Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Mein Sohn schreit und schlägt

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Mein Sohn schreit und schlägt

Mami199

Hallo, Mein Sohn ist 22 Monate alt und wir haben folgendes Problem mit ihm. Sobald einer von uns aus der Tür gehen möchte, fängt er bitterlich an zu weinen wirft sich auf den Boden schreit wie verrückt, er bekommt sich kaum wieder ein. Zum anderen ist es so, wenn er mit seiner Cousine sie ist 20 Monate alt spielt (wie leben in einem Haus) schubst er sie er schlägt sie wirft mit Gegenständen nach ihr… Wir versuchen da schon gegen zu wirken indem wir es ihm immer wieder versuchen zu erklären dass er das nicht darf. Und wenn jemand aus der Tür raus geht erklären wir ihm auch, Dass der jenige wiederkommt und er nicht traurig sein muss (beispielsweise wenn der Papa arbeiten gehen muss) Aber es hilft leider nichts. Ich frage mich ob wir etwas falsch machen? Er kommt im August auch in die Krippe, mir graut es schon davor, weil ich Angst habe das er wieder so stark weint wenn ich aus der Tür raus gehe... Ich hoffe dass sie ein paar Tipps für mich haben. Vielen Dank schon mal im Voraus, liebe Grüße Mami 199


Liebe Mami199, mir scheint, das ist nicht mit ein paar Tips zu ändern. Seit wann zeigt Ihr Sohn diese Ängste, gab es einen Anlass oder ist das schon immer so? Ist das bei beiden Eltern gleich, sind Trennungen überhaupt schwer für ihn und seit wann? Ängste kann man nicht wegreden ("du musst nicht traurig sein"), die können erst durch größere Sicherheit und/oder bindende Erfahrungen kleiner bis überflüssig werden. Die Cousine scheint er nicht als Spielkameradin zu erleben, sondern als Eindringling, als Bedrohung. Ist das Verhalten gleich, egal ob das Spiel in seinem oder ihrem Zimmer stattfindet? Erlebt er sie vielleicht auch als Bedrohung im Kontakt zu Ihnen, nimmt sie ihm was (die Aufmerksamkeit der Mutter) weg in seiner Phantasie (oder real)? Antworten auf diese Fragen könnten das Verhalten vielleicht etwas erhellen. Dr.Ludger Nohr


Mami199

Hallo, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Also es ist so, dass er stark weint wenn wir also sprich ich oder mein Mann aus dem Haus gehen, oder die Großeltern (wir leben in einem HauS) Ich begleite meinen Mann mit ihm zu Tür und erkläre ihm auch dass der Papa gleich wieder kommt, aber trotzdem fängt er wahnsinnig stark an zu weinen. Es dauert dann circa 10 Minuten bis er sich wieder beruhigen lässt. Mit seiner Cousine spielt er schon auch, aber manchmal bekommt er wie ein Schub da habe ich das Gefühl das er seine Emotionen nicht mehr kontrollieren kann und fängt an sie zu schubsen oder zu schlagen. Wenn beide gemeinsam mit dem Opa spielen, ist es am schlimmsten. Wenn sie gemeinsam in Klammer mit seiner Cousine spielt er schon auch, aber manchmal kommt er wie ein Schub da habe ich das Gefühl das er seine Emotionen nicht mehr kontrollieren kann und fängt an sie zu schubsen oder zu schlagen. Wenn beide gemeinsam mit dem Opa spielen, ist es am schlimmsten. Wenn sie gemeinsam ( nur die beiden) spielen ist es nicht so häufig der Fall. Von mir beziehungsweise von meinem Mann bekommt er immer gleich viel Aufmerksamkeit unabhängig davon ob die Cousine dabei ist oder nicht. Lg Mami199


Das bestätigt eher meine Annahme, dass Trennungen von nahen Personen ihn verunsichern. Er ist nicht sicher, trotz aller Worte, dass die betreffende Person wiederkommt. Das wird einen Anlass in einer Erfahrung haben oder seine Objektkonstanz (also die Sicherheit, dass die Person, die aus dem Blickfeld ist, deshalb nicht für immer weg ist, innerlich vorhanden bleibt) ist (noch) nicht stabil. Gab es häufige Trennungen oder solche Anlässe? Auch das was sie von der Cousine schreiben kann auf Verunsicherung hinweisen, in Konkurrenz mit ihr vom Opa nicht genug gesehen zu werden. Insgesamt heißt das Zauberwort "Ermutigung". Das geht über Bestätigung eigener Fähigkeiten und gute und sichere Beziehungserfahrung und braucht Zeit. Wenn er sich sicherer fühlt, die anderen für ihn sicherer sind, kann er sich anders verhalten. Dr.Ludger Nohr


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