Guten Tag, ich bin recht verzweifelt. Meine Tochter 2,5 Jahre war immer schon ein schlechter Schläfer, sie hatte immer Probleme alleine einzuschlafen. Mithilfe des Buches "Jedes Kind kann schlafen lernen" wollte sie aber mitlerweile sogar gerne ins Bett wenn sie müde war. Jetzt waren wir für drei Wochen in der Kur. In der Kur hat sie viel bei mir im Bett geschlafen, ist aber in ihrem Bett eingeschlafen. In der letzten Woche der Kur fing sie an sich die Haare auszureißen, sich zu kratzen, sich zu übergeben und sich auf jede Weise selbst wehzutun, wenn sie in ihr Bett sollte. Sie ist dann total aufgeregt und läst nicht mit sich reden. Dies ist bislang zu Hause auch so (wir sind seit 13 Tagen wieder zu Hause). Sie will zu und ins Bett.
Mitglied inaktiv - 24.10.2011, 08:56
Antwort auf:
Selbstverletzendes Verhalten beim Schlafengehen haben Sie einen Rat?
Stichwort: Schlafprobleme
Hallo, in dem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" wird ein verhaltenstherapeutisches Konzept den Eltern angeboten oder auch suggeriert. Eine normale und empfehlenswerte Art, den Abend und das Einschlafen mit seinem Kind zuwendungsintensiv und liebevoll zu gestalten, ist das mitnichten. Das Kind wird um seine emotionalen Bedürfnisse gebracht und schläft letztlich vor Erschöpfung oder wegen Vertrauensverlusts in die Eltern in relativer Einsamkeit ein. Aber das Bedürfnis kommt zurück, solange das Kind noch keine Bindungsstörung entwickelt hat.
Die dann aber bestehende Beziehungsstörung lässt regressive Verhaltensweisen aufkommen, die sich genau so äußern wie derzeit bei Ihrer Tochter. Das gemeinsame Schlafen in der Kur hat die alte Sehnsucht nach Nähe zur Bezugsperson in der Nacht wieder geweckt und wenn sie jetzt wieder nicht erfüllt wird, entstehen autoaggressive Handlungen (aber ebenso regressive wie aggressive Verhaltensweisen).
Nun haben die Eltern aber ein Chance, die Beziehungsstörung zu heilen, in dem sie jetzt auf die Regression (s. gezielter Suchlauf) eingehen und ihrem Kind die Bedürfnisbefriedigung gewähren, die es braucht. Das dauert jetzt aber eine geraume Zeit, weil das Kind aus dem Zustand der Verunsicherung heraus kommen muss. Versuchen Sie zunächst, Ihre Tochter nur zu sich mit ins Schlafzimmer zu nehmen, aber im eigenen Bett zu lassen. Das wird ihr mit Sicherheit genügen. Und bieten Sie ihr ein liebevolles Einschlafritual mit Lieder singen und Geschichten erzählen. Bis zum Alter von 3 bis 4 Jahre ist gmeinsames Schlafen von Eltern und Kindern weltweit vollkommen normal. Lassen Sie sich da nichts anderes einreden. Je nach Entwicklungsstand ziehen die Kinder danach dann gerne in ihr eigenes Zimmer aus. Das Eischlafritual zieht sich in gewandelter Form meist bis zum Schulalter hin. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.10.2011