Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Posth! Mein Sohn wird Anfang Dezember 2 Jahre und war immer recht zurückhaltend gegenüber Fremden, was ich aber als normal ansehe. Im letzten halbe Jahr ist er offener geworden und weniger schüchtern, was mich natürlich freut. Nun gehen wir seit fast drei Monaten einmal in der Woche in einen Spiel-/Singkreis. Dort ist er aber wieder sehr schüchtern, macht kaum mit (obwohl er die Lieder zu Hause komplett singen kann) und traut sich einfach nicht. Ich denke, dass es an der Gruppensituation liegt. Ich selber war als Kind in Gruppen auch immer super ängstlich und schüchtern und habe ab dem Kiga-Alter auch sehr darunter gelitten! Noch heute fühle ich mich in größeren Gruppen total unwohl. Ich würde gern meinem Sohn das ersparen, was ich immer wieder erlebe, habe aber im Moment das Gefühl, dass es sich beim ihm wiederholt. Was meinen Sie, ist das eine Charaktersache oder kann es sein, dass ich irgendetwas auf ihn "übertrage"? Wie verhalte ich mich am besten? Wie kann ich sein Selbstbewusstsein in Gruppen fördern? Bei uns im Ort gibt es eine (feste) Kiga-Gruppe für Kinder ab 2 Jahren für zwei Vormittage in der Woche. Ich bin am Überlegen, ob es gut für ihn wäre, dort hinzugehen (nach entsprechender Eingewöhnungszeit natürlich), oder halten Sie das eher für weniger sinnvoll? Vielen Dank, Janet
Liebe Janet, daß Schüchterheit als Charakteranlage vererbt wird, ist nicht sehr wahrscheinlich. Man muß auch erst einmal sagen, was Schüchterheit ist. Aber bei Kindern von knapp 2 Jahren, wie bei Ihrem Sohn, kann man solche Chrakterisierungen noch gar nicht treffen. In diesem Alter beginnt sich erst das Selbstgefühl und damit auch das Selbstbewußtsein zu entwickeln. Es kann noch nicht "da sein". Allerdings gibt es Kinder, die in diesem Alter schon weiter sind und ihren Willen und ihre Wünsche tatkräftiger umsetzen. Und es gibt Kinder, die weniger Umgangsschwierigkeiten mit fremden Personen haben. Das ist eine Frage v.a. der bisherigen Erfarungen im eigenen Gefühlsleben und im Umgang mit den Bezugspersonen. Wenn sie von Ihrem Sohn jetzt fordern, daß er sich in einem Spielkreis schnell und problemlos zurechtfindet, wird er Ihnen voraussichtlich das Gegenteil präsentieren. Und wenn man dann in dieser Form weiter vorgeht, dann wird die Schüchternheit u.U. ein fester Persönlichkeitsbestandteil. Aber gerade das wollen sie ja verhindern. Also müssen Sie Ihrem Sohn erst die Gelegeheit geben, über Wille, Widerstand und Trotz, welche einfühlsam von Ihnen aufgenommen werden müssen und nicht mit Härte beantwortet werden dürfen, sein Selbst zu entwickeln und mit dem Ich zusammen als seinen Persönlichkeitskern zu finden und auszuformen. Sagt er denn schon "Ich", beansprucht er Dinge als "meins", will er "alleine" handeln? Das sind nämlich alles untrügerische Zeichen seines aufkommenden Selbst. Dieses Selbst erfährt er und verteidigt er auch im Trotz, was bedeutet, daß man dem Trotz mit Verständnis begegnen sollte (s. alles mein Text über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts). Und wenn das nun alles gut läuft, dann erst erwächst die Bereitschaft, ja geradezu das Bedürfnis nach Kontakten zu neuen Menschen und Gruppenerfahrungen. Dann können Sie wahrscheinlich ziemlich problemlos mit Spielgruppe oder Kiga-Gruppe beginnen. Nur, wenn Sie die hier aufgezeigte Reihenfolge umdrehen, wirds schwierig. Viele Grüße
Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Posth! Ja, mein Sohn sagt schon seit geraumer Zeit "ich" "meins" etc. Er will auch zunehmend vieles allein machen (neuerdings z.B. Milch eingießen). Ich habe diese Persönlichkeitsentwicklung bisher immer positiv gesehen und unterstützt. Temperamentvolle Trotzanfälle haben wir allerdings noch nicht. Bisher läuft es meist gut mit verhandeln, einfühlsamem Verständnis und/oder auf spielerische Weise. Wir waren heute wieder zum Spielkreis und es war dasselbe wie letzte Woche. Immer wenn ich dann doch mal versucht habe, ihn zum Mitmachen zu animieren , hat er sofort mit Widerstand und ein wenig Schmollen reagiert. Nach der Stunde, die immer recht gelenkt mit Lieder, Fignerspielen etc. abläuft, taute er allerdings plötzlich auf: Unterhielt sich mit einer anderen (ihm eher unbekannten) Mutter, sprach mit einem kleinen Baby :-), suchte Kontakt zu zwei anderen Jungen und erzählte immer, was diese gerade machten. Diese Verhaltensweisen haben mich dann schon wieder beruhigt, so dass ich nun denke, dass diese gelenkte Spielsituation in der Gruppe, die nur wenig spontanen Spieltrieb und Kontaktaufnahme unter den Kindern erlaubt, ihm noch Schwierigkeiten bereitet. Ist denn sein Verhalten im Anschluss an den Spielkreis schon so zu bewerten, dass sich sein Selbstbewusstsein entwickelt und ist es altersgerecht? Nochmal vielen Dank! Janet
Liebe Janet, ja, ich meine, daß man seine Kontaktaufnahme, die er im Anschluß an den Spielkreis selbst initierte, durchaus Zeichen von Selbstbewußtsein sind. Viele Grüße
Ähnliche Fragen
Sie haben in einem Beitrag zu Schüchternheit in der Gruppe von Janet folgende Zeilen geschrieben: "Allerdings gibt es Kinder, die in diesem Alter schon weiter sind und ihren Willen und ihre Wünsche tatkräftiger umsetzen. Und es gibt Kinder, die weniger Umgangsschwierigkeiten mit fremden Personen haben. Das ist eine Frage v.a. der bisherigen Erfahr ...
Hallo! Meine Tochter, 3 Jahre, geht seit letzten August in den KiGa. Es gefällt ihr prima dort, sie freut sich jeden morgen darauf! Ab nächsten Oktober soll ihr Bruder, dann genau 2 Jahre, in den selben KiGa gehen. Sie passt auf ihren Bruder auf, nimmt ihn bei der Hand, ist um ganzen sehr fürsorglich ihm gegenüber. (Wenn auch manchmal genervt! ...
Guten Tag, meine Nichte ist 6 Jahre alt und geht noch in den Kindergarten. Sie ist ein sehr schüternes Mädchen. Bei uns bzw. 2 Freunden die Sie kennt nicht aber bei allen anderen schon. Z.b: gibt Sie fast keine bis keine Antworten, wenn Sie jemand den Sie kennt, etwas fragt. (sie verkriecht sich förmlich) Im Kindergarten spielt sie nur mit ...
Guten Morgen Herr Dr. Posth, meine Tochter wird im November 3 Jahre und hat im Sommer einen Platz im Kiga. Ich möchte, daß Sie zu ihrer Schwester (wird dann 6 Jahre) in die Gruppe kommt. Gruppenleitung ist dagegen. Nächste Woche führen wir darüber ein Gespräch. Was für positive Argumente könnte ich nennen? Die beiden verstehen sich gut und ich hab ...
Guten Morgen Herr Dr. Posth, wünsche, daß knapp 3 jährige (wenn sie in Kiga kommt) zu ihrer Schwester (5 Jahre) in die gleiche Gruppe kommt. Erzieherinnen sehen nur Nachteile, z. B. daß 5 jährige Schwester dann Rückschritte macht. Sie hätte jetzt mehr Selbstbewußtsein entwickelt u. wenn die kleine Schwester zu ihr in die Gruppe käme, könnte es gut ...
Hallo Herr Dr. Post. meine To.34Mo. geht ab. Feb.15 in den Kindergarten.Sie war schon immer ein sehr sensibles Kind u.hatte bei fremden Kindern immer sehr geweint. Deshalb begann ich mit ihr zur Krabbelgruppe(8M),Musikschule(1,5J),Sport(2J)zu gehen. Dennoch finde ich,dass sie sich in der Gruppe schwierig verhält.Sie fühlt sich oft ungerecht behand ...
Sehr geehrte Frau Henkes, letzte Woche habe ich Ihnen eine Frage zum Verhalten unseres 25-monatigen Sohnes uns Eltern und Kindern gegenüber geschrieben. Vielen Dank für Ihre hilfreiche Rückmeldung! Ich habe noch eine Frage. Wie erwähnt, ist unser Sohn sehr schüchtern. Er fremdelte schon mit vier Monaten stark; bis er ca. 1,5 Jahre alt war, brü ...
Guten Morgen, folgende Situation: Meine Tochter ist nun 7,5 Jahre alt und kommt in die 2. Klasse. Schon sehr lange kann sie in bestimmten Situationen nicht reden. Das fing mit ca. 3 Jahren an, als es ihr nicht gelang ihr fremden Menschen (das konnten sowohl komplett fremden Menschen sein oder aber auch Nachbarn, Freunden und Bekannten d ...
Hallo Frau Henkes, mein Sohn ist 20 Monate alt. Zuhause ist er total gut drauf. Spricht zwar noch nichts, aber plappert fleißig vor sich hin. Wir sind einmal die Woche bei oma und Opa für ca 2 Stunden. Dort erstarrt er, macht keinen mucks mehr und klebt nur an mir. Wenn er angesprochen wird versteckt er sich. Allgemein ist das so wenn wir bei a ...
Hallo Frau Henkes, meine Tochter ist 5,5 Jahre alt. Sie ist ein kleiner Goldschatz, witzig, schlagfertig und sehr kreativ! Allerdings haben wir 2 große Sorgen: Sie äußert einfach ihre Sorgen und Bedürfnisse nicht. Sie sagt nicht bescheid, wenn ihr etwas weh tut, wenn sie hungrig oder durstig ist, sie müde ist etc. Das ist leider von Anfang ...
Die letzten 10 Beiträge
- Verhalten auffällig?
- Kleinkind normales Verhalten oder Bindungsstörung?
- Trotzphase oder nicht?
- Wutausbrüche
- Bindung des eigenen Kindes undurchsichtig
- Schnuller abgewöhnen und Begleitung
- Kleinkind 3 Jahre will entfernt sich kaum 1 Meter
- Kind stiftet andere Kinder zum beißen an
- Einschlafproblem
- Tochter 9 Charakterzüge