Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

unterfordert?

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: unterfordert?

Mitglied inaktiv

Hallo Dr. Posth, mein Sohn Ole ist 3 J. und 5 Monate alt und geht seit 4 Monaten in den Kindergarten. Er entwickelte sich als Baby früh und unauffällig, konnte sich immer wunderbar allein beschäftigen, war freundlich, aber schüchtern. Ole hat eine Schwester 14 M., die er sehr liebt, aber die zur Zeit sehr anstrengend ist (zahnt und dauererkältet). Ich würde das Verhältnis für normal liebevoll bis eifersüchtig einschätzen. Zu unserem "Problem": Ole scheint im Kiga sowohl geistig als auch grob- und feinmotorisch unterfordert zu sein, wie mir die Kindergärtnerin sagte. Mit 2,5 Jahren lernte er aus eigenem Interesse Zahlen (zunächst bis 20, inzwischen bis 100), die er kaum einmal verwechselt oder vergißt. Mittlerweile kann er das Alphabet (Groß und Kleinschrift), das er auf eigenen Wunsch gelernt hat. Er sagt mir von Worten, die er nie geschrieben sah, den Anfangsbuchstaben (natürlich nicht immer) und hat nach einer einfachen, einmaligen Erklärung rechts und links zu unterscheiden gelernt. Ich weiß momentan nicht mehr weiter, denn er fordert sehr viel Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht, was und wie ich weiter mit ihm spielen kann. Im Kindergarten langweilt er sich und fängt an, Regeln zu umgehen bzw. zu boykottieren (räumt nicht auf, geht nicht auf die Toilette, sondern macht in die Hose). Zuhause schmeißt er Spielzeug durch die Gegend, schreit sinnlos rum, schubst seine Schwester, womit er mir offenbar zeigen will, daß er sich langweilt. Mir fällt aber wirklich nicht viel ein, womit ich ihn begeistern könnte. Für sämtliche Buchstaben- und Zahlengeschichten braucht er ja "Begleitung". Wer kann mir konkret weiterhelfen (wohne im Hamburger Raum), wohin kann ich mich wenden? Vielen Dank im Voraus!


Liebe Jutta, vor allem die Tatsache, daß er wieder in die Hose macht, beweist, daß er innerlich unter Druck steht. Ob es Rivalität mit der kleinen Schwester ist, die jetzt sich ihren Platz behauptet, oder ob es Probleme im Kindergarten sind, kann ich von hier aus nicht feststellen. Gehen Sie mit ihm gemeinsam der Ursache auf den Grund. An Über- oder Unterforderung glaube ich so schnell nicht. Viele Grüße und viel Erfolg


Mitglied inaktiv

Hallo Jutta, vielleicht nicht unter-, aber überfordert? Das ist jetzt nicht böse gemeint, mein Sohn (jetzt 3 3/4) interessiert sich auch sehr für Zahlen und Buchstaben, konnte z.B. schon am 3. Geburtstag seinen Namen und so schreiben. Du schreibst, er braucht für alle "Buchstaben- und Zahlengeschichten" Begleitung und er hätte das Alphabet auf seinen Wunsch gelernt. Wie sieht das aus? Oftmals, das weiß ich von einer Freundin die Pädagogin ist, machen Kinder etwas nur, weil sie wissen, dass es den Eltern Freude bereitet und setzen sich damit selber unter Druck. Ein Beispiel, mein Sohn hatte sich einen neuen Lerncomputer ausgesucht (ab 6 Jahren) und spielte begeistert damit. Ich freute mich, dass er sich freut und lobte ihn natürlich immer besonders, wenn er etwas gut gemacht hatte und ich merkte, er ist megastolz. Nur, dass Loben führte dazu, dass er nachher nicht mehr in meiner Gegenwart spielen wollte (oder konnte) "Mama, ich kann das nicht". Ich habe ihn quasi in meiner Begeisterung zuviel gelobt und ihn damit unter Druck gesetzt. Als ich ihn nämlich einmal heimlich beobachtete, meisterte er sogar höhere Spielstufen perfekt..... Jetzt verleihe ich meiner Begeisterung nur noch Ausdruck, wenn er mir selber zeigen möchte, was er gemacht hat und er kommt mir wesentlich entspannter vor. Ich weiß jetzt nicht, in wieweit ich mich jetzt so verständlich ausdrücken konnte, dass Du verstehst, wie ich das meine. Kinder wollen immer den Erwartungen der Eltern entsprechen, wenn sie also merken, den Eltern mit einer Sache besonders Freude zu bereiten (und wer freut sich nicht, wenn das Kind erste Versuche mit Zahlen und Buchstaben unternimmt) dann werden sie diese Sache auch forcieren. Kleiner Tipp: Habt Ihr eine Magnettafel mit Magnetbuchstaben und Zahlen? Damit kann Dein Sohn Spaß haben und selbständig spielen. Oder setz ihn vor den PC. Muss ja kein Computerspiel sein. Fahr ihm Word hoch und lass ihn vor sich hin tippen. Halt ständig Papier und Stifte bereit, und, ganz wichtig, geh viel mit ihm raus, spazieren, in den Zoo, in Museen, vor allem zum Sport, damit er sich auch mit anderen Sachen beschäftigt. LG Anda


Mitglied inaktiv

Hallo Anda, mit Begleitung meine ich, daß ich ihm die Sachen wegen seiner Schwester nicht allein überlassen kann. Sie kaut auf Stiften rum, zerfetzt ihm die Puzzle und die Bücher und auch Magnetbuchstaben wären für sie noch gefährlich, weil ja dauernd Magnete rausplumsen (so kenne ich die Dinger). Er spielt gerne und ausgiebig am Computer, liebt Musik und Tanzen und hat zuallererst auswendig gelernt, welche Liedertitel an welcher Stelle auf der CD sind und kann inzwischen ganze Lieder auswendig. Ich versuche ihn durchaus für andere Spiele zu begeistern, lese ihm gerne Geschichten vor, aber er schaut sich einfach lieber die Buchstaben an. Ich kann Deinen Einwand verstehen und werde mich auch dahingehend beobachten, denn überfordern will ich ihn natürlich noch viel weniger. Danke! LG Jutta


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