Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Krippenstart

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Krippenstart

-Tigerlilie-

Sehr geehrter Herr Nohr, wir versuchen seit dem 17.02. unseren Kleinen in die Krippe einzugewöhnen. Nun ist er seit Montag krank und bleibt die ganze Woche zu Hause. Ab 01.03. muss ich wieder anfangen zu arbeiten und auch der Papa kann die Eingewöhnung nicht weiter machen. Grundsätzlich lief es auch ganz gut bisher. Am Freitag, also an Tag 5, ist er nach der Abgabe eine Stunde dort alleine geblieben. Er hat zwar ab und zu nach mir gesucht, sich aber immer wieder gut und schnell ablenken lassen. Nun stehe ich vor der Herausforderung, ihn am 02.03. ohne abgeschlossene Eingewöhnung dort den ganzen Tag betreuen zu lassen. Sowohl der Kinderarzt, als auch meine Tante oder mein Mann halten dies für eine Option. Ich habe dabei aber etwas Bauchchmerzen. Was halten Sie von dieser Situation? Ich habe nun überlegt ihn zumindest für zwei oder drei Tage mittags abzuholen. Macht dies Sinn oder ist es letztendlich irrelevant, ob er 4 h ohne Mittagsschlaf oder 7 h mit Mittagsschlaf dort bleibt und sind 4 h vielleicht schon zu lang? Ich habe Angst das durch dieses "ins kalte Wasser schmeißen" seine kleine Kinderseele Schaden nimmt. Er ist 1 Jahr alt. Die zwei wöchige Eingewöhnung wird vom Jugendamt und auch vom Träger der Einrichtung so vorgeschrieben. Mehr Zeit wurde uns im vornherein leider nicht eingeräumt. Ich danke Ihnen für Ihre Einschätzung. LG Tigerlilie


Hallo, das ist eine schwierige Situation, vor allem für Ihr Kind und Sie. Eigentlich hat ja keine hinreichende Eingewöhnung für das Geplante (ganztägig) stattgefunden. Insofern überrascht mich die Einschätzung des KA. Es ist ein großer Unterschied, ob ein einjähriges Kind eine oder sieben Stunden getrennt ist von seiner vertrauten Umgebung. Es gibt Kinder, die das klaglos hinnehmen. Trotzdem glaube ich, dass das eine schwierige und meist belastende Erfahrung ist. Das hat damit zu tun, dass die Kinder noch kein ausreichend sicheres inneres Bild von den Bezugspersonen haben, also die Angst entwickeln können, der/die Andere sei ganz weg. Nun haben Sie das so geplant, es wird seine Gründe haben. Aber ich würde, vor allem in der Anfangszeit, die Zeiten in der Kita so kurz wie Ihnen möglich halten. Und dann müssen Sie das Weitere davon abhängig machen, wie Ihr Kind die Situation löst, welche Reaktionen er zeigt, wie es ihm mit den ErzieherInnen und Ihnen geht. Wenn Sie Glück haben klappt es ja trotz der schwierigen Startbedingungen. Dr.Ludger Nohr


Nachtvogel

Hallo! Ich kann von uns berichten, um Dr. Nohr beizupflichten und deinem Mann und der Tante gegen zu halten. Mein jüngster ist sehr offen und neugierig und unabhängig davon war er im ersten halben Jahr nach Kindergartenstart im Herbst (mit 3 J) nach drei Stunden total k.o. Wir haben ihn daher immer früh abgeholt, zT. vor dem Mittagessen. Wenn ich arbeiten war, habe ich meinen Mann oder eine der Omas gebeten, den Kleinen abzuholen und mein Plan B wäre eine Babysitterin gewesen, wenn die Omas nicht können. Inzwischen hält er auch länger durch und er geht gerne. Am Anfang aber war es schon Streß für ihn und es hat deutlich länger, das „die Eingewöhnung“ (bei uns 3 Wochen) gedauert, bis er wirklich mit den Betreuern vertraut war. LG, Nachtvogel


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