Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Sichere Bindung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Sichere Bindung

VEV90

Liebe Frau Henkes, meine Tochter ist 4,5 Monate und ich habe immer wieder Momente, in denen ich sehr verzweifelt bin aus Sorge, nicht alles richtig zu machen. Ich arbeite nicht und versuche jeden Tag so schön wie möglich für meine Tochter zu gestalten. Aber ich hatte eine Wochenbetthebamme, die relativ alt ist und daher öfters Ratschläge gegeben hat, die heute nicht mehr vertreten werden. Das habe ich aber erst in den letzten Wochen gemerkt - seitdem lese ich überall wie wichtig Bindung für das Urvertrauen ist und mache mir riesige Vorwürfe. Ich habe mein Baby die ersten Monate gar nicht im Tuch getragen, sondern es lag immer alleine auf dem Bett und hat dort geschlafen. Außerdem war meine Hebamme der Überzeugung die Bauchlage müsse trainiert werden und man kann das Baby ruhig dabei ein bisschen jammern lassen, weil es "Fustration aushalten lernen muss", wenn es nicht mehr kann. Sie hat außerdem gesagt, ich soll sie zum schlafen wach hinlegen. Das habe ich zwar nie geschafft, weil ich sie nicht weinen lassen konnte, aber ich habe es immer wieder geübt - schon mit 6 Wochen. Jetzt habe ich große Angst, meiner Tochter geschadet zu haben, weil ich ihre Bedürfnisse nicht richtig erfüllt habe. Allerdings muss ich sagen, dass sie nie weinen lassen hab, bzw. sie eigentlich so gut wie gar nie geweint hat, auch nicht wenn sie Hunger hatte. Wie ist Ihre Einschätzung? Kann ich darauf vertrauen, dass ein Baby auf bindungsschädigendes Verhalten immer mit Weinen reagiert? Also umgekehrt, wenn sie nie geweint hat, ist dann alles in Ordnung? Kann sie ein psychisch gesunder Mensch werden? Ab wann können Babys mit Frustration tatsächlich umgehen? Vielen Dank!


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Mütter können nie alles richtig machen. Das wäre übermenschlich. Es ist auch gar nicht nötig. Es reicht völlig, es so gut wie möglich zu machen, um ein Kind sicher zu binden. Babys reagieren mit Weinen, wenn ihre Bedürfnisse nicht in genügendem Ausmaß erfüllt werden. Sie schreiben, dass Ihre Tochter sehr wenig weint. Das dürfen Sie als Indiz dafür nehmen, dass es ihr bei Ihnen gut geht. Sie kann nämlich noch keine Frustrationen aushalten. Damit mühen sich in Ansätzen erst Kleinkinder. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn ein Säugling alleine im Bett liegt und ruhig schläft. Sie haben ja nicht versucht, Ihre Tochter trotz Weinens dazu zu zwingen. Auch das empfohlene (kurzfristige) Jammern lassen ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Babys im Alter Ihrer Tochter bekommen so die Möglichkeit, sich Techniken der Selbstberuhigung anzueignen. Auch wenn viele Ratschläge Ihrer Hebamme heute zu Recht überholt sind, bedeutet es doch nicht, dass diese früher grundsätzlich zu Bindungsstörungen geführt hätten. Dann wären ja alle älteren Menschen bindungsgestört. Ganz bestimmt schenken Sie Ihrer Tochter so viel Liebe und Aufmerksamkeit, dass sie sich bei Ihnen sicher und geborgen fühlt und die Bindung sich immer mehr vertieft. Ich möchte Sie noch ermuntern, im Umgang mit Ihrer Tochter mehr auf Ihr Gefühl zu vertrauen. Sie haben bereits einige Ratschläge der Hebamme ignoriert und jetzt gemerkt, dass Vieles unpassend für Sie war. Heute wird man im Netz oft mit Ratschlägen überschüttet. Das kann genau so unpassend sein wie die Vorschläge der Hebamme. Schauen Sie in Ruhe, was für Sie und Ihre Tochter passt. Das gelingt in der Regel. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Dr. Posth, mit gr. Interesse verfolge ich Ihr Forum, habe ihr Buch gel. Unser kleiner ist 17 Mon. Ist ein lieber, verschmuster aber fordernes Baby. In ersten Mon ein Schreib., wir haben ihn nie schreiengel., viel getragen, auf der Brust schlafen gel., nach Bedarf gestillt, leider gab es Sit., da wir es nicht geschafft haben, ihn zu beruhige ...

Hallo Herr Dr. Posth, m. Tochter, 9,5 Monate, forumgsgem. Betreut, zZt. immer noch bis zu 90% gestillt, noch keine Zähne,, sitzt u. robbt seit Anf. Mai, krabbelt seit Anf. Juni und zieht sich jetzt überall hoch. Mittags max. 100 g Gem-Fleisch-Brei, nachmittags max 50 g Frü-Getr-Brei abends max. 100 g Hirse o. Griesbrei o. Milch. Kommt teilweise a ...

Hallo Dr. Posth, Mein Sohn ist nun 15 Monate alt, vor zwei Wochen war er zum ersten Mal ohne Mama und Papa für 2 h bei seiner Patentante und ihrem 6 Monate älteren Sohn zum spielen,beide kennt er seit seinem 2. Lebensmonat u. sieht sie 1-4 mal die Woche. Beim Abschied war der kleine Mann auf dem Arm der Tante wir sagten ihm tschüß, gaben ihm eine ...

Hallo, ich frage mich, ob mein Sohn sicher gebund. ist. Er ist temperamentv., war ab. kein Schreibaby u er wird immer ausgeglichener. Fremdeln mal mehr, mal weniger, Familienbett u wird forumsgemäß erzogen (allerdings habe ich wenige Male die Geduld verloren u reagierte etwas überspannt). Vater stets s. einfühlsam u wird seit ca. 2,5 Monaten auch w ...

Sehr geehrter Herr Dr. Post, ich litt eine Zeit lang nach der Geburt an PPD und habe mein Kind nicht als solches annehmen können obwohl es ein absolutes Wunschkind war (entstand nach Icsi,Frühchen,traumatische Sectio).Ich war stark überfordert und ließ sie einige Male weinen während ich weinend neben ihr lag.Nun ist sie knapp 1 Jahr und meine PpD ...

Anz. für sich. Bindung:u.A. Anhänglichk. u. Weinen,w. Mu. Raum verl. Tochter 9 Mt.ist nur s.selten anhängl.Weint auch nicht,w. ich Raum verlasse.Ist z. Bsp.bei Tante zufried., wenn ich Raum verl.,obw. sie diese nur s. selten sieht (wenn sie mich ab. hört,ruft sie mich manchm.) Im Fam.bett: benöt. keinen Körperkont. Fremdeln: krit. Blick,s. selten W ...

Lieber Hr Dr. Posth, mein Sohn ist 10,5 M alt. Ich bin AE. Er wird noch recht häufig gestillt. Familienbett, nie schreien gelassen, wird viel auf dem Rücken getragen. Fremdeln war/ist nicht sehr ausgeprägt. Er versteckt sein Gesicht kurz darauf lächelt er meistens wieder. Er ist schon sehr mobil. Krabbeln und versucht einige Schritte zu laufen. ...

Hallo Herr Posth, mein Sohn 5 1/2 Monate (Notkaiserschnitt,3Monatskoliken,voll gestillt,viel Tragetuch)schläft nur noch im Tragetuch ein, wenn man ihn seitlich im Arm schaukelt, weint er.Lässt sich selten ablegen zum Schlafen.Spielt auch mal alleine auf Spieldecke,weint nicht wenn ich raus gehe,manchmal lässt sich nicht zum Spielen ablegen-dann Tra ...

Hallo Herr Posth, danke für die letzte Antwort. Weiche Zeichen fürs Fremdeln ist mir mit 3 Monaten aufgefallen.Zwischendurch schaut er Fremde skeptisch an, lacht aber dann.Aber bei manche lacht er gleich.Wie ist das zu erklären?Einmal hat in meine Freundin aus dem Kinderwagen geholt, ich war in einem anderen Raum, er hat schnell stark geweint und s ...

Guten Tag Frau Henkes, mein Baby ist 10 Monate alt und eher aufgeschlossen, fremdelt wenig. Mein erstes Kind war sehr auf mich bezogen und deshalb gab es folgende Situationen von mir aus kaum : -Baby im Raum oder draußen kurz allein mit bekannten Personen ( Omas,Opas)  lassen ohne Verabschiedung  - Oma (sehen sie alle 2-3 Wochen) allein m ...