindern verläuft? Die Ablehnung eines Kiga-Besuchs und/oder Interessengruppen kann ich allenfalls aus finanziellen Gründen akzeptieren, wenn auch diesbezüglich das Jugendamt, bzw. die Gemeinde behilflich sein werden. Ansonsten werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie als Nachbarin mit in die Verantwortung gezogen werden, die Kinder dieser Familie in eine zeitgemäße und sichere Selbständigkeit zu führen.- Liebe Grüße und: bis bald?


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