Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Folgen von einmaligem Schimpfen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Folgen von einmaligem Schimpfen

Vanda

Sehr geehrte Frau Henkes, mit ca 10 / 11 M hatte unsere Tochter (13 M) eine Vorliebe für Steckdosen. Sie hatte ständig die Finger in den SD. Natürlich haben wir überall einen Schutz, wollten wir ihr aber beibringen, dass sie nicht hineinfassen darf. Also haben wir immer "nein" gesagt, kurz erklärt und sie von den SD weggesetzt. Häufig hat sie das jedoch als Spiel gesehen und ist immer wieder lachend  hingekrabbelt. An einem Tag kam mein Mann in eine solche Situation dazu, in der sie das Hineinlangen wieder als Spiel gesehen hat. Er schimpfte mit ihr (sagte nachdrücklich nein u dass sie nicht dort hineinlangen darf, weil sie sich da weh tun kann). Sie war davon sehr erschrocken und verunsichert (das sah man an ihrem Gesichtsausdruck und sie machte ein Schippchen), sodass wir sie getröstet haben. Danach war es wieder ok, an den SD war sie seit dem nicht mehr (ich möchte noch betonen, dass "schimpfen" oder streng "nein" sagen normalerweise nicht zu unserem Alltag gehört). Zu ihrem 1. Geb bekam sie ein Bilderwörterbuch, in dem auch eine SD ist. Wenn wir mit ihr dieses Buch anschauen und die SD zeigen, möchte sie immer die Seite überspringen, fängt beinahe zu weinen an od möchte das Buch zuklappen. Wir machen uns nun starke Vorwürfe, ob wir einen Fehler gemacht haben und zu streng waren? Wir dachten, dass es wichtig sei ihr beizubringen, dass SD gefährlich sein können und sie deswegen nicht dort hineinlangen darf. Welcher Weg wäre besser gewesen? Vielen Dank im Voraus


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, diese Vorwürfe brauchen Sie sich wirklich nicht zu machen. Es ist nämlich wirklich sehr wichtig, dass Kinder nicht in Steckdosen greifen. Das kann Ihre einjährige Tochter noch nicht verstehen. Deshalb benötigen Kinder in diesem Alter einen Außenreiz, der Ihnen hilft das Verbotene zu meiden. Selbst wenn Sie etwas zu laut oder streng gesprochen hätten, war das doch nötig. Auf das Nein" reagieren Kleinkinder häufig mit der geschilderten Begeisterung, erst recht daran zu fassen. Vermutlich war Ihre Tochter erschrocken, weil sie diese strenge Reaktion von Ihnen noch nicht kannte (Sie diese auch nur sehr selten einsetzen). Aber es ist doch sinnvoll, dass sie die auch kennenlernt, um zu verstehen, dass da wirklich eine Grenze besteht. Und Sie haben sie ja auch getröstet und beruhigt. Das sind die entscheidenden Reaktionen von Eltern. Sie müssen manchmal klare Grenzen setzen, aber Sie begleiten dabei die emotionale Wirkung auf ihr Kind einfühlsam und unterstützend. Das Verhalten Ihrer Tochter zeigt, dass sie die Kombination von Steckdose und etwas Unangenehmem verinnerlicht hat. Sie können Ihre Tochter ruhig das Tempo bestimmen lassen, mit dem sie sich von der Erinnerung an die unangenehme Situation löst. Sie können das ja jetzt noch nicht mit ihr besprechen. Wenn sie die Buchseite überspringen will, ist das in Ordnung. Das wird sich allmählich legen. Alles Gute Ihnen Ingrid Henkes


Vanda

Sehr geehrte Frau Henkes, ich danke Ihnen von Herzen für Ihre bestärkende und beruhigende Einschätzung! Ich wünsche Ihnen alles Gute!


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