Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie das Verhältnis zum entfernt lebenden Vater gestalten?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie das Verhältnis zum entfernt lebenden Vater gestalten?

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Guten Tag Dr. Nohr, ich habe eine oder eher vier Teil-Fragen zu meinem 2 3/4jährigen Sohn. Er geht in die Kita, wird dort, von der Kinderärztin, von mir und meinem Umfeld als (sehr) gut bzw. altersgemäß entwickelt, lebendig und intelligent wahrgenommen, teilweise als etwas zurückhaltend. Er wächst mit mir als alleinerziehender Mutter auf, da ich mich bereits in der Schwangerschaft von seinem Vater getrennt habe (nach 3 Jahren Beziehung). Der Papa wollte ursprünglich in unsere 400 km entfernte Stadt ziehen, hat dies aber daraufhin unterlassen bzw. sieht sich aus finanziellen Gründen außerstande in die Nähe seines Kindes zu ziehen. Bei der Geburt und in den nachfolgenden Wochen war er aber auch auf meinen Wunsch hin da, so dass sich gleich zu Beginn eine gewisse Bindung entwickeln konnte. Auf einen offiziellen Vater-Status und das Sorgerecht hat er wahrscheinlich auch aus finanziellen Interessen heraus "verzichtet". Seitdem ist er im Abstand von 1 Monat - auf Grund von Konflikten häufig später - für 2-3 Tage zu Besuch da. Zur Erläuterung der Situation noch folgendes (die eigentlichen Fragen stehen unten) : Das Eltern-Verhältnis gestaltet sich schwierig. Der Papa (will von uns "Vater" genannt werden), hat stark narzisstische Züge und hat sich vom eher alternativ gesinnten, (in manchen Dingen über)lockeren Menschen überraschend zum scheinbar streng gläubigen Katholiken entwickelt, ist zu mir vorwurfsvoll und moralisierend und ideologisierend: Kitas sind generell bösartig (schlechte Gesellschaft generell), das Leben unseres Sohnes ist zum Scheitern verurteilt mangels Vater, ich werde als Antichrist, Teufel, Femme fatale tituliert usw. - auch suggestive bzw. negative Äußerungen über mich gegenüber meinen Sohn kamen schon vor... Da ich meinem Sohn auch aufgrund eigener entsprechender Kindheits-Erfahrungen den Vater nicht (zu lange) vorenthalten will und natürlich auch beide Rechtsansprüche auf Kontakt haben, stecke ich ziemlich in der Zwickmühle. Einerseits kann ich mir ständige Beleidigungen nicht gefallen lassen. Es gab es auch schon die Situation, dass ein Besuch schlecht lief, es gab kurz Streit und der Papa musste eine Weile die Wohnung verlassen, um eine weitere Eskalation zu verhindern, was für unseren Sohn sehr belastend war. Daneben ist der Papa auch nicht willens mir in den Rahmenbedingungen des Umgangs irgendwie entgegenzukommen (auch mal kürzere Besuche, keine dauernden Beschwerden darüber, dass ich ihn nicht mehr bei uns übernachten lasse und den mangelnden Komfort in Unterkünften, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit etc.) - Andererseits will ich den Kontakt fördern und nicht ständig am Hebel Besuch verschieben ziehen, wenn mir schlecht mitgespielt wird. Ich war nun bei einer Erziehungsberatung und die dortige Sozialpädagogin hat den Entscheidungskonflikt gesehen, war aber auch der Ansicht, dass mein Sohn vom Vater-Sohn-Verhältnis wegen des schwierigen Vaters vielleicht nicht in dem Maße profitiert, wie ich eigentlich voraussetze, und dass seltenere Kontakte und die örtliche Distanz so vielleicht nicht falsch sind. Ich muss allerdings ergänzen, dass mein Sohn sicher immer sehr über die Papa-Besuche freut, der Papa durchaus liebevoll auftritt und beide gern miteinander spielten allerdings kann ein so kleines Kind vieles am Verhalten vom Papa natürlich noch nicht einschätzen. Deshalb wollte ich nun Sie auch als Kinderpsychologen ansprechen. Meine Fragen sind: 1. Worauf sollte ich hinsichtlich der Entwicklung vor dem erzählten Hintergrund meines Sohnes achten? Kann das unbeständige (durch tägliches telefonieren, wohl nicht aufgefangene) Verhältnis zum Papa zu (auch späteren) Bindungsproblemen führen? (Es existiert aber eine enge Bindung zu meinem langjährigen besten Freund und früheren Partner.) 2. Wie sollte ich ihm mein Verhältnis zum Papa und die (zu) seltenen Besuche erklären? 3. Wie sollten wir aus Ihrer Sicht (falls Sie sich überhaupt eine Meinung dazu erlauben wollen aufgrund der Informationen) das Papa-Kind-/Kind-Papa-Verhältnis gestalten? 4. Noch Deteilfrage(n): Der Papa hat mit meinem Sohn aus unserer Knete Figuren gebastelt und diese mit kleinen Autos überfahren, um seiner Aussage nach den gefährlichen Straßenverkehr zu illustrieren - mein Sohn fand das toll. Ist das nicht ein sehr destruktives erzieherisches Vorgehen? Er hat auch Jesus am Kreuz mit Knete thematisiert und will mich bei jedem Besuch überreden, dass ich ihn (in meiner Begleitung) mit unserem Kind zur Kirche gehen lasse, um sich dort die Bilder oder den Gottesdienst anzusehen. Mich verstört das und ich finde das nicht altersgemäß (abgesehen davon, dass ich selbst unser Kind religionsfrei erziehe, wenn auch christliche Feste eine gewisse Rolle spielen)...was meinen Sie? Als Nachsatz: mir geht es wirklich darum, eine sinnvolle Entscheidung/Regelungen zu finden (leider stehe ich damit etwas allein). Viele Grüße und vielen herzlichen Dank vorab, nnmm


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Sie sollten auf alles achten, was ihnen nicht gesund und förderlich erscheint. Und ob diese Vater/Sohn-Beziehung zu Bindungsproblemen führt, weiß niemand. Auf deren Verhältnis haben sie wenig Einfluss, aber sie können darauf achten, dass sie aus ihrer Sicht Falsches korrigieren (s.Punkt 4). Das ist ihr gutes Recht. Aber nicht im Sinne des "der Vater ist schlecht", sondern eher, "ich sehe das anders". Eltern müssen nicht immer einer Meinung sein! Alle entwertenden Aussagen über den Vater belasten nicht nur deren Verhältnis, sondern evtl. auch das zu ihnen. Erklären können sie ihrem Sohn doch, dass sie sich als Eltern nicht mehr mögen/lieben und deshalb getrennte Wege gehen, ohne dass ihr Sohn seinen Vater dadurch verliert. Aber es gibt keinen Grund den Vater die Regeln bestimmen zu lassen, sich beleidigen usw. zu lassen. Da ist es wichtig, dass sie sowohl ihren Sohn als auch sich klar vertreten. Da das Problem noch Jahre dauern kann, finde ich eine Begleitung von ihnen durch die EB eine hilfreiche Idee. Gestatten sie sich ruhig eine solche regelmäßige Unterstützung. Herzlichen Gruß Dr.Ludger Nohr


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