Iris_
Hallo Fr. Dr. Heinkes, meine Tochter (2,5 J) und mein Mann haben zur Zeit eine etwas schwierige Phase. Unsere Tochter verhält sich in manchen Situationen ablehnend meinem Mann ggüber. (Er darf ihr abends nichts vorlesen, kein Kuss geben, etc.) In seiner Verletzung reagiert mein Mann oft beleidigt bzw sagt ihr, dass ihr Verhalten nicht lieb sei usw.) Ich weiß nicht, ob das eine normale Phase ist oder ob meine Tochter so auf den Charakter meines Mannes reagiert. Er ist im Stress oft laut, ungeduldig, erwartet generell zu viel rationales und vernünftiges Verhalten von ihr. Ich persönlich erlebe ihn im Streit mir ggüber auch oft herablassend und gemein. Für ihn ist das alles immer nie so gemeint. Bei mir hallt es aber nach. Kann das bei meiner Tochter auch der Fall sein? Wenn er ruhig und geduldig ist, spiegelt sich das auch in ihrem Verhalten wieder. Hat es Auswirkungen, wenn er vor Enttäuschung zu ihr sagt "Lass mich in Ruhe" oder "dein Verhalten ist nicht lieb" oder er sich generell abweisend verhält? Wie sollte er besser reagieren? Ich habe Angst, dass die beiden ein gestörtes Verhältnis bekommen. Vllt reagiert sie ja nur auf sein oft unverhältnismäßiges Verhalten. Man merkt oft, dass dann wirklich der Wurm drinnen ist. Es geht immer nur ein oder zwei Tage gut. Er ist doch der Erwachsene und sollte sich anders zu helfen wissen, oder? Iris
Guten Tag, Sie haben recht: Ihr Mann ist der Erwachsene, aber er weiß sich derzeit offenbar nicht besser zu helfen. Wichtig wäre zunächst mal, dass Ihr Mann seinen Umgang mit Ihrer Tochter selber als problematisch sieht. Nur dann kann er ja was ändern. Ein zweieinhalbjähriges Kind kann mit "nicht so gemeint" noch nichts anfangen (Ihnen fällt das ja auch schwer.). Ihre Tochter reagiert ablehnend, wenn sie mit dem Verhalten des Vaters überfordert ist. Das ist ein sehr verständliches und richtiges Verhalten. Es kann doch nicht darum gehen, den Vater zu "ertragen", sondern positiven Kontakt zu ihm zu haben, schöne Dinge mit ihm zu machen, damit die Vater-Tochter-Beziehung sich positiv entwickeln kann. Wenn der Vater das gerade nicht anbieten kann, zieht Ihre Tochter sich zurück. Wenn Ihr Mann auf das abweisende Verhalten der Tochter mit Liebesentzug reagiert, lernt Ihre Tochter früh, dass man sich nicht abwenden oder nein sagen darf. Das ist nicht unbedingt das, was Kinder lernen sollten. Er könnte bedenken, dass es heute oft darum geht, Kinder darin zu stärken, nein zu sagen. Das ist später für ältere Kinder eine wichtige Ressource, um sich vor unangenehmen Begegnungen im Notfall schützen zu können. Die von Ihnen beschriebene Konstellation lässt sich oft nur schwer durch Gespräche der Eltern auflösen. Meist steht dann einer "besser" da als der andere. Das kann Einsicht und Änderungen verhindern. Die sind ja auch nicht nur über Einsicht zu erreichen. Möglicherweise könnte Ihnen eine Beratung weiterhelfen, wo eine neutrale Person von außen auf die Situation schaut. Die ist am familiären Geschehen nicht beteiligt und hat daher den klareren Blick. Ihre Tochter hat noch große Bereitschaft sich auf den Vater einzulassen, wenn er sich ihr einfühlsam nähert. Das kann auch Ihr Mann an ihr beobachten. Dies ist eine große Chance, die es zu nutzen gilt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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