Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Mutter im Krankenhaus ohne Baby und Kleinkind

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Mutter im Krankenhaus ohne Baby und Kleinkind

Tascha32

Hallo, ich liege zur Zeit schon 6 Tage im Krankenhaus wegen einer schweren Anämie. Nun werde ich morgen operiert,  weil die Ursache gefunden wurde. Ich muss daher jetzt noch weitere 5-6 Tage bis Entlassung im Krankenhaus bleiben. Meine Eltern passen auf meinen 3 Jährigen Sohn und meine 3 Monate alte Tochter auf bei mir Zuhause in der Wohnung. Sie "wohnen" da bis ich wieder zurück bin. Mein Baby bekommt die Flasche und meine Eltern kümmern sich liebevoll um beide Kinder. Mein Sohn kennt Oma und Opa, aber meine Tochter kannte sie vorher nicht. Meine Frage: Wie ist die Situation für sie? Weiß sie das ich weg bin und wird sie mich wiedererkennen, wenn ich zurück bin? Was macht das mit Ihrer Entwicklung, dass ich ca. 1,5 Wochen weg bin? Ich bin alleinerziehend. Wie ist das für meinen 3 Jährigen? Er weiß das ich im Krankenhaus bin, aber wann ich wieder komme, weiß er ja nicht. Wie ist das für seine Entwicklung? Ich mache mir Sorgen und vermisse meine beiden Kinder sehr. Über Antworten würde ich mich sehr freuen. Danke schonmal.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Ihre Sorgen und Ihre Sehnsucht nach Ihren Kindern kann ich gut verstehen. Eine solche Situation ist sehr schwer auszuhalten. Aber manchmal gibt es einfach andere Prioritäten. Jetzt müssen Sie  erstmal gesund werden, damit Sie wieder nach Hause können und gut für Ihre Kinder sorgen. Es ist doch schon mal gut, dass die Ursache für Ihre Erkrankung jetzt gefunden wurde. Ihre Tochter wird spüren, dass die ihr vertraute Person nicht da ist. Sie weiß aber nicht, dass Sie weg sind. Soweit kann sie noch gar nicht denken. Sie erlebt aber auch, dass gut für sie gesorgt wird und ihre Bedürfnisse möglichst erfüllt werden. Ihr Sohn kann sich bestimmt noch nicht vorstellen, was "im Krankenhaus" sein bedeutet. Er erlebt Ihre Abwesenheit bewusster, erlebt aber auch, wie sich die Großeltern liebevoll um ihn kümmern. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ihr Sohn durch die jetzige Situation belastet und verunsichert ist, dass er eventuell schlechter schläft o.ä.. Er wird aber bald erleben können, dass Sie zurückkommen. Das ist das Entscheidende. Diese Erfahrung wird er noch häufiger machen, wenn auch hoffentlich nicht mehr, weil Sie im Krankenhaus sind. Das wird ihn psychisch darin bestärken, dass er eine Mutter hat, die ihn liebt, auch wenn diese gerade abwesend ist. Das nennt man Objektkonstanz. Möglicherweise werden beide Kinder nach Ihrer Rückkehr eine Weile sehr anklammernd sein, weil sie dann eine Weile  nicht sicher sind, dass Sie dableiben. Das ist doch auch in Ordnung so.  Auch wenn die derzeitige Situation für Sie alle nicht gerade wünschenswert ist, können Sie doch davon ausgehen, dass Ihre Kinder keine bleibenden Entwicklungsschäden davon tragen. Kinder sind unglaublich flexibel darin, sich an unerwartete oder eher ungünstige Situationen anzupassen. Wichtig ist dabei, dass diese Situationen nur vorübergehend sind und nicht dauerhaft. Dann verkraften Kinder eine Menge.  Ich wünsche Ihnen für die morgige OP alles Gute und baldige Genesung. Genießen Sie in ein paar Tagen wieder die Zeit mit Ihren Kindern. Ingrid Henkes


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