Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Testung Hochbegabung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Testung Hochbegabung

Sermincik

Sehr geehrte Frau Henkes,  es geht um meinen 4 (bald 5) jährigen Sohn. Er kann seit Längerem "Lesen und Schreiben" (hat er sich selbst beigebracht hat). Buchstaben haben ihn schon immer besonders fasziniert. Zwischenzeitlich hat er auch das Rechnen für sich entdeckt. Der Kiga empfiehlt eine Testung da er möglicherweise hochbegabt ist. Der Kinderarzt empfiehlt keine Testung ohne Leidensdruck. Als ich das dem Kiga so weitergab, sagte man mir, dass er mit der Diagnose besser gefördert werden könne und er ausserdem autistische Verhaltensweisen zeige. Auf genauere Nachfrage teilte man mir mit, dass er sich manchmal (mehrere Male in der Woche) eine halbe Std im Kreis dreht oder das Alphabet ohne Unterbrechung aufsagt, ohne, dass man ihn dabei unterbrechen könne. Dieses Verhalten haben wir zu Hause noch nie beobachtet. Ich muss dazu sagen, dass der Kiga ein offenes Konzept hat und 50 Kinder im Kiga sind. Bei zu viel Trubel zieht er sich gern zurück und ist im Übrigen recht sensibel. Trotzdem geht er gern in den Kiga. Er ist sehr sozial, hat viele Freunde und ist die meiste Zeit fröhlich und neugierig. Er hält Blickkontakt und kommt mit Veränderungen sehr gut klar (wobei er seine Routinen liebt). Sind diese Tatsachen allein nicht Ausschlusskriterien für eine evtl Autismusdiagnose?Ausserdem habe ich gelesen, dass hochbegabte Autisten AspergerAutisten sind und diese sich motorisch verzögert entwickeln (auch das passt nicht zu meinem Sohn, der mit 10 Mo frei laufen konnte). Trotzdem bin ich sehr verunsichert. Woran könnte es liegen, dass er das Verhalten (im Kreis drehen, Alphabet aufsagen) welches er im Kiga zeigt, zu Hause nicht zeigt. Empfehlen Sie unter den beschriebenen Umständen eine Testung?  Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit. LG


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie sollten sich keine Sorgen machen. Sozial eingestellte Kinder mit vielen Freunden können nicht autistisch sein. Sie selbst können am besten einschätzen, ob Ihr Sohn auf Sie bezogen ist. Wenn er guten Kontakt zu Ihnen hat, gerne mit Ihnen spricht, von seinen Erlebnissen erzählt, zeigt er kein autistisches Verhalten. Auch stereotype Verhaltensweisen von Autisten zeigen sich immer und überall und sind nicht auf eine Umgebung beschränkt. Bezüglich einer Testung empfehle ich immer, vorher zu überlegen, wozu man das Testergebnis braucht. Wenn Ihr Sohn sich wohlfühlt und gerne in den Kiga geht, würde eine besondere Förderung ihn aus diesem Rahmen unnötig herausreißen. Wäre das in Ihrem Sinne? Wenn Sie alles so lassen wollen, wie es ist, brauchen Sie jetzt keine Testung. Sie werden merken, wenn Ihr Sohn unterfordert ist und Sie etwas ändern müssen. Ich kann nur einmal mehr betonen, dass Autismus von Fachärzten und nicht von Erzieher/innen diagnostiziert wird.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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