Müllerin
Sehr geehrte Frau Henkes, Ich habe mich heute im Forum an Fr. Dr. Althoff gewandt, die mich an Sie verwiesen hat, da sie erst mal kein organisches Problem vermutet. Es geht um meine Tochter, 10 1/2 Jahre. Sie geht sehr häufig auf Toilette Pipi machen, allerdings nur, wenn wir gerade irgendwo hin wollen bzw unterwegs sind. Sie geht grundsätzlich direkt bevor wir das Haus verlassen noch mal, egal wo bzw für wie lange wir losgehen. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele: Wir fahren von Oma nach Hause, der Weg dauert 1-2 min. Sie geht jedes Mal bevor wir los gehen noch auf Toilette. Wir waren Essen, sie geht zu Hause auf Toilette, im Restaurant innerhalb 1,5h drei Mal, das letzte Mal direkt vor der Heimfahrt. (10min) Wir gehen in einen Laden, sie geht zu Hause vor der Abfahrt und muss dann im Laden nach ca 10-15 min. Wir gehen zu einer Sport-Veranstaltung, sie geht alle halbe Stunde aufs Klo. Auf längeren Autofahrten müssen wir mind. stündlich anhalten. Sie hält jedes Mal ihre Klasse oder Freunde auf, weil alle auf sie warten müssen. Es fällt Außenstehenden mittlerweile auf und das Verständnis von allen Seiten schwindet so langsam. Wir können wirklich nirgends hin gehen, ohne dass sie auf Toilette muss, obwohl sie direkt vor Abfahrt war. Mittlerweile fragt sie auch schon immer, wie lange die Fahrt dauert oder wie lange wir unterwegs sein werden. Heute habe ich sie von ihrer Freundin abgeholt, da wollte sie vor der Heimfahrt (3 Minuten) auch gleich erst noch dort auf Toilette. Hier konnte ich sie erstmals überzeugen erst zu Hause zu gehen. (Was sie dann aber auch nicht direkt gemacht hat). Mittlerweile werden Fahrten oder Ausflüge zur Belastung. So gab es vor kurzem Tränen, weil die Klasse einen Ausflug mit der Bahn machte und sie Angst hatte in dee Bahn zu müssen... natürlich musste die ganze Klasse auf sie warten, weil sie dann vor der Abfahrt noch mal ins Schulhaus aufs Klo musste ... der nächste Ausflug mit der Bahn steht nächste Woche an und es wird wohl genauso laufen... Grundsätzlich hatte sie in der Vergangenheit keine Probleme, es gab keinen Pipi-Unfall, sie ist seit sie 2,5 J. alt ist trocken, auch nachts. Wenn sie zu Hause ist, geht sie auch nicht ständig auf Toilette und trinkt eher wenig. Haben Sie eine Idee, was los sein könnte und wie ich meiner Tochter helfen kann? Ich habe das Gefühl sie hat sich da was angewöhnt... Mittlerweile haben wir schon keine Lust mehr auf Unternehmungen, weil wir hauptsächlich mit Toiletten suchen beschäftigt sind... Ich bedanke mich fürs Lesen des langen Textes und Ihre Einschätzung. Vielen Dank auch für Ihre Arbeit im Forum. Herzliche Grüße M.
Guten Tag, dieses Verhalten gibt Ihrer Tochter sehr viel Macht, sowohl in der Familie als auch in der Schule. Sie kann sich ziemlich sicher sein, dass ihr niemand den Gang zur Toilette verweigern wird, damit sie nicht in die Hose macht. Es könnte hilfreich sein, diesen unbewussten Prozess zu durchbrechen. Wenn Sie eine dreiminütige Fahrt vor sich haben, können Sie Ihrer Tochter verweigern, Sie durch einen Toilettengang aufzuhalten. Auf Ihre Unternehmungen sollten Sie keinesfalls verzichten. Eventuell kann Ihre Tochter dann nicht mitkommen, weil Sie keine Lust auf die ständige Toilettensuche haben. Wenn Ihre Tochter merkt, dass sie mit diesem Verhalten keine Aufmerksamkeit bekommt, kann sie lernen auf die Toilettengänge zu verzichten. Besprechen Sie mit ihr, was sie selber meint tun zu können, um nicht mehr so häufig die Toilette aufsuchen zu müssen, wenn Sie unterwegs sind. Die Lehrer/innen könnten mit Ihrer Tochter besprechen, dass es nicht zu rechtfertigen ist, dass immer alle auf sie warten müssen. Wenn sie nicht pünktlich mit den anderen losgehen kann, kann sie nicht mitgehen. Sie als Eltern sollten überlegen, ob es eine Ursache für das starke Aufmerksamkeitsstreben Ihrer Tochter gibt. Das herauszufinden, könnte helfen, das Symptom abzulegen. Falls noch nicht erfolgt, empfehle ich Ihnen eine Klärung der Problematik beim Kinderarzt/ärztin, um eine organische Ursache auszuschließen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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