lonci
Guten Tag Herr Dr. Posth, ich habe eine kurze Frage. Wie geht man in Sachen Märchen (menschenfressende Wölfe, Schneewittchentötender Jäger…) vor?Meine Tochter (knapp3 J.) ist ziemlich ängstlich, mit gutem Gedächtnis versehen, sodass ich mir nicht recht traue, ihr diese Geschichten in der Originalform zu erzählen.Aber irgendwann „muss“ sie es ja wissen.Sagt man den Kindern auch gleich, dass es nur Erfindung ist und keine Wahrheit? Auch mit dem Mond habe ich meine Probleme. Sie will wissen, was der Mond ist, dann was ist ein Planet, und noch weiter.Kann sie denn so viele Informationen verarbeiten und vor allem, soll sie es auch? Oder sollen wir ihr sagen, damit es wir auch leichter haben (wie Freunde rieten), der Mond sei ein Stück Brot?Ich weiss, die Fragen sind ziemlich banal, aber für mich doch wichtig. Herzlichen Dank für Ihre Antwort und Ihre wunderbare Arbeit sowieso!LG, Ilona
Liebe Ilona, diese Fragen sind überhaupt nicht banal. Im Gegenteil, sie sind extrem wichtig, denn sie spiegeln das Weltinteresse eines Kindes und seine hohe Wissbegier. Ihre Tochter scheint ein schlaues Köpfchen zu sein, und sie stellt die für sie wichtigen Fragen. Es stimmt, dass Märchen etwas Erschreckendes und oft auch Grausames an sich haben. Das entspricht dem damaligen Erziehungsverständnis, das sich besonders auf Drohen und Angstmachen berief. Auch die religiöse Erziehung benutzt diese Grundlagen. die älteren Kinder können relaitiv schnell "abstrahieren" und nehmen längst nicht mehr alles, was sie hören, für bare Münze. Aber das geht erst nach etwa dem 5. Lebensjahr oder im Schulkindalter. Die Kleinkinder sind diesen Inhalten ziemlich schutzlos ausgeliefert und träumen dann nachts davon. Daher ist es schon wichtig, dass man die besonders graumsamen Geschichten erst einmal ausklammert und die anderen durch einfache Ergänzungs-Erklärungen relativiert. Oder man sagt, dass sich das die Menschen früher so erzäühlt haben, dass man aber heute weiß, dass es so nicht gewesen ist. Den Mond kann man als eine zweite kleinere Erde erklären, auf der niemand wohnt und sagt dazu, dass es in Form der Sterne noch viel mehr andere Erden gibt, so wie die, auf der das Kind jetzt steht. Sie wären nur so klein, weil sie so weit weg wären. Möglicherweise reicht ihr das als Erklärung. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
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