Frage: Kind 3 Jahre haut, stoßt

Guten Tag, mein Kind ist kürzlich 3 Jahre alt geworden. Es lebt mit mir, meinem Mann und dem jüngeren Geschwister zuhause und wird ab Herbst in den Kindergarten gehen.  Unser Kind hat einen abwechslungsreichen Alltag mit Ausflügen, spazieren gehn, Spielplatzbesuche, gemeinsames Einkaufen, Besuche. Zuhause haben wir einen Garten mit Sandkasten, ein großes Haus, viele Spielsachen. Wir haben keinen Fernseher, ab und zu darf er eine kurze kleinkindgerechte Folge am Handy schauen. Wir haben viele Bücher, spielen  mit unserem momentan viele Rollenspiele, wir nehmen uns viel Zeit für ihn, versuchen seine Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Nun ist es so, dass seine Frustrationsgrenze relativ gering ist. Klappt etwas beim Zusammenbauen nicht, so bekommt er gleich einen Wutausbruch. Dabei hat er sich selber mit der Lippe gegen ein Möbel gestoßen und geblutet. Er steigert sich sehr hinein, schreit, wälzt sich am Boden, strampelt mit den Beinen. Auch, wenn etwas nicht so läuft wie er möchte, so schreit er gleich und wird aggressiv. Er hängt sehr an mir und möchte meinen Busen streicheln zur Beruhigung oder vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen. Seine kleine Schwester wird von mir gestillt. Ist sie einmal mit der Hand auf " seiner" Brust, so haut er sie. Ich sage klar und laut Nein! Er schlägt dann nochmal extra. Dann gehe ich mit ihr zur Seite weg von ihm. Er tobt dann und strampelt in unsere Richtung oder haut mit auf meine Beine. Die Situation hört erst auf, wenn ich liebevoll zu ihm spreche, ihm den Busen gebe und meine Tochter von seiner Seite fern halte. Immer, wenn er seinen Willen nicht kriegt, tickt er aus. Er schreit, haut mich oder tut sich selber weh. Er wird rot und schwitzt, bekommt kaum Luft. Wenn es extrem ist, setze ich ihn aufs Sofa bis er sich beruhigt hat. Auch dort haut er mich. Es hört erst auf, wenn ich liebevoll zu ihm bin, sonst eskaliert es. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ein Nein akzeptiert er nicht, die Auszeit am Sofa hilft auch nicht richtig. Ich besuche Verwandte nicht mehr gerne, weil er immer gleich schreit, Situationen eskalieren. Oft hab ich das Gefühl ich hab mein Kind nicht unter Kontrolle. Es kann sehr hilfsbereit, liebevoll und charmant sein. Bekommt er aber nicht seinen Willen oder funktioniert etwas nicht, so sind wir in einer Extremsituation. Neulich kamen Kinder zu Besuch, die mit seinen Spielsachen spielten. Er ist total ausgerastet. Hat die Kinder geschlagen, bös angeschaut, dass sie Angst hatten. Er hat sich nicht beruhigt, hat richtig gewütet. Hab ruhig mit ihm gesprochen, ob er wütend ist, weil das Kind mit seinen Sachen spielt. Hab vorgeschlagen, dass sie gemeinsam spielen. Ablenkung mit Seifenblasen nutzte auch nichts. Dann rastete er wieder aus, ich trug ihn aufs Sofa zur Auszeit, da ging der Wutanfall weiter, stürmte wieder auf die Kinder zu. So sehr ist er noch nie ausgerastet. Es war schrecklich. Ein Nein hilft nicht, Auszeit auch nicht. Wenn ich sage, dass er mich nicht hauen darf, dann haut er erst recht. Halte ich seine Hand, hilft es auch nichts. Was kann ich nur tun.  Auch, dass er nicht so schreit. Er bekommt mehr Exklusivzeit als sein Geschwisterchen. Hab ich ihn zu sehr verwöhnt?

von Regen100 am 19.02.2024, 01:16



Antwort auf: Kind 3 Jahre haut, stoßt

Guten Tag, Ihr Sohn ist in einer heftigen Trotzphase. Er möchte ungehindert seinen Willen durchsetzen und wird wütend, wenn ihm das nicht gelingt. Nun ist es für die Selbstentwicklung zwar wichtig, dass Kinder lernen, ihren Willen einzusetzen, sie müssen jedoch genauso lernen, Grenzen einzuhalten. Sich allmählich den Vorgaben der Eltern anzupassen, hilft einem Kind sich von den überlegenen Eltern gut geschützt zu fühlen. Es wäre eine sinnvolle Grenze für Ihren Sohn, wenn er lernt, Ihre Körpergrenze zu wahren. Ein Dreijähriger sollte zur Beruhigung nicht den Busen der Mutter streicheln. Der gehört wieder Ihnen und steht Ihrem Sohn nicht mehr zur Verfügung. Vermutlich steht Ihr Sohn noch in heftiger Rivalität zur kleinen Schwester und hat Angst, dass Sie ihn aus Ihrer Gunst verdrängt. Vermitteln Sie Ihrem Sohn, dass die Schwester die Brust noch braucht er jedoch nicht. Das verhilft Ihrem Sohn auch zu mehr altersgerechter Autonomie, denn Dreijährige wollen sich ein Stück von der Mutter lösen. Sie sollten sich auch auf keinen Fall von Ihrem Sohn schlagen lassen. Sie sind einem Dreijährigen überlegen und können ihn zur Not vorübergehend aus dem Raum entfernen. Gespräche nutzen in diesem Alter in solchen Situationen noch nicht. Wenn Ihr Sohn wütend ist, ist er völlig Impuls gesteuert. Er kann dann gar nicht hören, was Sie sagen und es erst recht nicht beachten. Eine eindeutige Handlung Ihrerseits ist dann hilfreicher, als zu argumentieren. Ich betone dies so, weil es für Kinder wichtig ist, dass sie die Eltern als stark erleben können - so sehr sie auch dagegen opponieren mögen. Wenn Ihr dreijähriger Sohn den Eindruck hat, dass er stärker ist als Sie, kann er nicht die Sicherheit finden, dass Sie ihm gegen noch größere Gefahren als einen wütenden Dreijährigen angemessen helfen können. Diese Sicherheit braucht er aber. Sonst wird er verunsichert, was die Wut wieder erhöht. Ihr Sohn ist damit überfordert, diese Situation von sich aus zu ändern. Er kann noch gar keine Einsicht in sein Verhalten haben. Hier Veränderungen zu ermöglichen,  ist eine Aufgabe der Erwachsenen. Ihr Mann sollte Sie dabei intensiv unterstützen. Sollten Sie den Eindruck haben, dass die Problematik dafür zu stark ist, können Sie Unterstützung in einer Kleinkindambulanz oder Familienberatung suchen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 19.02.2024



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