Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Worauf achten bei Hochbegabung

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Worauf achten bei Hochbegabung

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, unser Sohn (6 Jahre) wurde auf Anraten unserer Kinderärztin von einer Kinder- und Jugendpsychiaterin nach dem Hawik - Testungsverfahren auf Hochbegabung getestet. Das Ergebnis lautet auf Hochbegabung und in einem Teilbereich auf partielle Höchsbegabung. Eine weitergehende Beratung hielten die Ärzte für nicht erforderlich, da unser Sohn ein "glückliches Kind" sei. Das Ergebnis der Testung kennt unser Sohn nicht, da wir nicht möchten, dass er sich "anders" fühlt. Unser Sohn hat viele Freunde und macht Sport und Musik im Verein. In der Schule hat er keine Probleme - nur große Langeweile. Ansonsten saugt er daheim Unmengen Wissen auf und beschäftigt sich mit altersuntypischen Gebieten wie Medizin, Astronomie oder griechischer Mythologie. Anlass der Testung war, dass er sich eben in der Schule sehr langweilt. Ein "Springen" scheidet aus, da er in seiner Klasse ganz viele Freunde hat (seit dem Babyalter befreundet Gruppe von 7 Kindern) und sich in diesem Kreis geborgen fühlt. Mit den Lehrerinnen können wir über das Thema Hochbegabung nicht sprechen. Die testende Ärztin kennt die Lehrerinnen aus der Vergangenheit und weiß, dass sie dem Thema Hochbegabung komplett negativ gegenüberstehen. Unsere Schule hält das für eine "Modeerscheinung". Für uns ist das ganze Gebiet der Hochbegabung neu. Wir möchten unser Kind einfach weiterhin glücklich aufwachsen lassen und ihm gerecht werden. Es ist für uns eine riesige Herausforderung, seinem immensen Wissensdurst gerecht zu werden - mein Mann und ich sind beide Akademiker und müssen uns schon jetzt in Themengebiete einlesen, um seine Fragen beantworten zu können. Könnten Sie uns vielleicht kurz mitteilen, was es zu beachten gibt? Vielen herzlichen Dank!


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Für Hochbegabung gilt m.E. das Gleiche, wie für andere Haltungen und Eigenarten, die an den Rand drängen können. Es ist wichtig, so viel wie möglich altergerechtes Leben zu gestalten, die mögliche Isolation in den sozialen Gruppen zu vermeiden. Hochbegabung ist eine Herausforderung , wie sie schon bemerkt haben. Es ist gut, die Wissensbedürfnisse ihres Kindes zu respektieren und so weit es geht zu erfüllen. Er hat ja auch genügend andere Interessen, die ihn in sozialem Kontakt heranwachsen lassen. Das erscheint mir sehr wichtig. Und trauen sie sich auch, ihr Nicht-alles-wissen sichtbar zu machen. Zur Schule: Es ist davon auszugehen, dass die Lehrerinnen bemerken, dass ihr Sohn sich langweilt und damit müssen sie umgehen, egal wie man das Problem nennt. Pädagogisch ist da einiges zu machen um das Bedürfnis ihres Sohnes zu befriedigen, als auch darauf zu achten, dass er nicht aus dem Klassenzusammenhang herausfällt. Das gilt es mit ihnen zu besprechen. Und bei diesen Gesprächen hilft oft, an die Kompetenz der Pädagoginnen zu appellieren. Meines Wissens gibt es auch eine Gesellschaft für das hochbegabte Kind. Dort lassen sich sicher noch Tips finden. Das wird eine spannende gemeinsame Lebensreise. Alles Gute dabei. Dr.Ludger Nohr


Bine.30

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Ich kann als Lehrerin, die schon mehrerer hochbegabte Kinder unterrichter hat vielleicht auch etwas sagen. Ich finde, du schilderst die Situation sehr sachlich und ihr scheint mir einen guten Umgang gefunden zu haben. Auch dass ihr euch gegen das Überspringen entschieden habt, ist meistens aufgrund des sozialen Umfelds und der emotional-sozialen Entwicklung sinnvoll. Eigentlich müsste die Lehrerin differenzieren, d.h. andere Aufgaben geben. Es gibt beim Schulamt einen Beauftragten für Hochbegabung, der sie beraten kann und auch Fortbildungen anbietet. Theorethisch kannst du versuchen deine Rechte über die Schulleitung durchzusetzen oder Wechsel in die Parallelklasse. Aber das bringt ja letztlich nichts. Ich würde unvoreingenommen das Gespräch mit der Lehrerin suchen und schauen, zu was sie bereit ist. Möglich ist z.b. auch, eine Stunde die Woche am Matheunterricht in einer höheren Klasse teilzunehmen. Aber das meiste müsst ihr doch privat übernehmen. Lass sich vom Hochbegabtenzentrum der VHS beraten, die bieten Kinderkurse an und helfen euch weiter.


Bine.30

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Eine Möglichkeit wäre auch, dass er immer nur die vereinbarten Basisaufgaben erledigen muss und dann an seinem eigenen Material arbeiten darf. Also z.b. an Büchern zu Medizin usw. die du ihm mitgibst. Da hätte die Lehrerin keinen Aufwand mit, das könnte vielleicht ein Anfang sein.


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