Frage: Urvertrauen/ sichere Bindung

Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist knapp 7 Monate alt. Mein Mann und ich waren 6 Monate zusammen in Elternzeit und haben uns die Pflege und Versorgung der Kleinen aufgeteilt. Ich stille noch voll. Mein Mann ist fürs Wickeln zuständig. Ins Bett bringt mein Mann sie etwas öfter als ich. Dafür stille ich sie eben auch nachts ca alle 2-3 Stunden.    1. War es schädlich dass es keine einzelne feste Bezugsperson gegeben hat sondern im Grunde genommen zwei? Könnte das dazu führen dass sie zu keinem von uns eine feste Bindung entwickelt?  2. Ich gehe seit ca 4 Wochen wieder arbeiten. Das meiste mache ich aus dem Homeoffice. Aber 1-2 Mal die Woche bin ich 4-6 Stunden weg. Ich stille sie davor und danach gleich. Mein Mann versucht sie an das Fläschchen zu gewöhnen, was aber bislang nicht gut funktioniert hat. Sie harrt wohl lieber aus bis ich nach Hause komme. Sie wird oft quengelig, aber schreit oder weint nicht. Ich kuschle abends und nachts viel mit ihr, aber natürlich kümmert sich nun tagsüber mehr mein Mann. Können dadurch Bindungsprobleme entstehen? Wird das dazu führen dass ich nicht mehr eine ihrer Bezugspersonen bin? Ist es so einfach, dass derjenige die Hauptbezugsperson ist, der unterm Strich mehr Zeit mit ihr verbringt? 3. Bis etwa zur 11. Woche hat sie sehr viel geschrien und war durch nichts zu beruhigen. Kann dadurch ein Schaden entstanden sein? Weil wir quasi ihr Bedürfnis nicht verstanden haben? Wir haben die stundenlang versucht zu beruhigen, sie rumgetragen und geschaukelt. Wir haben sie nie alleine schreien lassen.  Ich danke Ihnen im Voraus!

von Tiffy1507 am 29.09.2022, 21:37



Antwort auf: Urvertrauen/ sichere Bindung

Guten Tag, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihre Tochter hat zwei ganz feste Bezugspersonen. Das kann nicht schädlich sein. Sie entwickelt an Sie beide eine sichere Bindung und fühlt sich bei Ihnen beiden sicher und geborgen. Auch Ihre wieder aufgenommene Berufstätigkeit wird diese Beziehungsqualitäten nicht erschweren. Sie kümmern sich weiter intensiv und liebevoll um Ihre Tochter. Das zählt. Sie lassen sie in Ihrer Abwesenheit beim vertrauten Vater, d.h. Sie sorgen gut für die Betreuung Ihrer Tochter. Das versteht sie noch nicht, aber es trägt zu ihrem Gefühl von Sicherheit bei. Das Quengeln muss nicht  unbedingt mit Ihrer Abwesenheit zusammenhängen. Es kann im Tagesverlauf von Kleinklindern immer mal wieder zu Phasen der Unzufriedenheit kommen. Das auszuhalten müssen Kinder auch lernen. Die Ernährung wird sicher leichter, wenn absehbar Beikost hinzukommt. Es ist auch kein Schaden für Ihre Tochter daraus entstanden, dass Sie das Schreien in den ersten Lebenswochen nicht beruhigen konnten. Entscheidend für das Grundgefühl Ihrer Tochter ist, dass Sie diese Phase gemeinsam mit ihr durchgestanden haben und alles versucht haben sie zu beruhigen. Aus der Sicherheit, bei aller Hilflosigkeit nicht alleine zu sein, entsteht Urvertrauen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 30.09.2022



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Woran erkennt man eine sichere Bindung

Hallo Dr. Posth, Mein Sohn ist nun 15 Monate alt, vor zwei Wochen war er zum ersten Mal ohne Mama und Papa für 2 h bei seiner Patentante und ihrem 6 Monate älteren Sohn zum spielen,beide kennt er seit seinem 2. Lebensmonat u. sieht sie 1-4 mal die Woche. Beim Abschied war der kleine Mann auf dem Arm der Tante wir sagten ihm tschüß, gaben ihm eine...


Sichere Bindung? Sohn 12 Monate

Hallo, ich frage mich, ob mein Sohn sicher gebund. ist. Er ist temperamentv., war ab. kein Schreibaby u er wird immer ausgeglichener. Fremdeln mal mehr, mal weniger, Familienbett u wird forumsgemäß erzogen (allerdings habe ich wenige Male die Geduld verloren u reagierte etwas überspannt). Vater stets s. einfühlsam u wird seit ca. 2,5 Monaten auch w...


Haben wir eine sichere Bindung? Mutter nach postpartaler Depression

Sehr geehrter Herr Dr. Post, ich litt eine Zeit lang nach der Geburt an PPD und habe mein Kind nicht als solches annehmen können obwohl es ein absolutes Wunschkind war (entstand nach Icsi,Frühchen,traumatische Sectio).Ich war stark überfordert und ließ sie einige Male weinen während ich weinend neben ihr lag.Nun ist sie knapp 1 Jahr und meine PpD ...


Urvertrauen

Verehrt. Hr. Dr. Posth Ich bin Mutter m. wenig Urvertrauen. Durch sehr frühe Fremdbetreuung (zwar innerh. der Fam., aber nichts ist wie Mama) entstand ein „Loch“, dem Leben und den Dingen vertrauen zu können, Jenes ich zu füllen versuche m. Perfektionismus und Kontrolle. Wie kann ich nun meinem Kind (5,5 Monate alt) gegenteiliges vermitteln? Bsp. ...


Sichere Bindung

Anz. für sich. Bindung:u.A. Anhänglichk. u. Weinen,w. Mu. Raum verl. Tochter 9 Mt.ist nur s.selten anhängl.Weint auch nicht,w. ich Raum verlasse.Ist z. Bsp.bei Tante zufried., wenn ich Raum verl.,obw. sie diese nur s. selten sieht (wenn sie mich ab. hört,ruft sie mich manchm.) Im Fam.bett: benöt. keinen Körperkont. Fremdeln: krit. Blick,s. selten W...


Hat er eine sichere Bindung?

Lieber Hr Dr. Posth, mein Sohn ist 10,5 M alt. Ich bin AE. Er wird noch recht häufig gestillt. Familienbett, nie schreien gelassen, wird viel auf dem Rücken getragen. Fremdeln war/ist nicht sehr ausgeprägt. Er versteckt sein Gesicht kurz darauf lächelt er meistens wieder. Er ist schon sehr mobil. Krabbeln und versucht einige Schritte zu laufen....


Sichere Bindung?

Hallo Herr Posth, mein Sohn 5 1/2 Monate (Notkaiserschnitt,3Monatskoliken,voll gestillt,viel Tragetuch)schläft nur noch im Tragetuch ein, wenn man ihn seitlich im Arm schaukelt, weint er.Lässt sich selten ablegen zum Schlafen.Spielt auch mal alleine auf Spieldecke,weint nicht wenn ich raus gehe,manchmal lässt sich nicht zum Spielen ablegen-dann Tra...


Sichere Bindung?

Hallo Herr Posth, danke für die letzte Antwort. Weiche Zeichen fürs Fremdeln ist mir mit 3 Monaten aufgefallen.Zwischendurch schaut er Fremde skeptisch an, lacht aber dann.Aber bei manche lacht er gleich.Wie ist das zu erklären?Einmal hat in meine Freundin aus dem Kinderwagen geholt, ich war in einem anderen Raum, er hat schnell stark geweint und s...


Urvertrauen/ Bindung bei langer Dienstreise (dann 24  Monate alt)

Meine Tochter 20 Mon., sicher gebunden, langes Stillen, Familienbett, seit 19. Monat halbt. bei lieber TaMu, sicheres, entspanntes Kind, hat eine gute Bindung zu Vater der das erste Jahr halbtags arbeitete. Haupttrösterin bin ich, aber sie kann gut ohne mich bei Papa, Oma und Opa sind auch sehr präsent und beliebt. Ich habe wieder angefangen zu arb...


Bindung und Urvertrauen zum Baby

Liebe Frau Henkes, mein Sohn ist 6 Wochen alt und die Schwangerschaft war geprägt von Ängsten, Zweifeln und Ablehnung gegen ihn. Ich habe auch mehrfach gesagt, ich hasse ihn und es war keine Bindung da. Nach der Geburt war etwas Bindung da und er ist auch ein niedliches Baby. Ich versorge und stille ihn,  versuche ihm alles mögliche zu geben...