Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verhalten im Kindergarten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verhalten im Kindergarten

ClauPhil84

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Guten Tag Frau Henkes, ich wende mich nochmal an Sie, um das Verhalten unseres Sohnes (3 Jahre) hoffentlich etwas besser einordnen und ihn ggf.unterstützen zu können. Er wechselte Anfang September von der Krippe in den Kindergarten (gleiche Einrichtung),was ihm nicht leicht gefallen ist. Anfangs klammerte er sich sehr an seine Bezugsrezieherin, mittlerweile ist er aber ganz gut angekommen, wie uns im Entwicklungsgespräch mitgeteilt wurde. Er geht auch gerne und ohne Probleme in die Kita. Die Problematik ist nun folgende: Er hat weiterhin Schwierigkeiten, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten, ist dabei ziemlich distanzlos und ungestüm, tut ihnen auch manchmal weh, um die Reaktion zu sehen. (fragt man ihn, warum er das tut, antwortet er in der Regel: "weil ich das möchte"). Wenn er dann, meist mit Hilfe der Erzieherinnen, doch ins Spiel mit anderen kommt, bleibt er nicht lange in der Situation, verliert schnell das Interesse, was aber noch altersgemäß sei. Er ist,wie wir schon von mehreren Seiten gehört haben und auch selbst merken, kognitiv sehr weit. Sein Interesse liegt v.a.im technischen Bereich und er will immer wissen, wie alles funktioniert. Die Informationen saugt er auf wie ein Schwamm, beschäftigt sich lange gedanklich damit und merkt sich die Dinge dann auch (Kopfmensch). Die Erzieherin sagte uns, er stelle Fragen, die sie, wenn überhaupt, frühestens von Verschulkindern bekommt. Er nimmt am liebsten die  Beobachterrolle ein,außer beim Singen und Turnen, da geht er richtig aus sich raus und fühlt sich total wohl, Klettern ist absolut sein Ding, er braucht viel Bewegung. Das,was mir v.a. Sorge bereitet und was auch die Erzieherinnen noch nicht einordnen können, ist die Tatsache, dass er kaum Interesse an den anderen Kindern zeigt,sondern sich lieber mit den Erwachsenen beschäftigt. Er braucht in der Kita wohl sehr viel Sicherheit,mit Veränderungen tut er sich dort schwerer als zu Hause und die Erzieherin vermutet,dass die Kinder ihm zu unberechenbar sind und er sich deshalb eher raus nimmt und mit Erwachsenen interagiert, die er besser einschätzen kann. Eine andere Überlegung seitens der Kita ist, dass er auf Grund seiner kognitiven Entwicklung mehr mit Erwachsenen anfangen kann, weil die ihm eher das geben können, was für ihn momentan im Fokus steht, nämlich Wissen zu sammeln und dass er sich dann nicht gleichzeitig noch mit anderen Kindern beschäftigen kann/will. Aus der Beobachtung vom privaten Bereich ist uns in den letzten Wochen dagegen aufgefallen, dass er mit seinen Cousinen, oder Kindern aus dem Bekanntenkreis richtig anfängt zu spielen und nicht mehr nebeneinander her, was uns eigentlich zeigt, dass er sich in dem Bereich schon weiterentwickelt, aber vielleicht einfach mehr Zeit braucht. Trotzdem sind wir nun unsicher und fragen uns, was auch die Erzieherin in den Raum gestellt hat, sollten sie nicht mehr weiter kommen in den nächsten Wochen, ob eine Fachperson der Frühförderstelle ihn mal beobachten sollte im Kitaalltag, damit nichts übersehen wird (eine leichte Form von Autismus stand im Raum), oder ob man der Entwicklung einfach Zeit geben soll,wenn es ihm damit gut geht und es für alle händelbar ist. Weitere Beobachtungen, die angesprochen wurden und die sich auch zu Hause zeigen sind ein auffälliger Zehenspitzengang, den er ab und zu macht und ein häufiges Wiederholen der immer gleichen Frage in leichter sprachlicher Abwandlung. Im Februar wird er ein Geschwisterchen bekommen,da wird sich eh nochmal Vieles ändern und mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir diese erste Phase der Neufindung als Familie noch abwarten sollten. . Ich hoffe, ich konnte alles verständlich erklären und bin gespannt auf Ihre Einschätzung. Vielen Dank für Ihre Arbeit hier! Grüße ClauPhil84  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich finde das beschriebene Verhalten Ihres Sohnes für einen Dreijährigen nicht ungewöhnlich. Er ist offenbar gerade in einer Phase, in der er seinen Willen durchsetzen möchte. Zudem setzt er sich mit seinen aggressiven Impulsen auseinander. Dazu gehört vorübergehend auch, anderen Kindern gerne wehzutun, um die eigene Wirkmächtigkeit und die Reaktionen zu testen. Es ist die erzieherische Aufgabe der Erzieherinnen, Ihrem Sohn angemessenes Verhalten zu vermitteln. Die Erzieherinnen haben schon einige plausible Vermutungen geäußert, warum Ihr Sohn am Kontakt zu anderen Kindern erst wenig Interesse zeigt. Zu Hause beobachten Sie da allmähliche Veränderungen. Mir ist nicht ganz klar, warum das Verhalten Ihres Sohnes für die Erzieherinnen ein Problem darstellt. Er scheint sich doch von ihnen lenken zu lassen. Sie können einer Beobachtung durch Fachleute zustimmen, wenn Sie verunsichert sind. Sie können Ihrem Sohn jedoch auch noch Zeit lassen, sein Sozialverhalten weiter zu entwickeln. Da hat (und braucht) jedes Kind sein eigenes Tempo. Autismus ist eine Diagnose, die von speziell ausgebildeten Fachleuten und nicht von Erzieher/innen vergeben wird. Sprechen Sie im Zweifelsfall Ihren Kinderarzt an, mit dem Sie auch über den Zehengang sprechen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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