Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Fixierung auf Geschwisterkind

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Fixierung auf Geschwisterkind

Tina126

Beitrag melden

Liebe Frau Henkes, unsere Tochter (29 Monate) „klebt“ immer wenn wir zu Hause sind an ihrer kleinen Schwester (11 Monate). Sie war schon immer sehr in sie verliebt, aber seit knapp 6 Monaten ist es extrem anstrengend für alle. Immer will sie sich auf sie legen, sie umarmen, hoch nehmen und manchmal tritt und schlägt die Große die Kleine auch. Wenn sie nach der Krippe zu Hause ist, hat die Kleine keine ruhige Minute mehr. Teils ist es auch gefährlich, also muss immer jemand in direkter Nähe sein. Ich fühle mich dadurch sehr ausgelaugt, weil ich ständig ermahnen muss und zu nichts komme. Ich versuche so gelassen wie möglich zu bleiben, einfach ihre Energie abzuleiten/ sanft einen Arm zwischen die beiden zu halten. Bei ungefährlichen Attaken zu warten, bis die Kleine sich beschwert, um ihre Reaktion nicht voraus zu nehmen. Ruhiges Spiel der beiden positiv hervorzuheben, aber wenn Gefahr droht bin ich auch laut und versuche es mit meiner Stimme zu stoppen. Selbst wenn ich mit der Große spiele und die Kleine alleine spielt, sobald die Große sie sieht/ wahrnimmt rennt sie hin. Und jetzt nach einer Woche Krippenfrei bin ich abends einfach nur genervt, was ich nicht immer ganz verbergen kann.  Wenn die Kleine nach den „Attaken“ weint, nimmt die Große sie sofort in den Arm und entschuldigt sich und gibt ihr einen Kuss. Was können wir tun, damit das weniger wird? Wie lange dauern solche Phasen in der Regel? Noch zwei Wochen Ferien und ich kann jetzt schon nicht mehr.  Ich habe Angst, dass dadurch auch langfristig das Verhältnis der beiden beeinträchtigt wird. Die Große ihre Schwester mit Ärger in Verbindung bringt und die Kleine Angst vor ihrer Schwester hat.  Ein paar Worte zu unsere Großen: Sie ist sehr sensibel und benennt schon gut ihre Gefühle (traurig, sauer, Angst) und die der anderen, teilt immer mit anderen Kindern, wird sehr von anderen Kindern gemocht, ist sehr lustig und will immer im Mittelpunkt stehen. Selbst ihre Erzieherinnen kommen mit ihr manchmal an ihre Grenzen, da sie sehr anhänglich und gleichzeitig sehr frech und laut ist. Sie haut gerade auch viel in der Krippe und auf dem Spielplatz, deutlich mehr als zu Hause. Wir Eltern oder Erzieher werden nie gehauen. Neulich hat sie sogar eine fremde Frau beim einkaufen einfach so gehauen. Die Große ist ein echtes Mama Kind und will mich seit ihrer Geburt immer in ihrer Nähe haben und will grundsätzlich im gleichen Raum sein wie ich. Ich versuche regelmäßig ganz konzentriert nur mit ihr zu spielen, aber das ist nicht täglich möglich, da mein Mann lange arbeitet und ich somit mit den Kindern viel alleine bin. Richtige Eifersucht in Bezug auf die Schwester kommt erst seit ein paar Wochen ab und zu, aber eigentlich will sie immer, dass ihre Schwester dabei ist. Vielen Dank für ihre Mühe, Tina 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, was Sie beschreiben, hört sich danach an, als wolle Ihre ältere Tochter der jüngeren immer besonders nahe sein, um sie unter Kontrolle zu haben. Einen starken Gegner behält man am besten im Blick. Damit möchte sie einerseits ihre Rivalität zur jüngeren Schwester ausleben. Zum anderen ermöglicht es ihr  viele kleine aggressive Übergriffe. Das Drauflegen gehört sicher auch dazu. Ich möchte betonen, dass es sich hier um unbewusste Prozesse handelt, die Ihre Tochter in keiner Weise kontrollieren kann. Auch die kindliche Aggressivität gehört ganz normal zur Entwicklung. Kleinkinder leben sie möglichst aus und müssen erst lernen, sie in sozial angemessene Formen umzuwandeln. Die jüngere Schwester wird der älteren mit zunehmendem Alter zu einer bewussteren Konkurrenz, weil die Jüngere mit knapp einem Jahr einen größeren Bewegungsradius hat und jetzt zunehmend in den Radius der Älteren eingreifen kann. Mit zweieinhalb Jahren ist ihre Ältere noch zu jung, um für diese Prozesse auf sprachlicher Ebene erreichbar zu sein. Sie braucht jetzt die Sicherheit, dass sie Ihre Liebe nicht verliert und dass ihr der Platz bei Ihnen sicher ist. Gleichzeitig muss sie aber auch spüren, dass Sie die Jüngere wirksam vor ihr schützen. Durch dieses Erleben erfährt sie ja auch, dass Sie sie schützen können, wenn es notwendig wäre. Es wäre sicher hilfreich, wenn Sie Ihrer älteren Tochter deutlich vermitteln, dass Sie nicht möchten, dass sie die Schwester bedrängt. Manchmal reicht da ein verbales Eingreifen nicht. Kleinkinder benötigen dann auch ein ruhiges aber bestimmtes Entfernen aus der Gefahrenzone. Dann kann sich der Ärger Ihrer Tochter gegen Sie richten. Sie merkt dann, dass Sie den aushalten und es Ihre Liebe zu ihr nicht beeinträchtigt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Tina126

Beitrag melden

Ich habe vergessen zu erwähnen, dass unsere Große ein echter Wildfang ist und sehr viel Energie hat. Wir sind deshalb viel im Garten/ Wald und Spielplatz. Sie geht nicht, sondern rennt ausschließlich (außer an der Hand), so stürmt sie auch mit viel Energie und Schwung auf ihre Schwester zu.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo! Ich schrieb bereits hier: /entwicklung/Schwierige-Loesloesung-KiGa_46654.htm Nachdem unser Sohn Mitte Jan tats. den KiGa akzeptiert hat und uns fröhlich verabschiedete geht seit kurz vor der Geburt des Geschw. Mitte Feb nichts mehr.Er mag eigentlich hin,spielt dort auch fröhlich,sagt aber er hat Angst und will mit nach hause sobald mein M ...

Lieber Dr. Posth,unser Sohn ist 2,5 Jahre und ich bin im 8 Monat schwanger. Nun ist es so dass er alles möchte was wir bisher für das Baby bereit stellen. z.B. möchte er unbedingt auch ins Laufgitter und aus der Nuckelflasche trinken. Wir haben ihm das bis jetzt erlaubt, da wir keine Eifersucht aufkommen lassen möchten. Aber ob das so richtig ist? ...

Sehr geehrter Herr Dr,Posth, Wir haben seit unser 2.kind geboren wurde, folgendes Problem mit unserem 2 1/2 Jahr alten Sohn. Er fragt immer nach seinem Bruder, will ihn streicheln, halten.aber es endet immer damit, das er dem Kleinen weh tut (hauen, beißen,). Wir erklären ihm jedesmal das es ihm fürchterlich weh tut und er muss sich entschuldigen. ...

Lieber Dr. Posth seit 12 Tagen ist unser Sohn (3 1/4, forumgerecht erzogen, sehr sensibel, LL gut) großer Bruder. Die ersten Tage war er sehr aufgekratzt, nach 1 Wo wurde er traurig und in sich gekehrt. Vor ein paar Tagen habe ich ihn heimlich weinen sehen und ihn darauf angespr. Er sagte erst, er traue sich nicht zu sagen was los sei, dann gest ...

Hallo H. Dr. Posth, da mein Mann berufl.stark angebunden ist, läuft es nicht so richtig mit der Loslösung. Unsere Tochter, 2,5, will schon, aber in Momenten wie beim Insbettbringen hängt sie wieder an mir. Wir haben seit 3 Mon. einen Sohn...das macht's nicht einfacher. Beide Kinder sind zu Hause. T. war davor 1,5 Jahre in Krippe. Welche Chancen hab ...

S.g. dr. P., tochter 20 mo, baby 2 wo. Papa noch 4 wo zu hause. Klappt ganz gut, ausser, wenn papa gestresst ist. Ist dann schnell ungeduldig u ermahnt viel, sagt dann z.b, wenn to sich anhaut: da musst du halt besser aufpassen! Erst dann trost. To spürt das u reagiert mit weinen nach mir u aggressiv auf papa. Kann nicht immer trösten, wenn ich sti ...

Sehr geehrte Frau Henkes, demnächst wird auch unsere 2-jährige Tochter große Schwester. Wir haben uns sehr viel mit der Thematik der Entthronung beschäftigt und versucht mit Büchern und diversen Situationen im Alltag schon mal vorzufühlen und unsere Maus sanft vorzubereiten. Nun liest man immer von Familien, dass sie auch alles ihnen mögliche g ...

Hallo Frau Henkes, meine Tochter 3 Jahre ist seit rund drei Wochen wegen Erkrankung zuhause. Die Eifersucht auf den 4 Monate alten Bruder wird täglich stärker. Heute hat sie ihn drei Mal geschlagen und auch von meiner Brust beim Stillen weggedrückt. Ich kann mich ihm kaum mehr zuwenden. Sie geht immer dazwischen.Wie soll ich ihr gegenüber reagi ...

Hallo, ich habe bereits eine 4,5 Jahre alte Tochter und vor 2 Wochen kam mein Sohn auf die Welt. Meine Tochter und ich waren immer eine ganz enge Einheit, sie geht nur 4 Stunden am Tag in den Kindergarten und der Rest ist unsere Zeit. Wir sind wirklich wie eins gewesen immer und sie ist durch und durch Mama Kind. Ich habe sie schon drauf vorbereit ...

Hallo,  ich habe einen Sohn der ist jetzt 4,5 Jahre alt. Er ist ein richtiges Mama Kind und mag gerne kuscheln oder Körperkontakt. Vor ca 3 Monaten ist seine Schwester auf die Welt gekommen. Er hat etwas gebraucht um sich zu finden und auch das Mama nicht mehr zu 100 Prozent für ihn da sein kann. Der Papa hat das aber gut auffangen können. Der ...