Claire161
Sehr geehrter Herr Dr. Costa, da ich mich im Laufe der Schwangerschaft immer weiter in meine Panik vor Infektionen hineingesteigert habe, traue ich mich kaum noch etwas zu essen, putze und desinfiziere tausend Mal am Tag die Küche und wasche mir zwischen jedem Arbeitsgang die Hände, die darunter auch schon sehr gelitten haben, sodass Essen zubereiten meist Stunden dauert und es erst mittags Frühstück gibt und mitten in der Nacht Abendessen und nichts zwischendurch. Oft bin ich schon komplett unterzuckert oder ich werfe gerade alles weg, weil ich der Meinung bin, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Ich bin in der 27. Schwangerschaftswoche mit Zwillingen, meine Gewichtszunahme ist laut Internetrechnern an der unteren Grenze (von 64kg vor der Schwangerschaft auf 73kg, Größe 1,74m) Größe, Gewicht und Entwicklung soweit beurteilbar der Kinder sind normal, Glukosetoleranztest war auch in Ordnung, aber ich mache mir große Sorgen, dass ich die ganze Zeit starke Blutzuckerschwankungen hatte und diese geschadet haben könnten… Haben Sie irgendeine Idee, wie ich aus diesem Teufelskreis nochmal herauskomme? Obwohl ich ansonsten immer gerne mit frischen Zutaten gekocht habe, wäre es in solchen Situationen meiner Meinung nach ganz sinnvoll, auf Konserven zurückzugreifen, bevor es gar nichts zu essen gibt. Daher wollte ich mich bei einigen Lebensmittel erkundigen, ob ich diese ohne Bedenken essen darf: - Ungekühlte Konserven aller Art, Fleisch und Fisch, Obst und Gemüse ganz, geschnitten (z.B. Gurkenscheiben) oder geraspelt (z.B. Karottensalat) in Gläsern oder Dosen oder auch in kleinen Plastikbechern (habe im Supermarkt bei den Konserven gemischtes Obst kleingeschnitten ungekühlt und praktisch in Portionsbechern aus Plastik entdeckt) - Getrocknete Kräuter, Zwiebeln… - Müsli, Müsliriegel und Obstriegel mit getrockneten Früchten, Nüssen, Honig - Honig im Allgemeinen, habe bis jetzt immer drauf geachtet, dass nirgendwo Honig enthalten ist - Fertige Desserts mit Ei aus dem Kühlregal, z.B. Grießpudding (müsste ja ansich erhitzt worden sein…?!), tiefgekühlter Kuchen? Wären vielleicht auch mal Ideen für zwischendurch… - Industriell hergestellte Mayonnaise (kann bei ungekühlten Produkten rohes Ei enthalten sein?) Da mir zudem geschmackvoller Käse und anderer Brotbelag sehr fehlt und ich mich mit den abgepackten Lebensmitteln aus dem Supermarkt wenig auskenne: - Ofenkäse, Brieecken paniert u. Ä. (durch das Erhitzen dürften Listerien ja nicht überleben, aber schadet die Rinde?) - Muss man bei Käse, den man erhitzt, auch grundsätzlich die Rinde abschneiden? - Bei in Scheiben abgepacktem Käse kann ich oftmals gar keine echte Rinde erkennen, höchstens einen etwas härteren, leicht geriffelten Rand, muss man diesen abschneiden? - Darf man Käse mit Kräutern, Kürbiskernen, Paprika usw. essen oder besteht hier auch wieder eine Infektionsgefahr? - (Büffel-)Mozzarella, Feta wenn pasteurisiert, auch bereits in Würfel geschnitten verpackt? - Gekochter Schinken, Krustenbraten, Schweinebraten in Scheiben? - Aufschnitt mit der Aufschrift: gepökelt und gegart? - Leberwurst in Einzelportionen abgepackt, alle paar Tage mal 10-20g? Ansonsten habe ich oftmals Zweifel, ob man alle Obst- und Gemüsesorten essen darf, da ich widersprüchliche Aussagen gelesen habe: z. B. Sellerie, Pastinaken, Petersilienwurzel, Ananas, Sanddorn (z.B. in Marmelade) Darf man alle Küchengewürze in normalen Mengen verwenden (Kräuter wie Basilikum, Rosmarin… Zimt, Kardamon, Vanille…in Desserts…Muskat?) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, sich in der Küche durch Hautrisse, Schnitte mit Toxoplasmose oder Listeriose zu infizieren? Entschuldigen Sie die endlos lange Frageliste, aber ich habe vor Ort leider niemanden gefunden, der diese Fragen beantworten konnte und ich bin nur noch verunsichert. Nach Recherchen im Internet würde man sich ja am besten nur noch von Astronautenkost ernähren… Ich finde Ihre Forumsarbeit überaus hilfreich und danke Ihnen vielmals für Ihre Mühe!!!
Eigentlich müsste mein Ratschlag lauten: "Internet - Verbot für 10 Wochen!" Bitte glauben Sie mir, dass es auch mir sehr schwer fällt, sinnvolle und vor allem seriöse und nicht durch Kommerz beeinflusste Informationen im Internet zu finden, wenn es um Medizin und Gesundheit geht. Dabei darf ich mich als Spezialist auf einigen Gebieten bezeichnen... Sie können und sollten sich nicht von "Dr. Google" behandeln lassen und das aus zwei Gründen: Erstens sind Sie selbst "die Patientin" und können nicht ganz sachlich, objektiv beurteilen, was für Sie gilt. Zweitens darf jeder, unabhängig von seine Absichten im Internet etwas hochladen, schreiben, etc. und es tummeln sich sehr viele Menschen herum, die bestenfalls über Halbwissen verfügen. Dafür sind die meisten sehr "mitteilungsbedürftig"... Wie dem auch sei, Sie scheinen große Angst zu haben, etwas falsch zu machen und diese Angst ist das eigentliche Problem, nicht die Ernährung oder die Hygiene im Haushalt. Hilfreich in solchen Fällen sind Psychologen, manchmal hilft aber auch z.B. autogenes Training. Das sollten Sie aber mit Ihrem Frauenarzt besprechen. Nun zu Ihren Fragen: Die Küche ist kein Operationssaal ... deswegen muss nicht alles "tausendmal geputzt und gereinigt" werden, es reicht, wenn man die Küche ganz normal, so wie wir das bei unseren Eltern gesehen und gelernt haben, in Ordnung hält. Wenn die Flächen sauber gewischt sind, braucht man eigentlich auch kein Desinfektionsmittel - die üblichen Putzmittel reichen aus. Mit "Unterzuckerung" meinen Sie wahrscheinlich "Hunger", denn Sie leiden ja nicht unter Diabetes. Ihre Gewichtszunahme bislang ist völlig im Rahmen, auch wenn Sie Zwillinge erwarten. Auch im falle von Zwillingen gilt, dass man nicht mehr als 10-20 Kg (also eher 10 als 20...) zunehmen soll. Es wäre absurd, von den Schwangeren zu verlangen, doppelt so viel zuzunehmen, nur weil sie Zwillinge erwarten... Sie sehen ja selbst - Ihre Kinder entwickeln sich wunderbar. Frische Zutaten sind, eigentlich besser als Konserven, aber es spricht nichts gegen Konserven, gelegentlich. Die von Ihnen genannten Konserven (Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse ganz, geschnitten, z.B. Gurkenscheiben, oder geraspelt z.B. Karottensalat) in Gläsern oder Dosen oder auch in kleinen Plastikbechern dürfen Sie essen. Bei den Salaten und beim Obst in Portionsbechern aus Plastik sollten Sie vorsichtig sein und diese Speisen nur dann genießen, wenn Sie ganz sicher feststellen können, dass sie frisch geschnitten worden sind. So etwas können Sie aber auch selbst, in wenigen Minuten zubereiten - das wäre besser und sicherer. Getrocknete Kräuter und Zwiebeln dürfen Sie essen. Ebenso Müsli-Riegel, Obstriegel und Honig im Allgemeinen. Spricht nichts dagegen. Fertige Desserts mit Ei aus dem Kühlregal wie Grießpudding und tiefgekühlten Kuchen dürfen Sie in der Schwangerschaft essen. Die industriell hergestellte Mayonnaise ist in der Schwangerschaft nicht ganz sicher. Kein Gift, aber eben nicht sicher. Ich rate davon ab und meine, dass man auch ohne Mayonnaise überleben kann... Ofenkäse und Brieecken paniert dürfen Sie essen. Wenn der Käse erhitzt wird, ist die Rinde kein Problem. Der "leicht geriffelte Rand" beim abgepackten Käse stellt kein Gesundheitsrisiko dar, aber der schmeckt nicht gut... Würde ihn also immer abschneiden. Käse mit Kräutern, Kürbiskernen, Paprika usw. dürfen Sie in der Schwangerschaft essen. Auch (Büffel-)Mozzarella und Feta. Feta ist meistens aus pasteurisierter Milch hergestellt. Die Sorten gekochter Schinken, Krustenbraten und Schweinebraten in Scheiben dürfen Sie essen - diese sind vorher erhitzt worden und sollten keine Bakterien enthalten. Das gilt auch für den Aufschnitt mit der Aufschrift gepökelt und gegart. Leberwurst sollen Sie in der Schwangerschaft lieber weg lassen. Aus vielen Gründen. Nach der Schwangerschaft können Sie Leberwurst essen, so viel Sie mögen.... Eigentlich darf man die allermeisten Obst- und Gemüsesorten essen. Die von Ihnen aufgeführten Sellerie, Pastinaken, Petersilienwurzel, Ananas und Sanddorn darf man in der Schwangerschaft in Maßen, also gelegentlich und nicht ständig essen. Wenn Sie die Küchengewürze in "normalen Mengen" verwenden, also so, dass das Essen besser schmeckt, gibt es hier keine Einschränkungen. Vorausgesetz, dass Sie selbst gesund sind und keine Blutungen oder vorzeitige Wehen haben. Dann wäre erhöhte Vorsicht "angesagt"... Die Wahrscheinlichkeit, sich in der Küche durch Hautrisse, Schnitte mit Toxoplasmose oder Listeriose zu infizieren, ist äußerst gering. Wenn Sie aber Hautrisse- bzw. Schnitte haben, sollten Sie a) Pflaster verwenden und b) in der Küche Handschuhe tragen. Soooo.... Das war, glaube ich, meine längste Antwort in all den Jahren. Rekordverdächtig !.... Schade, dass es dafür keine Ehrung, einen Preis oder so gibt...
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