Frage: Kind verweigert die Schule

Sehr geehrtes Expertenteam, mein Sohn,6 J. besucht seit diesem Sommer die Schule. Von Beginn an gibt es hier Probleme.Er will nicht in die Klasse,weint bitterlich,lässt sich weder durch mich noch Lehrer überzeugen.Zum Teil geht es soweit,dass er aus dem Fenster klettert und weglaufen will,was er sich an Ende dann doch nicht traut. Er stört die ersten beiden Stunden dadurch massiv den Unterricht; nach der ersten Pause ist dann wohl alles gut. Er selbst sagt,er kann sich einfach nicht von mir trennen und niemand können ihn beschützen ausser mir.Geärgert wird er in der Schule wie er sagt nicht und auch sonst ist er ein guter Schüler,den anderen eher voraus,hat sich das Lesen selbst beigebracht etc. Nach der OGS erzählt er dann fröhlich wie schön es doch war. Wir haben uns gleich zu Beginn an einen Kinderpsychotherapeuten gewandt,der nach einigen Testungen keine Auffälligkeiten finden konnte. Es gab dann auch eine Besserung der Situation,die aber jetzt nach der längeren Pause durch die Herbstferien wieder hinfällig ist.Gestern mussten wir ihn sogar mit nach Hause nehmen. Alle Erklärungen, Belohnungsheft,Bild von mir im Ranzen fruchten nicht. Es gab ähnliche Probleme im Kiga; auch hier war die Eingewöhnung sehr schwierig und lang... Mein Sohn war schon immer ein eher ängstlich ,sehr auf mich bezogen,traut sich nicht alleine bei den Nachbarn zu klingeln,alleine in den Garten zu gehen o.sich im Haus woanders aufzuhalten als ich.Was können wir noch tun,um ihm zu helfen? Danke!

von Thea23 am 11.11.2021, 09:08



Antwort auf: Kind verweigert die Schule

Guten Tag, Sie beschreiben starke Ängste Ihres Sohnes, die ihn offenbar sehr plagen und einschränken. Alleine kann er mit diesen Ängsten nicht fertigwerden. Sein Ausweg besteht im Rückzug zu Ihnen als vertrauter Person. Die Ursache auch vieler kindlicher Ängste liegt im Unbewussten und kann daher nicht alleine beseitigt werden. Da ist professionelle Hilfe erforderlich. Ich empfehle Ihnen, einen andere/n Therapeuten/in aufzusuchen. Sollte es in Ihrer Nähe jemanden mit einem analytischen Ansatz geben, wäre das hilfreich. Ansonsten können Sie weiterhin versuchen, dass Selbstgefühl Ihres Sohnes zu stärken. Dann kann er mehr Selbstvertrauen und Sicherheit gewinnen und sich den anstehenden Entwicklungsaufgaben leichter stellen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 11.11.2021



Antwort auf: Kind verweigert die Schule

Ein Nachtrag noch: Mein Sohn wurde als Frühchen bei 29+5 geboren,war 10 Wochen im Krankenhaus und in dieser wichtigen Phase von mir größtenteils getrennt. Wir ermutigen und motivieren ihn zur Selbstständigkeit was alltägliche Dinge betrifft aber sehen hier kaum Fortschritte. Er ist in einem Sportverein-geht dort auch nur hin ,weil Eltern währenddessen anwesend sein dürfen,sonst würde er nicht gehen. Freundschaften wählt er lange aus,da die meisten Kinder seine eher ' Nicht-Jungen-typischen' Interessen nicht teilen...Er hat kein Interesse an Fussball, raufen etc und ist eher ein 'Schöngeist',das macht es für ihn noch schwieriger.

von Thea23 am 11.11.2021, 10:56



Antwort auf: Kind verweigert die Schule

Hallo Thea, weil wir einen ähnlichen Anfang mit der Fremdbetreuung hatten, schreibe ich einfach mal ganz unfachlich eine Erfahrung für Dich auf. Unsere Tochter hat einen ganz einfachen Start ins Leben gehabt, Hausgeburt, keine Probleme usw., aber mit Beginn des Kindergartens stellte sich heraus, dass sie besonders sensibel ist und alles viel intensiver wahrnimmt und verarbeitet als viele andere Kinder. Bedauerlicherweise konnten die Erzieherinnen das nicht wechseln, und so war der Start für unsere Tochter hier schwierig. Bis dahin war sie sehr offen, ging schon allein zu Verabredungen (mit 3) und war sehr kontaktfreudig. Mit den Problemen und der mengenmäßigen Überforderung im Kiga wurde sie dann sehr anhänglich und fühlte sich nur noch sicher, wenn ich dabei war. Das besserte sich sehr, als wir den Kindergarten wechselten, jedoch gab es einen herben Rückfall im letzten Jahr, als ihre beste Freundin und eine Erzieherin wegging und die anderen Erzieherinnen ihre Not damit nicht erkannten und sie überforderten mit der Rolle als "Große" (Vorschulkind). Es gab noch ein paar körperliche Baustellen, die das Problem verschärften, extremer Zinkmangel, der erst langsam behoben werden konnte, ein persistierender EBV-Virus nach unerkanntem Pfeiffer'schem Drüsenfieber, der bei jedem Infekt das Krankheitsgeschehen erheblich verlängerte und lange Rekonvaleszenzzeiten verursachte usw. So war sie zu Beginn der Schulzeit sehr auf mich bezogen. Nur bei mir gab es Sicherheit. Das ging so weit, dass ich nicht einmal in den Garten gehen konnte, ohne dass sie Panik ohne mich im Haus bekam. Verabredungen oder Geburtstagseinladungen ohne Mama gingen gar nicht. Das erste Schuljahr war darum geprägt von schwieriger Ablösung und viel Rückzug in der Schule, auch Überforderung mit der Schuldauer (bis halb drei). Zum Glück konnten wir mit den Lehrerinnen verhandeln, dass das Kind nicht so lange gehen musste, und sie waren auch sehr liebevoll und entgegenkommend mit unserer Tochter. (Ein ärztliches Schreiben bezüglich der körperlichen Beeinträchtigungen half dabei.) Im zweiten Halbjahr schlief sie sogar mit in der Schule. Auch im zweiten Schuljahr war es noch nicht möglich, dass sie alles mitmachte, den ganzen Schultag, und im dritten Jahr waren wir bei zwei Nachmittagen. Es war aber schon viel besser geworden, das Kind begann sich auch mal wieder ohne Mama zu verabreden, und ich konnte auch mal das Haus verlassen, ohne dass sie Panik schob. Ich bin immer mit ihr im Gespräch geblieben, habe verhandelt, was gehen kann für sie und wie lange, und immer auch mal meine eigenen Möglichkeiten und Grenzen mit in die Waagschale geworfen. Es war aber unheimlich wichtig, dass sie sich angenommen und liebgehabt fühlte, so, wie sie eben jetzt war. Nichts ist schlimmer für das Kind, wenn Mama anfängt zu vergleichen und dem Kind vermittelt, es sei doch nun alt genug, andere könnten das auch usw. Das weißt Du sicher selbst auch, aber ich hatte Phasen, in denen ich ungeduldig war und es mir auch peinlich wurde, wieder die Eltern des Geburtstagskindes zu fragen, ob ich mitkommen könnte, ich würde auch gern helfen und unterstützen etc. Da war in mir so der heimliche Wunsch, mein Kind wäre "nicht so". Heute ist sie in der vierten Klasse, sehr zupackend, fast wie früher, selbstbewusst und klar. Sie kann genau formulieren, was sie braucht und was sie (nicht) möchte, ist aber auch sehr gut in der Lage, Kompromisse zu schließen und nimmt diesmal ihre Rolle als "Große" sehr entschlossen und verantwortungsbewusst wahr. Das ist wirklich sehr schön zu erleben! Mittlerweile fährt sie auch schon mal mit einer Freundin mit dem Bus nach Hause und kann sich vorstellen, eine Cousine per Straßenbahn auch allein zu besuchen, wenn ich das vorher ein oder zweimal mit ihr zusammen mache. Gerade plant sie, bei einem Freund zu übernachten. Das alles wäre in der zweiten Klasse noch undenkbar gewesen. Was ich hilfreich fand, war, das Kind immer da abzuholen, wo es sich selbst wahrnahm. Manchmal merken wir Erwachsenen, dass die Kinder theoretisch mehr könnten, aber sie trauen es sich selbst nicht mehr zu. Dann half bei uns das sensible Vortasten, wo ihre Grenzen so deutlich werden, dass es für sie zu viel war, aber ein bisschen Luft nach oben war eben schon. Auch die Frage: Was könnte denn passieren, wovor das Kind Angst hat, ist hilfreich gewesen. Wir haben überlegt, was in der Schule alles so los sein würde und wo es evtl. schwierig für sie sein könnte. Dann haben wir zusammen Wege überlegt, wie sie sich selbst helfen könnte. Z.B. wenn ihr alles zu viel wird, kann sie sich zurückziehen und etwas spielen (diese Möglichkeiten gab es ab der Mittagszeit in der Schule) oder viel nach draußen gehen usw. Meinem Kind, das kognitiv sehr weit ist, hat es geholfen, dass wir noch mal über die Ursache seiner Probleme gesprochen haben: Es waren andere Menschen und sie war viel kleiner damals. Heute ist sie viel weiter, kann mehr, versteht mehr, kann sich sehr gut ausdrücken und verständigen und hat besonders kompetente, freundliche Lehrerinnen. Wenn wir ein Problem aus der Vergangenheit nehmen und immer wieder in unsere Zukunft oder Gegenwart vor uns stellen, weil wir damals so viel Angst davor hatten, dann gehört es da gar nicht hin und macht uns Probleme, wo eigentlich keine sind. Wir dürfen anerkennen, dass wir damals berechtigt Angst hatten, aber heute sind wir größer, weiter, stärker, und wir haben es auch mit anderen Menschen und Situationen zu tun. Diese Erkenntnis hilft meinem Kind immer wieder, wenn diese Panik aufkommt, die von früher stammt und heute rational gar nicht passt, aber eben doch real da ist. Es ist vorbei! Heute ist es anders. Ich möchte Dir Mut machen! Dein Kind braucht jetzt noch Deinen Rückhalt und die Gewissheit, dass Du erst einmal in zweiter Reihe immer noch für ihn da bist und ihm Sicherheit gibst, damit er auf dem Weg ins Leben des Schulkindes mit zunehmender Vertrautheit der Abläufe und Menschen in der Schule Vertrauen in seine eigenen Kräfte und die Schulumgebung entwickeln kann. Ich freue mich heute, mein erstarktes Kind immer mehr in die Welt gehen zu sehen, selbstbewusst, sozial kompetent und ziemlich zupackend. Die Kinder haben alles, was sie brauchen, um zurechtzukommen. Wenn sie das verstehen, fällt alles leichter. Euch alles Liebe und Gute und eine wundervolle Grundschulzeit! VG Sileick

von Schniesenase am 11.11.2021, 11:43



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