Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Plötzlich Trennungsängste beim Einschlafen?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Plötzlich Trennungsängste beim Einschlafen?

GBM110419

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, unser Sohn bereitet uns seit einigen Tagen Kopfzerbrechen. Nachdem er die ersten 11 Mo. seines Lebens wirklich miserabel geschlafen hat (seit der Geburt nie mehr als 11h, mindestens alle 2h wach und oft einmal die Nacht 2h hellwach), hatten wir uns auf Anraten der KÄ ein gewisses Buch besorgt. Nachdem ich es gelesen hatte, wurde mir klar, dass die Methode zu Unrecht verschrien ist, weil ja z.B. auch sanfte Alternativen aufgezeigt werden. Manche Kinder benötigen einfach eine gewisse Unterstützung bei der geistigen Reifung. Weil die Situation für uns untragbar war (wir arbeiteten beide bereits wieder), haben wir eine der sanften Methoden durchgezogen und nach nur 15 Min. Unzufriedenheit war unser Sohn wie ausgewechselt, konnte plötzlich alleine ein- und das erste Mal in seinem Leben durchschlafen. Er war insgesamt viel zufriedener weil er das erste Mal in seinem Leben genug erholsamen Schlaf bekam. Das alles funktionierte jetzt fast 2 Mon. hervorragend. Seit einigen Tagen jedoch ist er tagsüber immer wieder richtig zornig und wütet los. Bei seinem Mittagsschlaf dreht er nun vollkommen durch wenn wir ihn alleine im Bett zurücklassen. Und auch abends klappt das Einschlafen nur noch unter lautstarkem Protest. Wir haben nichts verändert, haben aber das Gefühl, dass er plötzlich Trennungsängste hat. Wie können wir ihm helfen ohne in alte Muster zurückzufallen? Danke & MfG


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Hallo, das ist schwierig für mich zu beantworten, da ich weder weiß, welche "Technik" Sie angewandt haben, wie Ihr Sohn die erfahren hat, noch wie das Einschlafritual im Moment aussieht. Wogegen wehrt sich Ihr Sohn, wann beginnt das, was half bisher? Grundsätzlich ändert sich das Schlafverhalten in den ersten Lebensjahren immer wieder und besonders die Zeit um das erste LJ ist bekannt dafür (man geht u.a. davon aus, dass da das Missverhältnis von Erlebnissen und Intergrationsmöglichkeit besonders groß ist). Dann hat man wenig Chancen ruhigen Schlaf zu erzwingen (s. a. meinen Text zum Schlaf auf dieser Seite) und muß gemeinsam versuchen, diese Phase zu überstehen. Es kann natürlich sein, dass Ihr Sohn die Trennung jetzt viel realer erlebt und darauf angstvoll reagiert. Sorry, aber leider kann ich bei den wenigen Informationen nicht mehr sagen. Dr.Ludger Nohr


Joylin

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Hi, ich habe auch keine Antwort, aber bitte um Hilfe. Können Sie mir sagen, welche Methode Sie angewandt haben? Haben Sie einen Buchtipp oder haben Sie nach Gefühl gearbeitet und so den Schlaf verbessern können? Unsere Tochter schläft nie alleine und auch nicht ohne Körperkontakt Die Trennungsangst ist tief in ihr verankert. Aber nach einem Jahr habe ich keine Nerven mehr jeden Abend um 7 ins Bett zu gehen und jeden Mittag schlafen zu müssen. Auch wenn es egoistisch ist, würde ich gerne einfach mal wieder abends mit Mann auf der Couch abhängen oder mittags telefonieren, und es hört sich so an, als hätten Sie fast die Lösung. vielleicht klappt es bei uns ja auch länger. Und es tut mir mit sehr leid, wegen der Situation die Sie haben. Ich wünsche Ihnen, dass es nur eine der 1000 Phasen ist und Ihr Sohn wieder zurück zu dem erlernten kommt und Sie in naher Zukunft alle entspannt schlafen können. LG, Linda-Joey


Curcuma

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Hallo Linda-Joey, aufgrund der Beschreibung der Fragestellerin nehme ich an, dass es sich hierbei um das sogenannte Ferbern und das (nach Meinung vieler: kindswohlgefährdende*) Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ handelt. (Bitte korrigieren, wenn ich falsch liege.) Der Erfinder der Methode, Dr. Ferber, hat sich später von diversen seiner Aussagen distanziert. Als Bücher kann ich selber z. B. „Schlaf gut, Baby!“ von Herbert Renz-Polster und Nora Imlau sowie „Artgerecht“ von Nicola Schmidt empfehlen. Damit versteht man sehr gut, warum unsere Kleinen das tun, was sie tun, und dann auch, wie man damit umgehen kann. Viele bindungsorientierte Tipps zum Thema Schlafen findest Du u. a. beim Blog „Das gewünschteste Wunschkind“ unter den entsprechenden Stichwörtern: https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/p/stichwortverzeichnis.html?m=1 Wenn Du Podcasts hörst - die Wunschkindler haben auch tolle Folgen übers Schlafen, z. B. vom 29.05.2019: „Wie Kinder schlafen - Familienbett, Einschlafbegleitung und Durchschlafen“. Zu finden u. a. bei Spotify. Und unseren einjährigen Sohn beruhigen immer noch White Noises/Hintergrundrauschen (Apps wie „Sound Sleeper“ oder „Fön App“) recht häufig. :) Viele Grüße! *Einige der Kritikpunkte: Bei dieser Methode wird das Kind wach (und weinend) allein gelassen (die Eltern kommen immer mal nur kurz rein zum Sprechen, lassen es dann aber wieder alleine zurück), sein natürliches Bedürfnis nach körperlicher Nähe, Zuneigung, Trost und Einschlafbegleitung wird dadurch ignoriert. Irgendwann schweigt das Kind und schläft verängstigt, resigniert und mit einem hohen Stresslevel ein. Das alles gefährdet die Bindung und das Urvertrauen. „Das Kind lernt zu schweigen, nicht zu schlafen“, heißt es in einer Besprechung zum Buch. Es gibt viele weitere Kritikpunkte, leicht zu ergooglen unter „Kritik ferbern“ oder „Kritik Jedes Kind kann schlafen lernen“.


Joylin

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Hallo Curcuma, danke für Deine Antwort. Das mit dem Ferbern war mir klar. Das sollen wir übersetzt nach Schlaftherapeutin der Caritas derzeit auch machen. Deshalb wollte ich so gerne von der Fragestellerin wissen, was genau ihren Sohn dann nach 11 Monaten plötzlich dazu gebracht hat, nach 15 Minuten einzuschlafen und anscheinend auch ruhiger zu schlafen :). Auch wenn das derzeit nicht mehr funktioniert. Die restlichen Bücher sind mir ein Begriff. Leider funktioniert White noise nicht. Vielleicht jetzt nach einem Jahr ja aber doch. Wer weiß. Müsste man mal wieder ausprobieren, ob sie dann schläft, obwohl ich nicht direkt neben ihr bin. Vielen Dank und einen schönen Abend.


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