Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Geburt Geschwisterchen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Geburt Geschwisterchen

Rosarot38

Sehr geehrter Herr Doktor Nohr! Ich bin im Moment ziemlich verunsichert und ein wenig ratlos. Es geht um unsere Tochter (2 3/4 Jahre) Sie war bisher das jüngste von fünf Kinder mit vier älteren Geschwistern (im Alter von 27-17) und immer sehr umsorgt und geliebt. Wir waren schon drauf eingestellt, dass die „entthronung“ nicht einfach wird aber wir haben mit dieser Heftigkeit nicht gerechnet… Vor einer Woche ist der kleine Bruder geboren und sie hat sich lange und sehr auf ihn gefreut aber weiß gerade überhaupt nicht wohin mit ihren Gefühlen. Das Verhalten reicht von Provokation (Mama und Papa) bis hin zu auf den Boden werfen, schreien, brüllen, sie sagt sie will sich weh tun, kann sich zu nichts entscheiden… kurz, sie scheint mit allem gerade überfordert! Es kam jetzt schon zwei mal vor, dass wir sie festhalten mussten bis sie sich beruhigt hatte und das war wirklich vor allem für mich sehr schrecklich. Wir haben ihr zwar gesagt, dass wir sie lieb haben und sie loslassen wenn sie sich beruhigt hat aber währenddessen hat sie geschrien und getobt… Jetzt weiß ich nicht genau was zu tun ist, weil ich das Gefühl habe je mehr wir uns um sie kümmern desto „schlimmer“ wird es. Sie wird bei allem mit einbezogen und wir sprechen es an dass wir sehen wie schwer es für sie ist und sie kann mit ihren zwei Jahren auch schon extrem gut und präzise ihre Gefühle benennen. Sie sagt, ich bin traurig oder das macht mich sauer oder „jetzt ist die Stimmung im Eimer“…


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, für Ihre Tochter ist wohl "die Stimmung gerade wirklich im Eimer". Vermutlich hatte sie sich das mit dem Brüderchen so nicht vorgestellt. Sie mag sich gefreut haben, aber wieviel von Ihrer Aufmerksamkeit er dann tatsächlich beanspruchen würde, konnte ihr nicht klar sein. Jetzt versucht Ihre Tochter mit allen Mitteln, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen, um sich zu vergewissern, dass sie von Ihnen auch noch beachtet und vor allem geliebt wird. Es ist ja nicht allein die Entthronung. Die Geburt von Geschwistern kann mit heftigen Ängsten vor Liebesverlust verbunden sein. Ihre Tochter benötigt jetzt Zeit und viele gute Erfahrungen, durch die sie spürt, dass sie von Ihnen geliebt wird wie zuvor. Sie als Eltern wissen zwar, dass sich an Ihrer Liebe zur Tochter nichts geändert hat, aber für Ihre Tochter kann der Bruder wirklich eine Bedrohung sein, die sie sehr verunsichert. Um diese unbewussten Prozesse weiß sie aber nicht. Deshalb kann sie sich nur über ihr Verhalten ausdrücken. Wenn sie Ihrer Tochter mit größtmöglicher Gelassenheit begegnen und ihr zeigen, dass Sie Verständnis für ihre heftigen Gefühle haben, wird sie sich nach einiger Zeit an die neue Familiensituation gewöhnen und den neuen Bruder akzeptieren. Vermutlch ist es im Alter Ihrer Tochter sehr hilfreich, dass Sie sie durch Festhalten vor Selbstverletzungen bewahren. Sie können ihr das auch damit erklären, dass Sie sie zu liebhaben, um zuzulassen, dass sie sich so wehtut. Sie brauchen sich keine Gedanken darüber zu machen, dass Ihre Zuwendung das Verhalten Ihrer Tochter verstärkt. Jetzt braucht sie die besondere Zuwendung. Wenn sie sich wieder sicher ist, dass ihr nichts verloren geht, wird sich dieses Bedürfnis auch wieder legen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und ein gutes Ankommen in der neuen Familiensituation. Ingrid Henkes


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