Sehr geehrter Hr. Posth,
das Essverhalten meines Sohnes (8,5M) hat sich in letzter Zeit verändert. Konnte man ihn bis vor einigen Wochen noch mit Gemüse und anderer hochwertiger Kost normal füttern, ist seit seiner Entdeckung eines Vanille-Griesbrei ( viel Zucker) sein Appetit darauf gen Null gegangen.Seit 2,5 M. bekommt er tgl. 6 MZ, davon 3 MZ als Beikost (aus den Gläschen). Selbstgekochtes verweigerte er von Anfang an.
Soll ich bei mittlerweile fast jeder MZ seine Teil- bzw. Vollverweigerung der normalen Kost nachgeben und auf Vanille-Griesbrei ausweichen oder soll ich es darauf ankommen lassen und ihn stattdessen hungrig bis zur nä Mahlzeit warten lassen, um dann vielleicht mit der normalen Kost erfolgreicher zu sein. Ich möchte nicht ein falsches Verhalten bei im fördern( Mutter macht eh was ich will…) und andererseits habe ich Angst ihm zu zwingen…
Für die Beantwortung meiner Frage bedanke ich mich im Voraus.
Mfg
von
iko
am 25.02.2013, 08:46
Antwort auf:
Essen
Hallo, durch Erzwingen von Nahrungsaufnahme erzeugt man schnell eine Fütterstörung. Das sollten Sie also auf keine Fall tun. Hungern-lassen ist wie Schreien-lassen unethisch und alles andere als förderlich für die gesunde seelische Entwicklung eines Säuglings und Kleinkinds. Es erzeugt Stress und führt zu keiner sinnvollen Verhaltensänderung.
Aber es gibt Tricks. Zunächst einmal reagiert Ihr Sohn nicht falsch. Der Vorzug von süßer Nahrung ist ein Ergebnis der menschlichen Entwicklung auf Erfahrungsbasis. Denn ihr Gegenteil, bittere oder salzige Nahrung könnte ungesunde Bestandteile enthalten. Praktisch alle Kinder bevorzugen also zuckerhaltige Nahrung. Demzufolge sollte man besser nichts zu Süßes füttern, sondern geschmacklich ausgewogene Nahrung wählen.
Nun kann man süßes und "saures" miteinander mischen, was in anderen Kulturen weit mehr als bei uns üblich ist. Man könnte auch abwechselnd einen Löffel Gemüsekost und einen Obstbrei geben. Allerdings könnte es passieren, dass Ihr Sohn Ihnen bald nicht mehr traut, was sie ihm jetzt anbieten.
Nur eins findet nicht statt: das Überlegen eines Säuglings, wie er seine Mutter rumkriegen könnte, ihm nur noch Vanillebrei zu füttern. Dazu fehlen ihm noch alle geistigen Voraussetzungen. Der Säugling kann nur im Moment reagieren, und er kann erste Erwartungen aufbauen (Antizipationen). Aber er kann vorab keine Pläne schmieden oder versuchen, seine Eltern um den Finger zu wickeln. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.02.2013