Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Calciumversorgung und Stillen beim Kleinkind

Prof. Dr. med. Michael Radke

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Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Calciumversorgung und Stillen beim Kleinkind

Matahari

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S.g. Herr Prof. Radke, meine genau Dreijährige fängt erst seit ein paar Wochen an Kuhmilch zu trinken. Zuvor und auch jetzt noch wurde/wird sie gestillt. Sie will es nicht anders. Sie isst schon lange Käse und Joghurt sowie Brokkoli und Spinat, aber ich frage mich, ob das als Calcium-Gabe ausreicht. Beispiel: heute morgen 1/2 Becher Joghurt, am Abend 150 ml Kuhmilch + heute morgen viel und heute abend weniger (da sehr müde) Stillen. Oft wird sie nachts bzw. in den frühen Morgenstunden noch gestillt. Mir ist klar, dass man nicht herausbekommen kann, wieviel Muttermilch sie wirklich trinkt. Allerdings ist es ihr Lieblingsgetränk. Sie geht 7 h in den Kindergarten, trinkt dort Wasser. Zu Hause auch, aber eben weniger als Muttermilch. Im Kindergarten heißt es, sie isst durchschnittlich. Allerdings gibt es dort mittags nicht viel Gemüse (z. B. heute und gestern nur 1 Portion Vitamine im Essen, morgen sind es 3, dann wieder 1-2), ich schaue die Pläne an. Und was sie in den Pausen ist, weiß ich kaum - angeboten wird Mischkost, auch mit Obst und Gurke, Paprika, unregelmäßig. Derzeit mache ich mir zusätzlich Sorgen wg. der restlichen Vitamin- und Nährstoffversorgung. Eigentlich aß sie immer ausgewogen. Aber seit 1-2 Wochen ist es mit Gemüse schwierig geworden. Die 5 am Tag schafft sie seit einer Woche nicht. Gerade an Tagen, an denen in im Kindergarten wenig Vitame gibt, koche ich abends, das lehnt sie nun ab und isst nur Reis mit Soße z. B. Ich muss dazu sagen, dass meine Tochter mit  angeborener Zwerchfellhernie zur Welt kam (30-40% Lungenvolumen). Sie entpuppte sich als Vorzeigefall, alles ist prima gelaufen, sie hatte sehr rasch eine gute O2-Sättigung. Allerdings wurde später auch eine Hiatushernie festgestellt, die mit 2,5 so aussah, dass wir Protonenpumpenhemmer absetzten konnten (ohne dass nun eine zweite OP nötig ist). Bzw. ich bestand darauf und alles ist seither auch prima. Ich weiß, dass Protonenpumpenhemmer Calcium entziehen. Sie hat außerdem eine atypische Mineralisationssstörung der Zähne, was auf die Intensivversorgungssituation bei Geburt zurückgeführt wird. Allerdings schlagen Protonenpumtenhemmer ja wohl kaum nur auf die Knochen, sondern auch auf die Zähne als Nebenwirkung. Jedenfalls mache ich mir Sorgen um ihren Calciumhalt bei dieser Gesamtsituation. Würde denn 0,5-1 Joghurt, 1 kleiner Becher Milch und Muttermilch reichen, um ihren Calciumhaushalt zu decken?  Abgesehen von HorrorInfos im Internet, wenn man Säuglingen Protonenpumpenhemmer (off label use wegen Refluxprophylaxe eben 2,5 Jahre lang, nun Lage des Magens eher unterhalb Zwerchfell, also gut) gibt, was sich später an den Knochen zeigen kann; habe ich keine Hinweise auf Calciummangel. Sie hat nur manchmal leicht raue Haut. Dann wieder nicht. Meistens nicht. Lippen sind nicht trocken, Krämpfe hat sie nicht, dann würde sie ja Schmerzen verlautbaren. Sie ist sehr anhänglich, Stillen ist für sie extrem wichtig. Sie war 6 Wochen im Krankenhaus als Säugling, davon 4,5 auf der Intensiv. Soll ich sie trotzdem abstillen und sie fix auf Kuhmilch nun umerziehen? Vielen Dank!


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Abstillen? Bei einem 3jährigen Kind sicher eine folgerichtige Idee. Ihr Kind ist schon seit 2 Jahren kein Säugling mehr - der Wert der Muttermilch ist jetzt kaum noch meßbar. Wegen des Kalziums sollten Sie sich keine Sorgen machen, solange Ihr Kind täglich eine Milchmahlzeit (Kuhmilch ist adäquat) oder eine Milchmahlzeit (Pudding, Milchbrei, Joghurt) erhält. Die Hiatushernie hat mit dem Kalziumthema nichts zu tun. Der Protonenpumpenhemmer mußte sein, um Schaden von der Speiseröhre abzuwenden. Lassen Sie sich da nicht verunsichern. Also ja: Ein Becher Joghurt und eine Tasse Milch pro Tag decken den Kalziumbedarf ausreichend. Stillen ist nicht mehr nötig. Bei einer ggf. notwendigen Blutabnahme bei Ihrem Kind sollte das Vitamin  D bestimmt werden. Im Herbst/Winter könnte eine Vitamin D-Zufuhr den Kalziumhaushalt stabilisieren, falls der Vitamin D-Wert niedrig sein sollte.


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