Hallo Frau Ubbens!
Wir als Eltern - besonders mein Mann - sind in eine Sackgasse geraten und ich hoffe Sie können uns ein Feedback geben und andere Handlungsweisen aufzeigen. Unsere 3 Jährige Tochter schreit oder quengelt extrem laut bei Unzufriedenheit..zum Beispiel weil ihr das Essen nicht schmeckt, weil die Gabel falsch liegt, oder weil irgendwas anderes "falsch" ist. Es gibt viele Situationen die so laufen, nicht nur am Essenstisch. Manchmal schreit sie auch "einfach so". Dann bittet mein Partner sie (nett und freundlich) leiser mit uns zu sprechen, weil es ihm zu laut ist und in den Ohren wehtut. Das fällt nicht auf fruchtbaren Boden und dann droht mein Mann mit "...dann musst du / dann bringe ich dich eben raus aus dem Wohnzimmer" oder "...wenn [...] dann trage ich dich in dein Zimmer" zum weiterschreien/quaken etc. Das zieht dann bei ihr, aber sie ist traurig. Oder er bringt sie eben wirklich weg - dann wütet und tobt sie, völlig außer sich.
Ähnlich ist die Situation wenn sie ihren kleinen Bruder (15 Monate) haut, schubst, kneift...oder ähnliches. Meistens, weil er ihr Spiel stört oder etwas gebautes kaputt macht. Da weiss sie dann selbst schon, dass was falsch lief und fragt ganz kleinlaut "Darf ich bitte bleiben?".
Problematisch ist natürlich, dass der Kleine nicht unbedingt netter zu ihr ist. Sie hat auch schon den ein oder anderen blauen Fleck von ihm. Er wird in der Form nicht "bestraft" weil er ja schlecht allein in sein Zimmer gebracht werden kann..
Ich bin unglücklich über die Situation, und weiss mir/uns nicht zu helfen. Auf der einen Seite steht das schwierige Verhalten unser Tochter, dass wir nicht ohne Konsequenzen lassen wollen, weil es wirklich anstrengend ist. Auf der anderen Seite bin ich unzufrieden mit der Art und Weise - ich nehme es als sehr ablehnend wahr und denke, dass meine Tochter sich auch abgelehnt fühlt in dem Moment.
Nur mein Mann setzt das so ein, ich kann das irgendwie nicht übers Herz bringen. Ich gehe aber auch nicht dazwischen, weil ich keine Alternative weiß...
Mittlerweile kommt das täglich vor und ich habe den Eindruck, wir stecken da fest.
Haben Sie Ideen dazu?
Viele Grüße
von
FräuleinMotte
am 05.10.2020, 10:09
Antwort auf:
Alternative zu aus-Wohnzimmer-werfen
Liebe Fräulein Motte,
erklären Sie Ihrer Tochter vor den Mahlzeiten, noch bevor sie sich an den Tisch setzen, was Sie von ihr erwarten. "Mama und Papa möchten, dass du nicht am Tisch schreist. Du kannst es uns leise sagen, wenn du etwas sagen möchtest."
Tatsächlich können Sie Ihre Tochter dann überraschen, wenn nicht sie in ihr Zimmer gebracht wird, sondern der Rest der Familie den Raum verlässt. Eine Alternative wäre auch, Ihre Tochter auf Abstand zu setzen, aber nicht aus dem Raum raus. Dann gilt es das Schreien zu ignorieren. "Wenn du schreist kannst du nicht mit uns essen."
Ärgern sich die Geschwister, gilt für beide Kinder, dass sie auf Abstand gesetzt werden, wenn sie gehauen oder gekniffen haben. Das Kind, das geärgert wurde, sollte auffällig getröstet werden. Das ist nicht das Ziel des hauenden Kindes.
Lassen Sie die Kinder in der nächsten Zeit möglichst nicht aus den Augen. Halten Sie sich mit den Kindern gemeinsam im Raum auf. Sind Sie z.B. am Kochen, dürfen die Kinder in der Küche spielen usw..
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 06.10.2020
Antwort auf:
Alternative zu aus-Wohnzimmer-werfen
Naja, beim Essen zB gibt es ja keine andere Möglichkeit als eure Tochter aus dem Zimmer zu werfen wenn ihr eben noch weiter essen wollt. Ansonsten macht man es eben mal umgekehrt - man verlässt selber das Zimmer nach Ankündigung.
Haut/ärgert sie den kleinen Bruder, reicht es eigentlich, sie von diesem weg zu holen und ihr eine kleine Auszeit zB auf dem Sofa neben dir zu geben. Sie darf also erst mal nicht weiter spielen, wird aber nicht raus geworfen.
Allerdings sollte der kleine Bruder ebenso behandelt werden - er darf mit 15 Monaten sehr wohl auch lernen, das hauen, kneifen etc nicht ok ist und er eben auch mal kurz nicht weiter spielen darf bzw. von der Schwester weg geholt wird. Gleichzeitig sollte das geärgerte Kind getröstet werden - auch als Zeichen dafür, dass eben derjenige, dem Unrecht zugefügt wurde, die positive Aufmerksamkeit gegeben wird, während der Ärgerer eher keine Beachtung findet.
Dieses "darf ich trotzdem bleiben" ist natürlich ein Zeichen dafür, dass sie weiß, was nicht ok war - allerdings sind Entschuldigungen nicht wirklich ernst zu nehmen, wenn dann 5 Minuten später wieder geärgert wird - weil sie evt. auch schon weiß, dass du da nicht wirklich "durchgreifst". Ich würde da eher so handeln, dass ich ihr zu verstehen gebe, dass es gut ist, dass sie ihren "Fehler" erkennt, ihr aber gleichzeitig sagen, dass beim nächsten Mal eben eine Auszeit ansteht. Sie sollte nicht den Eindruck bekommen, dass es mit ein paar Worten schon getan ist.
Wichtig fände ich aber auch, das du und dein Mann in etwas die gleiche Linie fahrt.
Kinder haben einerseits schnell raus, bei wem sie weiter gehen können - andererseits ist es für ein so junges Kind auch verwirrend. Mann muss nicht alles genau gleich machen - aber ihr solltet euch schon einig darüber sein, was erlaubt ist und was nicht und eben entsprechende Konsequenzen nach sich zieht.
von
cube
am 05.10.2020, 11:39