Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Eingewöhnung Red Flags

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Eingewöhnung Red Flags

BarbaraT

Guten Morgen Frau Henkes, Unser zweitgeborener wird seit 2.5 Wochen eingewöhnt (er ist fast 2 Jahre alt), leider läuft es ganz anders als bei der Großen damals und bereitet mir ein wenig Sorgen.  Er ist ein sehr fröhliches, energiegeladenes Kind, körperlich weit und fit, spricht allerdings wenig (late talker mit ca 40 Wörtern mittlerweile) und schon immer recht auf mich fixiert. Er macht auch viel mit dem Vater, auch alleine. Aber wenn er keine Lust hat, ist er sehr vehement darin bei mir bleiben zu wollen und lässt sich dann nur mit viel Mühe ablenken. Nun wird er also eingewöhnt. Die erste Zeit in meiner Gegenwart war er sehr glücklich, hat viel alleine gespielt, sich hin und wieder vergewissert, dass ich da bin. Nach 4 Tagen wollten die Erzieherinnen bereits trennen, da sie meinten, unsere Bindung sei so stark und er schon so alt, dass es sonst zu spät sei? Ich meinte, ich wolle noch ein wenig warten, damit er irgendwie die Erzieher kennenlernt und Bezugspersonen als Ersatz hat, da anfangs jeden Tag eine andere fehlte krankheitsbedingt. Nach 6 Tagen wurde aber getrennt, weil sie drauf beharrten  Einen Tag später sollte ich ihn bereits an der Garderobe abgeben. Seitdem ist es wirklich herzzerreißend schwierig. Die ersten 2 Tage weinte er bereits extrem an unserer Haustüre, weil er wusste, er muss alleine hin. Ich konnte ihn kaum hinkriegen oder dort umziehen. Dann kamen die Tage, wo er nur noch beim Abschied weinte und winkte. Aber er weint auch im Kita immer wieder, steht viel an der Tür, lässt sich ab und an ablenken, macht aber beim Morgenkreis und Frühstück nicht mit, weist die Erzieherinnen oft ab. Einen Tag hat er anscheinend alle Kinder geschlagen, da haben wir aber zu Hause darüber gesprochen und seitdem ist das nicht mehr passiert (er spricht wenig, aber verstehen kann er sehr viel). Das als kurzer Abriss. Die Erzieherinnen meinen, er sei sehr willensstark und will das einfach nicht. Anscheinend ist diese Eingewöhnung sehr viel zäher als bei allen anderen Kindern. Es fiel auch schon der Satz, dass manche Kinder für die Krippe nicht gemacht sind und man es dann halt mit 3 Jahren versuchen muss. Im Januar würde meine Arbeit starten. Nun meine Fragen, was sind Anzeichen/ red flags beim Kind, die wirklich zeigen, es ist noch rein gar nicht bereit für Fremdbetreung? Ich achte schon auf Wesensveränderung nach dem Kindergarten, aber bisher sehe ich "nur" dass es ihn dieses neue Kapitel natürlich beschäftigt. Ab wann macht ein Abbruch wirklich Sinn? Und kann man irgendwie unterstützen ausser seinen Bindungstank davor und danach zu füllen, und versuchen ihn aufzufangen?  Ich halte von einigen Aussagen der Erzieherinnen wenig, aber das war der einzige Krippen-Platz, den wir bekommen haben und zum einen will ich bei meinem Kind nichts kaputt machen vor die Zukunft und bin so unsicher, wie oder wie lange wir das probieren und weitermachen sollen. Vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung und Zeit.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Ihr Sohn hat tatsächlich eine sehr kurze Eingewöhnungszeit bekommen. Das kann für Zweijährige zu wenig sein, um die Trennung von der Mutter zu bewältigen. Die beschriebenen Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung sind nicht ungewöhnlich. Sie kommen bei vielen Zweijährigen vor, wie Sie auch an den Fragen hier im Forum sehen können. Sie beruhen zudem nicht auf der Willensstärke eines Kindes, sondern sind Anzeichen dafür, dass das Kind sich in einer Situation unwohl fühlt, weil es ihr noch nicht gewachsen ist. Ein sicheres Anzeichen für eine Überforderung mit der Kigabetreuung besteht darin, dass ein Kind sich gar nicht auf die Angebote des Kigas einlassen kann. Nimmt Ihr Sohn Kontakt zu anderen Kindern auf? Lässt er sich auf Aktivitäten ein? Wenn ein Kind nur darauf wartet, dass die Kigazeit vorüber ist und still irgendwo sitzt, ist es mit der Kitabetreuung sicherlich noch überfordert. Sie können Ihren Sohn unterstützen, indem Sie ihm deutlich zeigen, dass Sie ihm den Kigabesuch zutrauen. Ihr Sohn spürt, wenn Sie selbst wegen des Kigabesuchs unsicher sind. Es ist zudem gewiss hilfreich, wenn Sie nach dem Kiga das Nähebedürfnis Ihres Sohnes möglichst erfüllen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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