Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Bindung und Oma

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Bindung und Oma

Raupenmama

Hallo Frau Henkes, Ich mache mir langsam ein bisschen Gedanken wegen meiner kleinen Tochter (15 Monate).  Wir wohnen auf einem Hof zusammen mit meinen Eltern. Oma ist praktisch von Anfang an immer da und sie haben ein sehr enges Verhältnis. Nun wird es aber mittlerweile immer extremer. Wenn die kleine morgens aufwacht, schiebt sie mich schon beiseite und fragt nur nach Oma. Morgens gehen sie immer zusammen die Hühner füttern. Sie fragt so lange  bis sie irgendwann jammert oder die Türe anschreit. Ich komme absolut nicht mehr an sie heran. Das geht eigentlich immer so, sobald wir oben zu zweit in der Wohnung sind. Ich kann allerdings nicht den ganzen Tag mit ihr weg fahren. Sie möchte nur zu Oma. Wenn sie sich weh getan hat, schreit sie nach Oma. Das bringt mich langsam zum Nachdenken, dass sie die Oma in der Bindungshirarchie so nach oben setzt. Wenn ich schimpfe oder ich sie mal nicht fröhlich betüddel, möchte sie zu Oma. Gestern hat sie sogar die Türe vor meiner Nase zu gemacht, als sie bei Oma drin war. Natürlich ist sie noch so klein und hat dabei vermutlich noch keine Hintergedanken. Bei einer Trennung von Oma weint sie bitterlich. Wenn ich mich verabschiede, scheint es ihr gleichgültig zu sein.  Ja man hört oft, dass sie sich meiner Nähe sicher ist und deshalb ihre Beziehungen ausweitet. Dennoch lässt mich so extremes Verhalten zweifeln. Was habe ich evtl falsch gemacht? Ist sie bei mir unglücklich oder gelangweilt? Sollte ich mehr mit ihr unternehmen? Sollte ich es ihr öfter verweigern, wenn sie zu Oma möchte oder ist es sinnvoll, sie so oft wie möglich dort zu lassen. Unternehmen wir zu dritt etwas, kann ich eigentlich auch zuhause bleiben. Sie würdigt mich keines Blickes.  Zu zweit singen wir viel und lesen ihre Bilderbücher. Wir unternehmen viel miteinander. Ich trage sie oft und achte immer auf ihre Bedürfnisse. Sie weint allerdings viel und ist mehr unzufrieden als zufrieden. Bei Oma allerdings nicht. Da strahlt sie die ganze Zeit. Nehme ich sie wieder zu mir, wird wieder durchgehend gejammert. Sie scheint mir kognitiv fit zu sein und versteht fast alle sprachlichen Aufforderung. Ansonsten ist sie normal entwickelt. Ich gehe nicht arbeiten und bin jeden Tag bei ihr.  Vielen Dank für Ihre Einschätzung 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie etwas falsch gemacht haben oder dass Ihre Tochter sich in Ihren Räumlichkeiten nicht wohlfühlt. Kann es sein, dass zwischen Ihnen und der Oma eine Konkurrenz besteht, die möglicherweise von der Oma gefördert wird. Mir erscheint es sinnvoll, dass Sie mit der Oma das Gespräch suchen. Diese sollte Sie darin unterstützen, Ihre Tochter wieder mehr auf Sie zu zentrieren und müsste Ihrer Tochter eventuell häufiger vermitteln, dass sie nicht immer Zeit für sie hat. Ihre Tochter hat ganz sicher keine Hintergedanken. Das ist in diesem Alter noch gar nicht möglich. Ich kann aus der Distanz nicht einschätzen, was Ihre Tochter so zur Oma drängt. Sie können Ihrer Tochter aber durchaus vermitteln, dass Sie etwas mit ihr machen möchten und dass es Ihnen wichtig ist, dass sie bei Ihnen bleibt. Das dürfen Sie dann auch durchsetzen. Ohne den Kontakt zur Oma plötzlich allzu drastisch zu reduzieren, sollten Sie sich deutlich mehr ins Spiel bringen. Ihre Tochter sollte erleben, dass Sie deren guten Kontakt zur Oma neidlos aushalten können, aber selber größten Wert auf die Gesellschaft Ihrer Tochter legen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Raupenmama

Kleiner Nachtrag:  Das ganze geht schon so, seit ca. Ihrem ersten Geburtstag. Gerade zahnt sie extrem. Man würde meinen, da braucht es die Mama aber sie jammert eigentlich den ganzen Tag nur die Türe an. Wenn Oma nicht da ist, will sie raus oder lieber drüben in Omas Wohnung spielen. Als ob sie sich bei uns zuhause überhaupt nicht wohl fühlt. Sie geht auch nicht ohne mich in ein anderes Zimmer und sie weint, sobald ich mich einen Meter entferne. Bei Oma tappst sie freudig durch die ganze Wohnung. Läuft auch gerne in andere Zimmer und spielt dort für sich. Ist sowas denn möglich, dass sich Kleinkinder in den Räumlichkeiten nicht wohl fühlen? 


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Dr. Posth, zuallererst ein großes Lob und vielen Dank für das, was Sie für die Kinder leisten. Ihr Buch (v. U. z. S.) sollte als Elternbibel jedem Paar nach einer Geburt mitgegeben werden. Meine Frage: U. Tochter (27 Mo) ist ein sehr sensibles Kind, geht in die Krippe (sanfte Eingew.) und hat eine Schwester (6 Mo). Bindung zu mir (Mu ...

Hallo Frau Henkes,  ich bin eigentlich vom Fach, aber meine fachliche Kompetenz verlässt mich etwas bei der Eingewöhnung meiner Kinder (Zwillinge, 31 Monate). Ich habe immer dafür postuliert, dass Kinder sanft und nicht zu früh eingewöhnt werden sollen, "gute und schnelle Eingewöhnung" von 1, 2 Wochen eine Anpassungsleistung der kleinen Kinder dar ...

Sehr geehrte Frau Henkes, vielen Dank für Ihren Einsatz auf dieser Website. Ich habe folgende Frage: vorhin bin ich leider mit meiner Tochter (8 Monate) auf dem Arm gestürzt. Es ist ihr körperlich nichts passiert, da ich sie noch auffangen konnte, aber sie hat sich sehr erschrocken und danach laut geweint. Sie ließ sich jedoch schnell wieder ...

Guten Tag Frau Henkes, mein Baby ist 10 Monate alt und eher aufgeschlossen, fremdelt wenig. Mein erstes Kind war sehr auf mich bezogen und deshalb gab es folgende Situationen von mir aus kaum : -Baby im Raum oder draußen kurz allein mit bekannten Personen ( Omas,Opas)  lassen ohne Verabschiedung  - Oma (sehen sie alle 2-3 Wochen) allein m ...

  Hallo nochmal. Ich hatte im Juli schonmal geschrieben. Es geht um das Verhalten meiner Tochter (16 Monate) Letzte Woche waren wir zusammen bei einer Freundin (sie hat sie lange nicht gesehen & sie war noch nie bei ihr zu Hause) und meine Tochter wollte direkt zu ihr auf den Arm und hat fast nur mit ihr gespielt und wollte später nicht zurü ...

Sehr geehrte Frau Henkes,   haben Sie vielen Dank für Ihre Beantwortung der Fragen in diesem Forum.   Nun zu meiner Frage: Meine Tochter ist 9 Monate alt und sehr häufig ein quengeliges Baby. Sie ist sehr auf mich bezogen und hat mal mehr, mal weniger starke Phasen des Fremdelns. Leider gibt es nunmal auch Momente, in denen sie vom ...

Liebe Frau Henkes Vielen Dank für Ihre Arbeit in diesem Forum. Mich beschäftigt schon länger etwas, mal mehr, mal weniger.  Unsere Tochter ist 12 Monate alt und die ersten 10 Monate war ich Vollzeit mit ihr zu Hause. Sie ist ein total fröhliches Kind, schläft gut, isst gut (und nahezu alles) und läuft seitdem sie 10 Monate alt ist. Ein rich ...

Meine Frau und ich habe eine 16 Monate alte Tochter. In der Beziehung kam es oft zu Streit durch Fehlverhalten meinerseits. Ich habe mich so sehr auf mich selbst konzentriert, dass ich meine Frau alleine gelassen habe mit allen Situationen und schaffe es nun auch nicht zu entlasten. Sie ist sehr liebevoll und fürsorglich zu unserer Tochter, ist im ...

Liebe Frau Henkes, ich bin 38 Jahre alt, Mutter dreier Kinder (1, 4 und 7 J. alt) und leide selber unter einer generalisierten Angststörung und aktuell einer mittelschweren Depression. Vor 20 Jahren habe ich bereits eine Verhaltenstherapie gemacht, die auch vorerst gut half. Jedoch war die Zeit seit meiner ersten SS vor 8 Jahren geprägt von Äng ...

Mein Sohn ist ein absolutes Wunschkind und ich wusste von Anfang an um die Wichtigkeit sich feinfühlig und voller Liebe mit ihm zu beschäftigen und prompt auf seine Bedürfnisse einzugehen, um eine sichere Bindung aufbauen zu können. Leider entwickelte ich nach einer sehr schwierigen Geburt, bei der ich fast verstorben wäre, auch noch eine postnat ...