AnniV
Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist gerade 3 Jahre alt geworden. Er ist sprachlich noch nicht so fit und beginnt gerade erst damit, richtig in die Sprache zu kommen. Spricht aber noch sehr undeutlich, ggf. wird in einem halben Jahr nach der Aussage des Kinderarztes Logopädie nötig sein. Das Sprachverständnis ist absolut vorhanden. Was mir allerdings Sorgen macht ist sein Verhalten, welches oftmals schwer steuerbar erscheint. Er liebt es beispielsweise sein Spielzeug auf den Boden zu werfen um zu beobachten, wie es auseinander fliegt bzw. wie die einzelnen Teile zueinander gehören. Er ist technisch sehr interessiert und findet es auch spannend zu erfahren wie Dinge aufgebaut sind und funktionieren. Dass er dies nicht darf, dass Spielzeug kaputt geht, weiß er genau. Und macht es trotzdem immer wieder. Heute ist ein Stück von seinem Flugzeug abgebrochen. Ich war dadurch ziemlich verärgert und er hat nur gelacht, als ich lauter wurde und ihm zum 1000 x mal erklärt habe, dass er das nicht tun soll. Selbst Spielzeug weglegen, reduzieren bzw. andere Konsequenzen ändern nichts an seiner Begeisterung für dieses Spiel. Beim Kasperletheater ist er der Einzige, der nicht sitzen bleibt und stattdessen lieber herum läuft und laut ist. Wenn ihn aber persönlich etwas interessiert kann er lange und konzentriert dabei bleiben. Wenn ich ihm sage er solle leise sein, ist er extra laut und macht sich einen Spaß aus der Situation... Wenn es von ihm erwartet wird, dass er ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt, macht er oftmals einfach komplett das Gegenteil. Und scheint gerade, wenn es mir besonders wichtig ist dass er kooperiert absolut das Gegenteil von dem zu tun was ich (bzw die Gesellschaft) von ihm erwartet. Er würde auch keine "Auszeit" akzeptieren, sofern eine solche noch zeitgemäß ist. Er steht einfach vom Stuhl auf. Manchmal ist es mir schon gelungen, indem ich mit ihm wie mit einem Erwachsenen gesprochen habe, zu ihm durchzudringen. Er muss absolut das Gefühl haben, dass er ernstgenommen wird und eigene Entscheidungen treffen kann. Und vor allem dass das Gegenüber ehrlich ist. Er hat eine rasche Auffassungsgabe und wusste schon von Anfang an was für ihn gut und richtig ist und was er nicht möchte. Und würde nicht nur um zu gefallen über die eigenen Grenzen und Überzeugungen hinweg gehen. Er ist sehr begeisterungsfähig, offen und kontaktfreudig. Und wenn er will kann er jeden mit seiner charmanten Art um den Finger wickeln. Er hat allerdings auch einen so starken Willen, dass wir uns langsam wirklich Sorgen machen! Wir sind konsequent, versuchen nachvollziehbare Regeln und Konsequenzen zu setzen. Es scheint gerade nicht gut zu funktionieren. Bald geht der Kindergarten los und dann muss er sich in eine Gruppe einfügen. Und beim Morgenkreis still sitzen... Wie würden Sie das einordnen: Was können wir tun um ihn zu unterstützen und ist ein solches Verhalten noch "normal" ? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe und Ihren Rat.
Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes erscheint mir recht normal. Er befindet sich offenbar intensiv in der Trotzphase und erprobt seinen Willen. Das ist ganz in Ordnung so. Allerdings müssen Dreijährige auch lernen, dass sie ihren Willen nicht immer bekommen können. Sie müssen sich zunehmend an die von den Eltern gesetzten Regeln anpassen und diese einhalten. Sie müssen z.B. lernen, dass ein Nein der Eltern zu beachten ist und dass die Eltern effektiv in der Lage sind, das durchzusetzen. Bei Dreijährigen erreicht man mit Worten meist noch nicht sehr viel. Wenn der Impuls - z.B. etwas zu zerstören - auftaucht, sind elterliche Erklärungen oder Ermahnungen vergessen. Ein Kind kann besser erkennen, was die Eltern von ihm erwarten, wenn eine direkte und deutliche elterliche Handlung erfolgt. Da könnte es sinnvoll sein, ihm mit einem klaren Nein das Flugzeug aus der Hand zu nehmen, bevor er es zu Boden wirft. Es ist nicht so, dass Dreijährige bereits wissen, was gut und richtig für sie ist. Sie wissen, was sie nicht wollen. Das versuchen Sie in der Trotzphase durchzusetzen. Dies sollte Kindern manchmal gelingen, da die Entwicklung des eigenen Willens zu dem bedeutsamen Gefühl der Wirkmächtigkeit führt. Grundsätzlich muss ein Kind jedoch spüren, dass die Eltern bestimmen und dies auch gut können. Denn es spürt, dass es selber noch nicht dazu in der Lage ist, den Platz der Eltern einzunehmen. Starke Eltern geben einem Kind die benötigte Sicherheit, sich geborgen und geschützt zu fühlen. Vielleicht gibt ihnen der Text von Dr. Nohr auf dieser Seite weitere Anregungen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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